Die Anschläge vom 11. September 2001 (9/11) auf das World Trade Center und das Pentagon jähren sich im Jahr 2021 zum zwanzigsten Mal. Um dieses dramatische und tragische Ereignis ranken sich immer noch eine Vielzahl von Verschwörungstheorien. Auffallend ist dabei, dass die Truther in dieser langen Zeit nur Spekulationen geliefert haben. Handfeste Belege lieferten sie nicht. Die sogenannte Truther-Szene ist sich zudem alles andere als einig über Hintergrund und Ablauf der behaupteten Verschwörung. Selbst für den Fall, dass von den dutzenden Varianten eine wahr wäre, müsste die grosse Mehrzahl falsch sein. Eine Variante, die von den Truthern immer wieder aufgeworfen wird, ist die Behauptung, dass die Gebäude durch eine Sprengung zum Einsturz gebracht wurden.
Was gegen eine Sprengung an 9/11 spricht:
Es gibt eine Reihe von guten Gründen, die gegen eine Sprengung am Word Trade Center sprechen. Drei davon hier:
☛ Wo bleibt der Knall der Sprengung?
Der Physiker Holm Gero Hümmler schreibt in seinem Buch «Verschwörungsmythen»:
«Wer einmal eine Abbruchsprengung aus der Nähe miterlebt hat, kennt die typische Geräuschabfolge: Ein scharfer Knall (mitunter auch mehrere hintereinander) bei der Zündung der Sprengladungen, dann in den Sekunden danach das tiefe Donnern, während das Gebäude einstürzt. Eine geräuschlose Sprengung gibt es nicht. Allerdings enthalten weder der Ton von Videoaufnahmen noch Augenzeugenberichte vom Einsturz des WTC 7 den unvermeidlichen lauten Knall einer dafür erforderlichen grossen Sprengung – nur den Lärm des Einsturzes selbst.»
☛ Sprengung braucht umfangreiche Vorbereitungshandlungen
Die Sprengung von derart grossen Gebäuden mit Stahlkonstruktion braucht viele Sprengladungen, viel Sprengstoff und umfangreiche Vorbereitungshandlungen. Holm Gero Hümmler beschreibt als Beispiel die Sprengung des Kesselhauses des ehemaligen Kohlekraftwerk Voitsberg: «Trotz 1700 Sprengladungen mit insgesamt 666 Kilogramm Sprengstoff war das Gebäude nach der Sprengung zwar einsturzgefährdet, aber nicht eingestürzt. Bringt man eine Sprengladung aussen an einer zu zerstörenden Struktur an, dann verpufft die meiste Energie der Sprengung wirkungslos in der Aussenluft. Betonteile werden von einer Sprengung daher in der Regel angebohrt, um den Sprengstoff mitten im zu zerstörenden Material zünden zu können. Bei Stahlträgern ist das nicht möglich. Dafür werden sogenannte Schneidladungen verwendet, bei denen der Sprengstoff aussen von schweren Metallen wie Kupfer oder Blei umschlossen ist, die die Druckwelle der Explosion zurückwerfen und auf das zu zerstörende Material fokussieren.
Auch dafür müssen aber die zu zerstörenden Stahlteile von allen Seiten frei zugänglich sein. Vor Abbruchsprengungen werden die Etagen, in denen Ladungen angebracht werden, daher in der Regel komplett entkernt. In gleich mehreren vermieteten Büroetagen den kompletten Innenausbau und die Hitzeisolierung bei auch nur einer der Stahlsäulen zu entfernen, um Sprengladungen anzubringen, wäre schwer möglich, ohne damit aufzufallen.»
Und niemand soll vor 9/11 diese umfangreichen Vorbereitungsarbeiten bemerkt haben? Das ist hochgradig unwahrscheinlich.
☛ Zahlreiche Mitwisser
Ein derart umfangreiches Unterfangen, wie es die Sprengung grosser Gebäude ist, braucht zahlreiche Mitwisser und Mitbeteiligte. Warum ist in den letzten 20 Jahren niemand von denen mit konkreten Hinweisen an die Öffentlichkeit getreten?
Schon Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) hat darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, Verschwörungen geheimzuhalten:
«Vor der Entdeckung einer Verschwörung kann man sich nicht schützen, wenn die Anzahl der Mitwisser drei oder vier übersteigt.»
Quelle der Zitate von Holm Gero Hümmler:
„Verschwörungsmythen. Wie wir mit verdrehten Fakten für dumm verkauft werden“ von Holm Gero Hümmler, Hirzel Verlag 2019.
Anmerkungen:
☛ Im Buch von Holm Gero Hümmler gibt es ausführlichere Argumente, die gegen Sprengungen am World Trade Center sprechen. Der Autor nimmt auch andere Behauptungen der Truther zu 9/11 kritisch unter die Lupe.
☛ Siehe auch weitere Aspekte von 9/11 in der Enzyklopädie: