Prepper sind Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf jedwede Art von Katastrophe vorbereiten. Zum Beispiel durch Einlagerung bzw. eigenen Anbau von Lebensmittelvorräten, die Errichtung von Schutzbauten oder Schutzvorrichtungen an bestehenden Gebäuden, die Vorratshaltung von Schutzkleidung, Werkzeug, Funkgeräten, Waffen und anderem. Dabei ist es nebensächlich, durch welches Ereignis oder wann eine Katastrophe ausgelöst wird.
Der Begriff «Prepper» ist abgeleitet von englisch to be prepared ‚bereit sein‘ bzw. dem Pfadfindergruß: englisch Be prepared ‚Sei bereit!, ‚Allzeit bereit‘.
Die Prepper-Szene ist vielgestaltig und das Phänomen verlangt nach einer differenzierten Betrachtung. Ein Teil der Prepper ist von Verschwörungstheorien beeinflusst oder neigt gar zu Extremismus. Es gibt aber auch Prepper, die sich als relativ unpolitisch verstehen und weder mit Verschwörungstheorien noch mit Extremismus etwas am Hut haben.
Zudem ist ein gewisses Mass an Vorsorge und Vorratshaltung angemessen und wird auch von staatlichen Behörden empfohlen. Wo der Punkt erreicht ist, an dem die Prepper-Aktivitäten einer Person nicht mehr angemessen sind und einen eher skurrilen oder gar gefährlichen Eindruck machen, lässt sich oft nicht so eindeutig festlegen. Die Prepper-Szene ist auch ein lukrativer Markt für Anbieter entsprechender Produkte.
Verschwörungstheorien in der Prepper-Szene
Ängste davor, dass geheime Mächte auf einen Bürgerkrieg, auf den „Grossen Austausch“ oder überhaupt auf den Zusammenbruch der ganzen Zivilisation hinarbeiten, findet man unter Verschwörungsgläubigen nicht selten. Die Vorstellungen der Prepper-Szene, die sich auf solche Situationen vorbereiten will, sind dann nicht weit entfernt.
Katharine Nocun und Pia Lamberty schreiben dazu in ihrem Buch „Fake Facts“:
„In der Prepperszene ist der Glaube an Verschwörungsmythen stark verbreitet. Während die einen an einen bevorstehenden Bürgerkrieg glauben, bereiten sich andere auf eine Alien-Invasion oder den Dritten Weltkrieg samt Atomschlag vor. Die Anstrengungen von Preppern beschränken sich dabei nicht auf das Anlegen von Wasser- und Nahrungsmittelvorräten für wenige Tage – ein Verhalten, das im Rahmen des zivilen Katastrophenschutzes sogar empfohlen wird. Extreme Prepper bereiten sich auf den kompletten Zusammenbruch der Zivilisation vor, das bedeutet: eigenes Wassersystem, eigene Stromerzeugung und auch ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept.
In extremen Prepper-Familien werden sogar der Partner und die Kinder in aufwendige Notfallübungen eingebunden, bei denen Szenarien wie etwa bewaffnete Überfälle oder das Überleben im Wald durchgespielt werden. Mittlerweile gibt es auch in Europa Anbieter von Survival-Trainings, die sich an den Bedürfnissen von Preppern orientieren. Die Szene scheint vor allem Männer anzuziehen, was vielleicht auch mit der von zahlreichen Hollywood-Actionfilmen genährten Fantasie zusammenhängt, im Katastrophenfall aus dem Alltagstrott ausbrechen und wieder ‚ein richtiger Mann‘ sein zu können.“
Wer den bevorstehenden Zusammenbruch der Zivilisation befürchtet dürfte wohl nicht selten auch bereit sein, die letzten Ersparnisse für den Bau von privaten Bunkeranlagen und Wassersystemen auszugeben.
Zwischen der Verschwörungstheorie der „Reichsbürger-Bewegung“ und der Prepper-Szene zeigten sich in der Vergangenheit immer wieder Verbindungen. Prepper wollen sich im Katastrophenfall nicht auf den Staat verlassen. Das passt gut zu den Reichsbürgern, welche die Legitimität des Staates grundsätzlich nicht anerkennen. Gleichzeitig gibt es über die Reichsbürger eine Verbindung zum Rechtsextremismus.
Rechtsextremismus in der Prepper-Szene
Neben den Reichsbürgern gibt es bei den Preppern noch weitere rechtsextreme Figuren oder Organisationen, die zum Teil auch eine nicht zu unterschätzende Gewaltbereitschaft an den Tag legen.
Der „Spiegel“ berichtet über eine Prepper-Gruppe mit mehr als 3500 registrierten Nutzern auf dem sozialen Netzwerk VK aus Russland, in der neben Listen zur Notfallvorsorge auch Tipps zur legalen oder illegalen Waffenbeschaffung sowie Tötungsfantasien geteilt werden.
