Der «Truther» und selbsternannte Friedensforscher Daniele Ganser plant einen Auftritt zum Thema «Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?» in Kiel. Wie auch an anderen Orten gibt es auch in Kiel Widerspruch gegen seinen Auftritt.
Die Wunderino-Arena, wo Ganser zu Gast sein soll, kann aus Vertragsgründen nicht mehr absagen, hätte ihm jedoch aus heutiger Sicht nicht zugesagt.
Auf Twitter warnen Wissenschaftler vor den Auftritten des Schweizers: Ganser mache Falschaussagen und verharmlose den Holocaust.
In Dortmund, wo Daniele Ganser am 27. März gastieren sollte, protestierte ein breites politisches Bündnis gegen den Vortrag. Der Auftritt wurde schließlich von Seiten der Westfalenhallen abgesagt. Das bestätigte ein Sprecher der Westfalenhallen.
Kieler Professorin zum Auftritt Gansers: Thesen sind wissenschaftlich nicht haltbar
„Das sind keine seriösen Bücher und Auftritte. Sie sind voll mit oft längst widerlegten Verschwörungstheorien, Geraune und Desinformationen, die wissenschaftlichen Erkenntnissen entgegenstehen“, erklärt Martina Winkler, Professorin für die Geschichte Osteuropas an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gegenüber den Kieler Nachrichten.
Als Beispiel nennt die Osteuropa-Historikerin ein Narrativ zum Zwei-plus-Vier-Vertrag aus dem Jahr 1990, das Daniele Ganser in seinen Vorträgen nutzt.
„Er behauptet, die Nato habe Russland damals versprochen, sich nicht weiter im Osten auszubreiten. Der ehemalige sowjetische Staatschef Michael Gorbatschow selbst hat solchen Aussagen mehrfach widersprochen. Laut der Forschung gab es solche Zusagen damals eindeutig nicht.“
In der Kritik steht Ganser darüber hinaus, weil er in dem Film „Pandamned“ die Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte mit der Judenverfolgung durch die Nazis in Verbindung setzt, was als Verharmlosung des Holocausts gilt.
„Der Mann ist rhetorisch geschickt. Soweit ich weiß, äußert er sich nie explizit antisemitisch“, erläutert Winkler. „Aber jüdische Gemeinden werfen ihm die Nutzung antisemitischer Codes wie ,neue Eliten’ vor, die zu Verschwörungstheorien wie dem ,Great Reset’ passen. Damit bereitet er bestimmte Denkmuster vor.“
Keine Absage in Kiel: Wunderino-Arena Kiel ist an Vertrag gebunden
Die Wunderino-Arena in Kiel sieht sich vertraglich gebunden, den Auftritt durchzuführen.
„Wir haben im Herbst 2022 einen Vertrag für eine Vortragsveranstaltung mit Dr. Ganser geschlossen, der für uns bindend ist“, erklärt Geschäftsführer Stefan Wolf.
Dass der Historiker hochumstritten ist, sei ihm nicht bewusst gewesen, sagt Wolf: „Aus heutiger Sicht hätte ich anders auf die Anfrage reagiert.“ Er könne die Veranstaltung jetzt nicht einfach, weil er dann Vertragsbruch begehen würde und hohe Regressforderungen auf die Halle zukämen. Gansers Auftritte seien ja nicht verboten.
Die Halle wirbt aber online nicht mehr für den Auftritt, auch Kiel-Marketing hat ihn auf Hinweis der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein aus dem Veranstaltungskalender entfernt. Auch über den KN-Ticketshop können keine Ganser-Karten mehr bestellt werden.
Ein Sprecher Gansers klagt über „üble Nachrede“ und „garstige Diffamierungen“. Es werde auf unfaire Weise gegen einen Friedensforscher Stimmung gemacht.
Es gehe nicht darum, Auftritte Gansers zu verbieten, betont Osteuropa-Historikerin Martina Winkler: „Dass allerdings seine Falschaussagen durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind, heißt nicht, dass sie einfach hingenommen werden müssen.“ Sie hält es für wichtig, Menschen darüber aufzuklären, damit sie vor einem Vortrag wissen, worauf sie sich einlassen. Darüber hinaus sieht Winkler die Veranstalter in der Verantwortung, besser zu prüfen, wen sie sich in ihre Halle einladen.
Quelle:
Wirbel um Auftritt des umstrittenen Historikers Ganser in Kiel (Kieler Nachrichten)
Immer wenn Daniele Ganser mit einem Auftritt auf Widerspruch stösst, spielt er die Opferrolle und stellt sich als unterdrückt dar. Davon profitiert der Mann. Aber wenn seine Aussagen von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, dann ist es die Kritik daran auch. Wenn Ganser und seine Anhängerinnen und Anhänger die vielfältige Kritik als Diffamierung hinstellen, ist das ein Ablenkungsmanöver. Ganser hat keine besonderen Kenntnisse der Ukraine und eine ganze Reihe von Osteuropa-Historikerinnen und -Historiker widersprechen seinen Thesen.
Widerspruch gegen den Auftritt des selbsternannten «Friedensforscher» gab es bisher zum Beispiel auch hier:
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