Der Verschwörungstheoretiker Alex Jones ist mit seinem riesigen Medienunternehmen ein Beispiel für die kommerzielle Nutzung von Verschwörungstheorien. Und seine Firma InfoWar ist ein Beispiel für Plattformen, die im Internet entstanden sind, und ihre je eigene Filterblase kreieren basierend auf Hass, Hetze, Lügen und Verschwörungstheorien.
Die Reichweite des Texaners Alex Jones, der wegen seiner Wutausbrüche häufig Gegenstand von Internet-Memes ist, lässt sich kaum überschätzen. Seine «Alex Jones Show“ kann er seit vielen Jahren über 100 Radiostationen verbreiten und erreicht damit zusammen mit seiner Website Millionen Amerikaner. So hat er beste Möglichkeiten, seine Behauptungen zu streuen. Dabei bedient er eine breite Palette von Verschwörungstheorien. Praktischerweise kann er dabei einerseits den Menschen Angst einjagen und ihnen andererseits in seinem Onlineshop passende Schutzmittel verkaufen. Die Weltregierung will uns via Trinkwasser vergiften? Im Online-Shop von Alex Jones gibt es dazu Gegenmittel.
Diffamierung politischer Gegner
Während der Präsidentschaftskampagne 2020 verkaufte Alex Jones in seinem Shop aber auch T-Shirts mit der Aufschrift «BIDEN FOR NURSING HOME» (Biden ins Pflegeheim). Die Diffamierung politischer Gegner betreibt er exzessiv. Über Barack Obama und Hillary Clinton sagte er, er habe gehört, dass sie nach Schwefel riechen. In den sehr evangelikalen Regionen der USA wird diese Anspielung auf den Teufel verstanden. Über Clinton sagte er direkt, sie sei „eine elende, psychopathische Dämonin aus der Hölle“. Er ist ein Wegbereiter einer haarsträubenden Art der politischen Auseinandersetzung, die ganz auf Diffamierung des Gegners setzt. Argumente und Fakten spielen dabei keine Rolle. Politische Gegner werden als Feinde aufgefasst. Setzt sich dieser Feindbild-geprägte Stil durch, ist das der Tod jeder Demokratie. Nach der Präsidentschaftswahl 2020 verbreitete Alex Jones die von Donald Trump lancierte faktenfreie Verschwörungstheorie vom Wahlbetrug. Damit trug er bei zur Delegitimierung des Wahlvorgangs.
Tiefpunkt Verleumdungsstrategie zum Sandy Hook Massaker
Einen moralischen Tiefpunkt erreichte Alex Jones mit einer niederträchtigen Kampagne zum «Sandy Hook Massaker». An der Sandy Hook Elementary School fand am 14. Dezember 2012 ein Amoklauf statt, bei dem insgesamt 20 Erstklässler im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Lehrer erschossen wurden. Alex Jones behauptete in seinen Sendungen hartnäckig, dass es sich dabei nur um ein inszeniertes Theater mit Krisenschauspielern gehandelt habe, organisiert von Obama, der sich damit einen Grund für schärfere Waffengesetze schaffen wolle. Diese infame Kampagne führte dazu, dass Eltern, die beim Amoklauf ihr Kind verloren hatten, massiv als Lügner beleidigt und mit Morddrohungen konfrontiert wurden. Was unfassbar zynisch ist.
Jones bewirtschaftet aber beispielsweise auch Verschwörungstheorien zur Klimaerwärmung und zum «Deep State». Und genau wie Donald Trump verbreitet er die nachweislich falsche Behauptung und „Impflüge„, wonach Impfungen Autismus verursachen.
Alex Jones und Donald Trump Hand in Hand
Sie passen natürlich gut zusammen, die beiden Erzverschwörungstheoretiker. Sie unterstützen sich gegenseitig rückhaltlos.
Beide operieren mit Lügen, Erfindungen und Halbwahrheiten. Sie teilen auch die Leidenschaft, die komplexe Welt der Politik auf simple Gedanken herunter zu brechen. Trump und Jones lieben beide rohe Emotion und Tabubrüche, hassen die großen Medienhäuser und Fernsehsender sowie das republikanische Establishment. „Wir sind zwei Heilige des gleichen Zeitgeists“, findet Alex Jones. Dementsprechend stellte sich Alex Jones im Wahlkampf entschlossen an Donald Trumps Seite. Umgekehrt war der Präsident der Vereinigten Staaten sein mächtigster Fan, und Jones verfügt über einen direkten Draht ins Weiße Haus. „Dein Ruf ist fantastisch“, schwärmte Donald Trump, als er während des Wahlkampfs in der Jones-Show zu Gast war. „Was du machst, ist episch – du bist auf dem Niveau von George Washington“, revanchierte sich Alex Jones und schmeichelte damit dem sonst schon übergrossen Ego des Präsidenten. Die beiden Männer verband eine Symbiose zu gegenseitigem Nutzen.
Trump und Jones teilen auch manche Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus. Jones geht soweit, die Existenz des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 zu leugnen. Er hält das Virus für einen Schwindel, verkauft in seinem Webshop aber nichtsdestotrotz eine Zahnpasta, die angeblich gegen das Coronavirus wirksam sein soll. Letitia James, Attorney General des Staates New York verbot ihm, diese unbelegten Behauptungen zu wiederholen.
Soziale Plattformen gegen Alex Jones
Über viele Jahre boten die (a)sozialen Plattformen wie YouTube, Facebook, Apple und Twitter dem rechten Verschwörungstheoretiker und Hassprediger beste Voraussetzungen für die Verbreitung seiner Diffamierungen und für den Verkauf seiner Produkte. Im Jahr 2018 änderten die Konzerne ihre Geschäftspolitik und schränken die Accounts des Verschwörungsunternehmers ein oder legten sie still. Dadurch verlor Jones an Reichweite. Er beklagte sich über «Zensur» und pflegte damit einen Opfermythos. Opfermentalität bzw. Selbst-Viktimisierung ist eine häufig anzutreffende Strategie der Verschwörungsgläubigen. Sie beklagen eine Beschränkung ihrer Meinungsfreiheit, verstehen dabei aber die Begriffe «Zensur» und «Meinungsfreiheit» falsch. Die Plattformen sind private Unternehmen, die ihre eigenen Regeln aufstellen können. Apple zum Beispiel begründet den Rauswurf von Jones so: «Apple duldet keine Hassrede, und wir haben klare Richtlinien, an die sich Urheber und Entwickler halten müssen, um sicherzustellen, dass wir eine sichere Umgebung für alle unsere Benutzer bieten.». Hier gibt’s mehr Infos zum Thema Meinungsfreiheit & Verschwörungstheorien.
Die Einschränkungen der Social-Media-Plattformen gegen Alex Jones sind allerdings nur ein Tropfen auf einen heissen Stein – und sie kommen zu spät.
Quellen:
Verschwörungstheoretiker Alex Jones: Der Mann, der Trump die Lügen ins Ohr setzt (Spiegel online)
Beitrag zu Alex Jones auf Wikipedia.
Alex Jones und Infowars: „Jones ist Verschwörungsunternehmer“ (Deutschlandfunk)
Alex Jones ist auch ein Beispiel dafür, dass die Verbreitung von Verschwörungstheorien zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell werden kann. Mehr zu diesem Thema hier:
Verschwörungstheorien als Business-Modell
Und ausserdem:
Hassprediger und Verschwörungsideologe Alex Jones im Konkurs
Dicke Post für Alex Jones: Fast eine Milliarde Schadenersatz