Am geplanten Auftritt des Truthers und selbsternannten Friedensforschers Daniele Ganser in der Westfalenhalle in Dortmund gibt es scharfe Kritik aus Politik und Zivilgesellschaft. Die Rufe nach Absage des Auftritts mehren sich und ebenso die Diskussionen darum, warum eine Stadttochter überhaupt einen Raum für diese Veranstaltung vermietet hat.
Bei der Stadt Dortmund und bei den Westfalenhallen gibt man sich noch wortkarg. Der Aufsichtsratschef der Westfalenhallen, CDU-Politiker Uwe Waßmann, spricht dagegen Klartext:
«Als Aufsichtsratsvorsitzender der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH bin ich sehr unglücklich und unzufrieden damit, dass einem Antisemiten und Verschwörungstheoretiker in Dortmund eine Bühne gegeben wird. Die Westfalenhallen sind als städtisches Tochterunternehmen auch den Zielen der Stadt verpflichtet, wenn es um dem Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und anderen Formen des Extremismus oder Rassismus geht.»
Die CDU-Fraktion im Stadtrat von Dortmund doppelt nach:
«Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund zeigt sich irritiert darüber, dass die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH als städtisches Tochterunternehmen einem Verbreiter von antisemitischen Thesen und Verschwörungstheorien ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Als Ratsfraktion stellen wir uns unmissverständlich gegen jegliche Form des Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus.»
Kritik kommt auch von der SPD-Fraktionsvorsitzende Carla Neumann-Lieven:
«Die SPD-Ratsfraktion setzt sich seit jeher gegen jede Form von Extremismus ein und dafür, dass keinem, der unsere Gesellschaft spalten möchte, Zeit und Raum in unserer Stadt eingeräumt wird. Die Veranstaltung von Herrn Ganser tut Dortmund nicht gut und wir wollen sie hier nicht haben.»
Kritik am Ganser-Vortrag aus unterschiedlichen politischen Richtungen
Auffallend ist, dass die Kritik an der Vermietung der Westfallenhalle an Ganser aus unterschiedlichen politischen Richtungen kommt.
In einer Pressemitteilung der GRÜNEN heisst es:
«Daniele Ganser zählt zu den aktivsten Akteuren der verschwörungsideologischen Szene im deutschsprachigen Raum. Er kooperiert mit einschlägigen rechten Magazinen und Formaten wie Russia Today oder KenFM. Seine Verbindungen reichen bis zum Magazin Compact, das vom Bundesamt für Verfassungsschutz seit Dezember 2021 als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird. Das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund stuft Äußerungen von Ganser als antisemitisch ein.
Vor diesem Hintergrund sind wir fassungslos, dass die städtische Tochter Westfalenhalle Räumlichkeiten für eine Veranstaltung mit Ganser zur Verfügung stellt. Das ist umso unverständlicher, da das nach unseren Informationen nicht das erste Mal ist. Schon vor zwei Jahren hat die Westfalenhalle anscheinend versucht, vor dem genannten Hintergrund aus einem Vertrag mit Ganser herauszukommen. Wir wollen geklärt haben, wie und warum der erneute Vertrag zustande gekommen ist.
In einem demokratischen Staat, in dem die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, gilt es jedoch auch, die demokratischen Räume zu schützen und zu verteidigen. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie Verschwörungsideolog*innen mit ihrer demokratiefeindlichen Propaganda versucht haben, den öffentlichen Diskurs zu bestimmen. Sie verfolgen damit nur ein Ziel: Die Gesellschaft zu spalten, um schlussendlich die Demokratie zu zerstören. Das lassen wir nicht zu.
Der Rat der Stadt hat sich in der Vergangenheit mehrfach klar gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und rechtes Gedankengut positioniert. Deshalb werden wir sowohl im Rat als auch im Aufsichtsrat der städtischen Westfalenhalle den Vorgang thematisieren mit der klaren Zielsetzung, dass die Westfallenhalle den Vertrag für die Veranstaltung mit Daniele Ganser kündigt.“
Man verschafft Verschwörungsideologen, Rechtsradikalen und Faschisten keine Reichweite
Klare Worte der Kritik auch von Olaf Schlösser. Er ist Vorsitzender der Fraktion „Die Fraktion“ von der Partei „Die Partei“ im Rat der Stadt Dortmund:
«Es ist im Grunde ganz einfach, egal ob AfD, Graue Wölfe oder Verschwörungsideologen, man gibt Rechtsradikalen und Faschisten keine Bühne, man verschafft ihnen keine Reichweite.»
Quellen:
Der „Friedensforscher“ gilt seit Jahren als Verschwörungsideologe:
Scharfe Kritik an den Westfalenhallen – Forderung nach einer Absage des Ganser-Auftritts
(Nordstadt-Blogger)
GRÜNE fordern Absage der Veranstaltung mit Daniele Ganser in der Westfalenhalle und Aufklärung über das Zustandekommen des Vertrags (Wir in Dortmund)
Anmerkungen:
☛ Ja, Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Sie beinhaltet aber nicht automatisch das Recht auf jede Bühne, insbesondere wenn sie von der öffentlichen Hand getragen wird. Das machen die Einsprüche und die Kritik der politischen Parteien in Dortmund klar. Und auf jeden Fall gehört es auch zur Meinungsfreiheit, den hochgradig fragwürdigen Äusserungen Gansers zu widersprechen.
☛ Kritik an den Ganser-Vorträgen gibt es auch an vielen anderen Orten.
Zum Beispiel in Innsbruck:
Umstrittene Vorträge: Daniele Ganser als «geistiger Brandstifter»?
Zum Beispiel in Innsbruck und Steyr:
Österreich: Daniele Ganser spricht zum Ukraine-Krieg
Zum Beispiel in Bensheim:
Ärger um Ganser-Vortrag in Bensheim
Einspruch gegen Ganser-Vorträge im Bürgerhaus Bensheim wächst
Zum Beispiel in Halle:
«Halle gegen Rechts»: Protest gegen Auftritt von Daniele Ganser
☛ Weitere Beiträge mit Kritik an den Äusserungen von Daniele Ganser:
Weshalb Daniele Ganser als Historiker unglaubwürdig ist
Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg
Daniele Ganser: Medienkritik mit ideologischer Schlagseite
Was Daniele Ganser mit Wladimir Putin gemeinsam hat
Daniele Ganser: erfolgreicher Bewirtschafter von Zweifel und Misstrauen
Ist Daniele Ganser ein Verschwörungstheoretiker?
Daniele Ganser: Manipulation durch verzerrte Maidan-Darstellung
Daniele Ganser verharmlost Holocaust
Daniele Ganser und die Kreml-Propaganda vom «Majdan-Putsch» in der Ukraine
«Halle gegen Rechts»: Protest gegen Auftritt von Daniele Ganser
Daniele Ganser gegen Waffenlieferungen – nimmt Auslöschung der Ukraine in Kauf
Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg: Minister Bausch kritisiert «Geschichtsverfälschung»
Verschwörungstheorien: Guru Ganser?
Beitrag zu Daniele Ganser in der Enzyklopadie