Bekannt geworden ist auch die Prepper-Gruppe Nordkreuz. So nennt sich eine Gruppe von etwa 40 bis zeitweise 54 rechtsextremen deutschen Preppern, die sich auf einen erwarteten Staatszusammenbruch am „Tag X“ vorbereiten. Hier wurde nicht nur Vorratshaltung betrieben, sondern auch Waffen und Munition organisiert. Es wurde eine Feindesliste erstellt mit Namen und Adressen vermeintlicher Gegner, darunter öffentliche Amtsträger, Journalisten und rund hundert Politiker. Und es kam zu Tötungsplanungen, also zu Überlegungen, wie man politische Gegner am Tag X liquidieren könnte. Mitglieder von Nordkreuz berieten zum Beispiel laut taz-Recherchen Anfang 2017 bei Schwerin darüber, wo sie am „Tag X“ ihre politischen Gegner internieren könnten, sprachen über Lagerhallen sowie Erschießungen und fragten den Kompaniechef der Reservisten, ob man im „Ernstfall“ zum Abtransport von Menschen nicht Lastwagen der Bundeswehr organisieren und damit auch mögliche Straßenkontrollen überwinden könne.
Die Bundesanwaltschaft führt Ermittlungen gegen Mitglieder der Gruppe und der Verfassungsschutz hat sie auf dem Radar. Die detaillierte Beschreibung der Vorgänge auf Wikipedia lässt aber Zweifel daran aufkommen, ob Politik und Rechtsstaat hier entschlossen genug gegen gewaltbereiten Extremismus vor gehen im Sinne einer wehrhaften Demokratie.
Nordkreuz ist jedenfalls ein prägnantes Beispiel für Verbindungen zwischen Prepper-Ideen und Rechtsextremismus.
Was verbindet Verschwörungstheorien, Prepper-Szene und Rechtsextremismus?
Ein verbindendes Element zwischen Verschwörungstheorien, der Prepper-Szene und dem Rechtsextremismus sind die Apokalypse-Vorstellungen. Insbesondere für die Propaganda der Rechtsextremen ist die Vorstellung vom Endkampf und vom «Tag X» zentral. Solche Vorstellungen nehmen in Krisenzeiten zu und knüpfen auch an religiöse Endzeit-Gedanken an.
Gemeinsam ist Verschwörungstheoretikern, Preppern und Rechtsextremen oft auch ein fundamentales Misstrauen gegenüber dem Staat. Ihm wird nicht zugetraut, in Krisen und Katastrophen adäquate Hilfe und Unterstützung bieten zu können. In extremeren Varianten wird der Staat als Auslöser der Krise oder Katastrophe gesehen und wird damit zum Gegner.
Die Motivationslagen der Prepper sind aber wie schon erwähnt heterogen und lassen sich nicht über einen Leisten schlagen. Sich Gedanken zu machen über mögliche Krisen und Katastrophen und wo möglich für solche Situationen vorzusorgen ist grundsätzlich vernünftig. Andererseits ist es aber auch charakteristisch für Krisen und Katastrophen, dass sie sich nicht vollständig voraussehen und im Griff halten lassen. Das hat aktuell die Coronakrise gezeigt. Trotz Pandemieplänen und detaillierten Voraussagen kommender Pandemien durch Virologen und Epidemiologen mangelte es zu Beginn an Masken, Schutzausrüstungen für Kliniken und Desinfektionsmittel. Weder Behörden noch Private waren auf dieses Szenario ausreichend vorbereitet, jedenfalls nicht in Europa, Russland und den USA. Dabei mag mitgespielt haben, dass uns im Gegensatz zu asiatischen Ländern zeitnahe Pandemieerfahrungen fehlen.
Extreme Prepper-Vorstellungen werfen eine ganze Reihe von Fragen auf. Ob es realistisch ist, sich als Individuum, Familie oder Kleingruppe in einer Krisenlage vollkommen autark durchzuschlagen, ist ganz und gar nicht klar. Sehr viele Beispiele zeigen, dass funktionierende staatliche Strukturen und die Kooperation der Menschen für die Bewältigung von Krisen und Katastrophen hochgradig wichtig sind.
Quellen:
Beitrag zum Thema „Prepper“ auf Wikipedia.
Beitrag zum Thema „Nordkreuz“ auf Wikipedia.
Fake Facts – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen, von Katharina Nocun und Pia Lamberty, Quadriga Verlag 2020.
Extremismus: Rechte Prepper rüsten sich für „Bürgerkrieg“ (Spiegel online)
Und ausserdem:
Hier die Informationen des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung BWL zum Thema „Notvorrat„.