Der Kopp-Verlag ist ein deutscher Medienverlag und Versandhandel in Rottenburg am Neckar. Inhaber und Gründer ist der ehemalige Polizist Jochen Kopp. Das Verlagsprogramm umfasst hauptsächlich Bücher aus den Bereichen Esoterik, Verschwörungstheorien, Ufologie, aber auch Alternativmedizin und Pseudowissenschaften. Der Kopp-Verlag vertreibt auch Werke von bekannten Antisemiten oder Propagandisten brauner Esoterik. Auffällig ist zudem die Anbindung zur deutschen rechten Szene. Die Firma versteht es ausgezeichnet, Ängste auszulösen und damit Geschäfte zu machen.
Wolfgang Benz bringt es in seinem Buch «Vom Vorurteil zur Gewalt» auf den Punkt:
«Den Transfer der Hirngespinste von Verschwörungsfantasten zu ihrem aufnahmewilligen Publikum leistet eine geschäftstüchtige Angstindustrie mit Internetportalen, Traktaten und Büchern. Zu den Unternehmen der Gegenaufklärung gehört der Kopp-Verlag, er operiert von Rottenburg am Neckar aus und beliefert Rechtspopulisten und Rechtsextreme, Anhänger der Ufologie, der Astrologie, Verehrer germanischer Mythologie, Gläubige esoterischer und obskurer Heilslehren. Sicherheitsfanatiker, Islamfeinde, Gegner von Gleichberechtigung und Political Correctness werden in Rottenburg mit Handreichungen und Gebrauchsanweisungen ausgestattet. Das antisemitische Verschwörungstraktat ‘Protokolle der Weisen von Zion’ ist in der Zubereitung durch den Verschwörungspolemiker Johannes Rothkranz bei Kopp ebenso lieferbar wie das muslimfeindliche Schaffen des Udo Ulfkotte in Form mehrerer Buchtitel. Das auf Desinformation spezialisierte Unternehmen floriert ökonomisch – moralisch und intellektuell richtet es nicht messbaren Schaden an.»
Kopp-Verlag: Delegitimierung der Demokratie als Programm
Auch der Extremismus-Forscher Matthias Quent findet gegenüber Deutschlandfunk Kultur klare Worte:
«Der Verlag hat klare Bezugspunkte ins rechte und rechtsradikale Milieu. Hinsichtlich seiner Autoren. Hinsichtlich vor allem aber der Themen, die der Verlag bespielt und hinsichtlich der Stimmung, die er erzeugt. Man kann nicht einerseits sich mit seinem Verlagsprogramm an der Delegitimierung der Demokratie beteiligen, von der vor allem populistische und radikale Rechte profitieren und andererseits so tun, als hätte man dafür keine Verantwortung. Das ist schizophren.»
Quent weist auch auf den widersprüchlichen Umgang mit dem Thema «Meinungsfreiheit» hin:
«Natürlich gehört es auch zur Meinungsfreiheit, völlig idiotische Dinge behaupten und schreiben zu können. Insofern ist das, was der Kopp Verlag veröffentlicht, selbstverständlich Teil der Meinungsfreiheit. Gleichzeitig arbeitet man aber mit der Behauptung, es gebe keine Meinungsfreiheit, die Wirklichkeit werde manipuliert. Das ist natürlich vor allem eine massenwirksame Inszenierung für den Absatz und um sich selber neue Märkte zu erschließen.»
Auf SWR2 kommt Matthias Quent zum Schluss:
«Der Kopp Verlag ist eine Herausforderung für eine offene Demokratie, weil er die Grundsäulen dessen infrage stellt, worauf eine aufgeklärte Gesellschaft beruht. Die Wissenschaft, die Fakten, die Sachorientierung. All das zählt nicht.»
Geschäfte mit der Angst
Wer nach der Lektüre einschlägiger Bücher Angst hat vor dem Zusammenbruch der Zivilisation oder einem Bürgerkrieg, kann sich praktischerweise in Shop des Kopp-Verlags die entsprechende Schutzausrüstung für Prepper kaufen.
Verunsichern, Angst einjagen und dann entsprechende «Gegenmittel» anbieten, für diese Geschäftsstrategie ist auch die Firma InfoWar des US-amerikanischen Verschwörungsunternehmers und Hasspredigers Alex Jones einschlägig bekannt. Die beiden Firmen nutzen vergleichbare Desinformationsstrategien und bewirtschaften in ihren Ländern jeweils die gleichen Marktsegmente.
Der Kopp-Verlag in Rottenburg ist weder identisch mit dem Hubert Kopp Verlag in Hannover noch mit dem Kopp Fachbuch und Medienversand in Hanau.
Quellen:
Vom Vorurteil zur Gewalt, von Wolfgang Benz, Herder Verlag 2020
Kopp Verlag: „Aufklärung“ mit Hetze, Angst und Verschwörungsmythen (Deutschlandfunk Kultur)
Der Kopp Verlag in Rottenburg – Hetze, Angst, Verschwörungsmythen (SWR2)
Beitrag zum «Kopp-Verlag» im Portal Psiram.
Ergänzungen:
☛ Der Kopp-Verlag wie auch Infowar von Alex Jones sind Beispiele dafür, wie sich die Szenen von Esoterik, Alternativmedizin, Antisemitismus und Rechtsradikalismus vermischen können, nicht zuletzt über geteilte Verschwörungstheorien. Und wie das ganze Gebräu dann noch mit Geschäftsinteressen durchzogen wird. Siehe dazu auch:
Esoterik & Verschwörungstheorien
Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien und Alternativmedizin – wie hängt das zusammen?
Verschwörungstheorien als Business-Modell
☛ Vergegenwärtig man sich Attentate wie in Christchurch, Utøya oder Halle, die angeblich von „einsamen Wölfen“ durchgeführt wurden, dann ist festzuhalten, dass es den isolierten Einzeltäter nicht gibt. Solche Attentäter bewegen sich in der Regel in extremistischen Netzwerken im Internet und sind beeinflusst von Ideologien in ihrem Umfeld. Auch dazu hat Wolfgang Benz (2020) eindringliche Sätze geschrieben:
„Einzeltäter, die isoliert von aller Welt wüten, gibt es nicht, auch wenn im juristischen Sinn kein steuerndes Kollektiv, keine Bewegung, die den Mordbefehl gab, und keine Verschwörerbande, die das Verbrechen ausheckte, zu ermitteln sind. Der Gewalttäter, der die Synagoge, die Kirche, die Moschee als den Ort des Bösen ausmacht, handelt aufgrund einer Überzeugung, die er erworben hat, der Überzeugung, dass es Feinde gibt, die bekämpft werden müssen, dass da Eigene in Gefahr ist, von Fremden erobert, in Besitz genommen oder zerstört zu werden.
Der Täter spürt den Auftrag, das Böse zu bekämpfen, über das ihm berichtet wurde. Es müssen nicht einmal wutschnaubende Hassprediger sein, die ihn über die Gefahr, die von Juden oder Muslimen oder von anderen „Feinden“ angeblich droht, unterrichtet haben. Denn auch die Metaphern des Alltagsrassismus, der Fremdenfeindschaft und die Ängste vor ungewissen Veränderungen und Bedrohungen verdichten sich mit Erfahrungen und Vermutungen, die zu Gewissheiten werden und das Weltbild prägen.“
Verbreiter von Desinformation wie InfoWar und der Kopp-Verlag fördern mit ihren Verschwörungstheorien Feindbilder, die genau derartigen Stimmungen und „Gewissheiten“ erzeugen. Angestachelt von solchen Feindbildern ziehen dann radikalisierte Typen los und bringen Menschen um. Wer durch kontinuierliche Feindbild-Bewirtschaftung den Boden für solche Taten vorbereitet, ist dafür mitverantwortlich, auch wenn er nicht im juristischen Sinn zur Verantwortung gezogen werden kann.
Siehe auch::
Verschwörungstheorien als Katalysatoren von Gewalt