Der «Truther» und selbsternannte «Friedensforscher» Daniele Ganser spricht sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Besonders überraschend ist das nicht. Ganser neigt dazu, Ereignisse aus der Perspektive seines langjährig konsolidierten Antiamerikanismus heraus zu interpretieren. Das bringt ihn immer wieder in die Nähe von Figuren, die sich als Gegner der USA inszenieren. Sie werden von Ganser gerne etwas weichgespült dargestellt, auch wenn sie Schurken sind (Wladimir Putin, Slobodan Milošević, Baschar Hafiz al-Assad). Mit einem Land wie der Ukraine, das seine demokratische Zukunft in der EU sieht und mit den USA kooperiert, kann Daniele Ganser dagegen offensichtlich wenig anfangen. Im Hinblick auf Waffenlieferungen, die das Land in seinem Abwehrkampf gegen den russischen Angriff unterstützen sollen, stellt sich Ganser voll und ganz auf die Seite Russlands. Er verurteilt zwar den russischen Angriff, will der Ukraine aber die Möglichkeit vorenthalten, sich dagegen zu verteidigen.
«Friedensforscher» mit krasser Schlagseite
Während in Russland nur schon die Verwendung des Wortes «Krieg» in Bezug auf den Einmarsch in die Ukraine mit schweren Strafen belegt ist, gestattet es bei uns selbstverständlich die Meinungsfreiheit, sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine auszusprechen. Wer das tut wie Daniele Ganser, sollte aber dann auch sagen, was er damit in Kauf nimmt. Sonst bleibt die Rede hohl.
Ohne Waffenlieferungen keine eigenständige Ukraine
Putin und weitere Exponenten seines Regimes haben überaus deutlich klar gemacht, dass Russland eine eigenständige Ukraine nicht akzeptieren wird. Wer wie Daniele Ganser Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt, akzeptiert, dass Russland sich die Ukraine einverleibt. Der Aggressor wird damit belohnt. Putin und weitere Exponenten seines Regimes haben ebenso klar gemacht, dass sie das russische Imperium wieder herstellen wollen. Fällt ihnen die Ukraine in den Schoss, werden sie sich ein nächstes Opfer aussuchen. Entsprechende Drohungen gibt es von russischer Seite gegen Moldawien, Kasachstan, die baltischen Staaten und weitere Länder. Der «Friedensforscher» Ganser würde das offensichtlich in Kauf nehmen.
Russland droht mit dem Einsatz von Atomwaffen und will dadurch westliche Länder davon abschrecken, der Ukraine zur Verteidigung mit Waffenlieferungen zu helfen. Kommt Russland mit dieser Erpressung durch und fällt die Ukraine, werden zahlreiche mittlere und kleinere Länder sich die Frage stellen, ob sie zur Abschreckung gegen solche Atomdrohungen nicht zügig eigene Atomwaffen brauchen. Die Begrenzung der Verbreitung von Atomwaffen wäre vollends im Eimer. Mit seiner Ablehnung von Waffenlieferungen nimmt der «Friedensforscher» Daniele Ganser das in Kauf.
Der Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung, für den sich Ganser ausspricht, würde auch keineswegs zu Sicherheit und Frieden führen. Was ein russisches Besatzungsregime bedeutet, hat sich in Butscha und vielen anderen Orten in der Ukraine gezeigt: Plünderungen, Erschiessungen von Zivilisten, Folter, Vergewaltigung, Verschleppung von Kindern und Erwachsenen nach Russland.
Wenn Ganser sich gegen Waffenlieferungen ausspricht, nimmt er das in Kauf.
Gansers Grabesfrieden
Der «Frieden», den sich Ganser mit der Ablehnung von Waffenlieferungen erhofft, ist ein Grabesfrieden. Russland hat längst klargemacht, was es unter der «Entnazifizierung» der Ukraine versteht: Eliminierung von Personen, die im demokratischen Politsystem der Ukraine eine Funktion hatten. «Umerziehung» von grossen Bevölkerungsteilen, die von einem Dämon befallen sind und dadurch nicht mehr wissen, dass sie eigentlich Russen sind und nicht Ukrainer, Verschleppung von Kindern und Erwachsenen in entfernte Regionen Russlands in «bewährt» stalinistischer Art. Verschleppungsaktionen von ukrainischen Kindern, die an russische Ehepaare zur Adoption freigegeben werden, haben die Russen zugegeben. Sie sind sogar Stolz darauf.
Solche Folgen nimmt der «Friedensforscher» Daniele Ganser in Kauf, wenn er sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine wendet, die zur Verteidigung notwendig sind. Hauptsache, sein kruder Antiamerikanismus kann intakt bleiben. Ein sauberer «Friedenforscher» ist das.
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