Der «Truther» und selbsternannte Friedensforscher Daniele Ganser spricht im Bürgerhaus Bensheim zum Ukraine-Krieg. Wie an anderen Orten auch, regt sich gegen die Ganser-Vorträge Widerstand aus der Zivilgesellschaft. Die «Hessenschau» schreibt:
«Holocaust-Vergleiche und Schuldumkehrung beim Ukraine-Krieg: Der Schweizer Historiker Daniele Ganser plant mehrere Vorträge in Bensheim. Eine Bürgerinitiative wendet sich dagegen, die Stadt sieht keine Handhabe.»
Gegen Gansers geplante Auftritte wendet sich die Bergsträßer Initiative «Vielfalt Jetzt». Angesichts der vielen Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine auch nach Bensheim geflohen sind, „passen Gansers verschwörungsbehafteten Erklärungen nicht in ein öffentliches Gebäude“, erklärte der Sprecher der Initiative, Manfred Forell, gegenüber dem hr.
Problematische Punkte der Ganser-Vorträge
Die «Hessenschau» fasst die problematischen Punkte der Ganser-Vorträge so zusammen:
«Daniele Ganser macht seit vielen Jahren mit Verschwörungstheorien und inhaltlichen Positionen der Querdenker-Szene von sich reden. In dem Film „Pandamned“ rückte er die von ihm wahrgenommene Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften in die Nähe des nationalsozialistischen Staats, in dem die Nazis den Holocaust an den Juden verübten. Wenn er über Deutschland als besetztes Land ohne Friedensvertrag spricht, lässt ihn das anschlussfähig an die Reichsbürgerszene erscheinen.
Ganser bezeichnet sich selbst als Friedensforscher und tourt aktuell mit seinem Programm zum Ukraine-Krieg durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auch wenn er Putins Überfall auf die Ukraine nicht gutheißt, erinnert seine Darstellung des Kriegs an die vom Kreml verbreitete Position, die Nato stecke durch die Aufnahme osteuropäischer Staaten hinter der militärischen Eskalation.»
Quelle:
Vorträge über Ukraine-Krieg: Umstrittener Historiker tritt im Bürgerhaus Bensheim auf (Hessenschau)
Einspruch gegen die Ganser-Vorträge in Bensheim hat auch das Beratungsnetzwerk Hessen, das sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einsetzt. Die Stadt Bensheim hat sich von den Veranstaltungen ausdrücklich distanziert und Sponsoren haben sich zurückgezogen. Siehe dazu:
Ärger um Ganser-Vortrag in Bensheim
Anmerkungen:
☛ Daniele Ganser ist ein begabter Demagoge und dass gegen seine Propaganda-Auftritte Widerspruch aus der Zivilgesellschaft aufkommt, ist sehr zu begrüssen. Ganser-Vorträge bewegen sich allerdings bisher im Rahmen der Verfassung. Die Meinungsfreiheit gilt deshalb selbstverständlich auch für die irreführenden Ausführungen des selbsternannten Friedensforschers. Aus der Meinungsfreiheit lässt sich allerdings kein Recht auf jede Art von Plattform für einen Auftritt ableiten, insbesondere nicht in öffentlich finanzierten Räumen. Und die Meinungsfreiheit gilt natürlich auch für diejenigen, die Widerspruch und Kritik äussern.
☛ So wichtig Einspruch gegen die irreführenden Ganser-Vorträge ist, so muss zugleich bedacht werden, dass die öffentliche Auseinandersetzung um seine Ausführungen dem selbsternannten Friedensforscher auch weitere Aufmerksamkeit verschafft. Davon profitiert Gansers Business.
☛ Weitere Texte zu Daniele Ganser:
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