Das World Trade Center 7 (abgekürzt WTC 7) war ein 47-stöckiges Bürohaus in New York City. Es wurde 1987 eröffnet und stürzte am 11. September 2001 gegen 17:20 Uhr komplett ein.
Der Einsturz war Folge der Terroranschläge jenes Tages auf die Zwillingstürme des World Trade Centers («9/11»). Beim Kollaps des Gebäudes WTC 1 fielen Trümmer auf das benachbarte WTC 7 und lösten Brände aus, die über mindestens sechs Stockwerke verteilt während bis zu sieben Stunden lang unkontrolliert brannten. Aufgrund zerstörter Hauptwasserleitungen, einer ausgefallenen Sprinkleranlage und unzugänglicher Brandherde zog die Feuerwehr alle Rettungskräfte rund um das schon instabile gewordene Gebäude ab, bevor es einstürzte.
Verschwörungstheorien rund um WTC 7
Seit dem 11. September 2001 verbreiteten Truther Verschwörungstheorien über eine kontrollierte Sprengung der Zwillingstürme und des WTC 7. Sie weisen darauf hin, dass WTC 7 nicht von Flugzeugen getroffen wurde, und behaupten, das Gebäude sei mit heimlich zuvor darin platzierten Sprengstoffen gesprengt worden.
Der vorläufige Bericht des National Institute of Standards and Technology (NIST) stellte 2004 fest, dass man keine Anhaltspunkte für Bomben, Raketen oder eine kontrollierte Sprengung des Gebäudes gefunden habe. Der Abschlussbericht vom November 2008 führte dies in einem eigenen Abschnitt aus und nannte Belege, die eine Sprengung ausschlossen. Verschiedene Sprengungsexperten bestätigten diesen Befund. Das NIST-Untersuchungsergebnis wurde in einem Peer-Review nachgeprüft und in einer unabhängigen Fachzeitschrift publiziert. Als Hauptursache für den Gebäudeeinsturz nannte der Abschlussbericht die Wärmeausdehnung und Schwächung einiger Stahlträger infolge der Brände und die folgende Überlastung von drei benachbarten Stützpfeilern. Zuvor hatten herabfallende Trümmer des Nordturms dem WTC 7 schwere strukturelle Schäden zugefügt, insbesondere auf der Südwestseite.
Die Trümmer kappten die Wasserzufuhr zur Sprinkleranlage und lösten die bis zu 400 Grad Celsius heissen Brände aus. Durch die Hitze dehnten sich waagerechte Stahlträger so weit aus, dass sie von den Stützpfeilern absprangen. Daraufhin stürzten einige Stockwerke ein, bis drei zentrale senkrechte Stützpfeiler (79–81) teilweise freistanden, überlastet wurden und beinahe zeitgleich einknickten. Daraufhin stürzte auf dem Dach des Gebäudes zuerst das östliche, dann das westliche Penthouse ein. Dann kollabierten alle inneren Stützpfeiler von Ost nach West, bis schlussendlich die äußeren Strukturen als ein Bauelement vertikal fielen. Der komplette Einsturz dauerte über 16 Sekunden.
Der NIST-Abschlussbericht führte in einem eigenen Abschnitt zur Sprengungshypothese aus, dass es kaum möglich gewesen wäre, die nötige Menge Sprengstoff unbeobachtet von Anwohnern, Mitarbeitern und Besuchern sachgerecht zu platzieren. Für eine absichtliche Sprengung hätten an den meisten oder allen Säulen Sprengmittel befestigt werden müssen. Dazu wäre es nötig gewesen, Wände, Umhüllungen und Feuerschutz zu entfernen. Dazu notwedige Schweißarbeiten hätten giftige Gerüche und Geräusche erzeugt, die nicht unbemerkt geblieben wären.
Für Gebäudesprengungen charakteristische Detonationsgeräusche («Knall») hätten sich weder in Video/Audioaufzeichnungen vom Gebäudeeinsturz noch in Zeugenaussagen gefunden. Solche Detonationen wären nicht zu überhören gewesen, da sie bei geschätzten 130 bis 140 Dezibel im Umfeld von bis zu 1000 Metern eine Vielzahl von Echos auslösen. Explosionsartige Geräusche, die zwei Zeugen im Gebäude hörten, bedeuteten keine Sprengung, da die Zeugen das Bauwerk dann nicht rechtzeitig hätten verlassen können.
