Der Publizist Daniele Ganser ist ein gewiefter Bewirtschafter von Zweifel und Misstrauen im Kontext von Verschwörungstheorien. Bezogen auf 9/11 hat er sich vor allem auf den Einsturz des Gebäudes WTC 7 konzentriert. Der 47 Stockwerke erreichende Wolkenkratzer wurde durch Trümmer des Gebäudes WTC-1 getroffen, geriet in Brand und stürzte schliesslich ein. Daniele Ganser weist immer wieder darauf hin, dass der Einsturz von BBC 20 Minuten zu früh gemeldet wurde.
Er unterstellt damit, dass da etwas geplant war, das uns von «den Medien» verschwiegen wird. Der Einsturz war allerdings von den Rettungskräften bereits seit einiger Zeit erwartet worden war. Wegen seiner Instabilität aufgrund der Brandschäden hatte die Feuerwehr das Gebäude schon drei Stunden vor dem Einsturz aufgegeben und die Einsatzkräfte zurückgezogen.
Ein allfälliger Einsturz ist daher bei Involvierten mit Sicherheit im Gespräch gewesen sein. Das könnte eine Kommunikationspanne und die Fehlinformation erklären. Diese Kontextinformationen lässt Ganser weg.
Die BBC hat sich später für die Falschinformation entschuldigt. Ganser verschweigt, dass an diesem dramatischen Tag auch medienmässig einiges drunter und drüber ging und eine Reihe von Falschmeldungen vorgekommen sind. Fehler, Ungenauigkeit und Irrtum haben jedoch im verschwörungstheoretischen Denken keinen Platz. Es folgt alles einem geheimen, bösartigen Plan.
Weshalb sollte die BBC vorinformiert worden sein?
Nehmen wir an, WTC 7 sei tatsächlich von geheimen Verschwörern gesprengt worden. Welchen Sinn hätte es gemacht, die BBC vorgängig über die Sprengung zu informieren? Verschwörer müssen die Zahl der Mitwisser so klein wie möglich halten, damit sie nicht auffliegt. Das hat schon Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) betont.
Daniele Ganser manipuliert auch in Bezug auf diese BBC-Fehlmeldung, um Zweifel und Misstrauen zu säen. Belege für seine Unterstellungen liefert er nicht.
Das zeigt sich insbesondere an folgenden Punkten:
☛ Daniele Ganser greift eine Ungereimtheit heraus – die BBC-Fehlmeldung – und verengt sie auf seine Unterstellung des Vorwissens. Darauf baut er sein Misstrauen auf und die Unterstellung einer Verschwörung. Sieh dazu: Errant data als Ausgangspunkt für Verschwörungstheorien.
☛ Andere mögliche Ursachen wie Kommunikationspanne / Verständigungsfehler / Fehlinterpretation lässt er unter den Tisch fallen. Hier fehlt offenbar ein Verständnis für Hanlon’s Rasiermesser: «Geh nicht von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit, Schlamperei, Inkompetenz, Fehleinschätzung oder Irrtum zur Erklärung ausreichen.»
☛ Daniele Ganser unterstellt ein Vorwissen. Das ist ein beliebtes Vorgehen im Kontext von Verschwörungstheorien. Vorwissen zu unterstellen reicht aber nicht. Es braucht dafür Belege. Ganser liefert keine Belege und scheint sich auch nicht darum zu bemühen, solche zu finden. Dass keiner der angeblichen «Vorwisser» in den letzten Jahrzehnten sein Geheimnis offengelegt hat, spricht gegen Ganser. Umberto Eco hat vom «Beweis des Schweigens» gesprochen.
Fazit zum Umgang Gansers mit der BBC-Fehlmeldung:
Eine einzelne Ungereimtheit wird herausgegriffen und mit Zweifel und Misstrauen aufgeladen. Kontextinformationen, die zur Einordnung wichtig wären, werden weggelassen. So entsteht eine einseitige Darstellung oder anders gesagt: Manipulation.
☛ Bewirtschaftern von Zweifel und Misstrauen wie Ganser ist entgegenzusetzen, dass es eine Unterscheidung zwischen gesundem Misstrauen und toxischem Misstrauen braucht:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Weitere Infos und Argumente zu Daniele Ganser:
Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg
Weshalb Daniele Ganser als Historiker unglaubwürdig ist
9/11: Daniele Ganser und der gefundene Pass des Attentäters
Daniele Ganser: Medienkritik mit ideologischer Schlagseite
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Ist Daniele Ganser ein Verschwörungstheoretiker?
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Verschwörungstheorien: Guru Ganser?
Daniele Ganser: erfolgreicher Bewirtschafter von Zweifel und Misstrauen
Beitrag zu Daniele Ganser in der Enzyklopädie
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