Darüber hinaus fand das NIST keine proportional passenden Fensterschäden im Bereich der Stützpfeiler und keine Sprengstoffrückstände. Darum schloss die Untersuchungsbehörde eine Sprengung als sehr unwahrscheinlich aus.
Truther lassen sich nicht von Fakten überzeugen
Diese Widerlegung der gängigen Verschwörungstheorien rund um WTC 7 akzeptiert die Truther-Szene bis heute nicht. Indem sie auf vermeintliche Unstimmigkeiten in den offiziellen Untersuchungsberichten hinweist, versucht sie generelle Zweifel zu säen.
In diesem Fahrwasser bewegt sich auch der Schweizer Publizist Daniele Ganser. Er empfiehlt, sich ganz «auf den Einsturz von WTC 7 zu fokussieren und alle anderen Aspekte von 9/11 zu ignorieren». Den Kontext eines Ereignisses auszublenden ist allerdings keine sehr glaubwürdige Strategie. Daniele Ganser hat sich in Bezug auf 9/11 und auf WTC 7 lange auf die fragwürdige Vorgehensweise geschränkt, nur Fragen zu stellen. Bis 2019 erklärte er noch, eine Sprengung dieses Gebäudes nur für „möglich“ zu halten. Im Spätsommer 2019 gab er diese Zurückhaltung auf und behauptete: „WTC7 wurde gesprengt.“
Die Truther sind zudem nicht in der Lage, ein plausibles Alternativszenario für WTC 7 anzubieten. Nach dem Einsturz der beiden Türme hätte die Sprengung dieses Gebäudes die Terrorwirkung, die die Verschwörer angeblich erzielen wollten, nicht nennenswert verstärkt. Deshalb hätten sie kein Motiv gehabt, das Gebäude aufwändig mit Sprengstoff zu präparieren
Auch ist es hochgradig unwahrscheinlich, dass von den zahlreichen nötigen Mitwissern einer Sprengung bisher keiner geredet hat. Der italienische Schriftsteller, Philosoph, Medienwissenschaftler und Semiotiker Umberto Eco (1932 – 2016) schreibt in diesem Zusammenhang von einem «Beweis des Schweigens»:
«Um nun einen vorgetäuschten Anschlag auf die Twin Towers zu organisieren….wäre die Mitwirkung wenn nicht Tausender, so dich zumindest Hunderter von Personen nötig gewesen. Die zu solchen Zwecken eingespannten Personen sind jedoch gewöhnlich keine Gentlemen, und es ist ganz undenkbar, dass nicht wenigstens eine von ihnen für eine entsprechende Summe geredet hätte. Kurzum, in dieser Geschichte fehlt der Tiefe Schlund.»
Auch der italienische Staatsmann Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) hat sich in seinem Werk mit den Schwierigkeiten erfolgreicher Verschwörung befasst. Er schreibt: «Vor der Entdeckung einer Verschwörung kann man sich nicht schützen, wenn die Anzahl der Mitwisser drei oder vier übersteigt.» Und ausserdem: «Das einzige Mittel, der Entdeckung zu entgehen, ist es, den Mitverschwörern keine Zeit zu lassen, das Komplott zu verraten.»
Videos mit Faktenchecks zu WTC 7
☛ Weshalb die Gebäude des World Trade Centers nicht gesprengt wurden, beschreibt der Historiker Jens Jürgen Korff im folgenden Video:
☛ Im YouTube-Kanal «Verschwörung & Fakten» gibt es Faktenchecks zu WTC 7.
WTC 7 – Sprengung oder Brand? Dr. GANSER im FAKTENCHECK (2) zu 9/11:
☛ Ein weiteres Video von «Verschwörung & Fakten» mit Faktechecks zu WTC 7.
WTC7 – Verwirrung um Einsturz?! Dr. GANSER im FAKTENCHECK (3) zu 9/11:
Quellen:
Beitrag zu WTC 7 / Verschwörungstheorien auf Wikipedia.
Artikel zu Daniele Ganser / Einsturz WCT 7 auf Psiram.
Beitrag zu «Verschwörungstheorien zum 11. September 2001» auf Wikipedia.
Ausserdem:
Verschwörungstheorien zu 9/11: Weiterhin Spekulationen statt Belege
9/11: Warum Sprengung keine realistische Erklärung ist