Hinter manchen Verschwörungstheorien stecken politische Interessen. Das zeigt sich beispielsweise bei der Pizzagate-Verschwörungstheorie, bei der QAnon-Sekte, die Donald Trump als Heilsbringer präsentiert, bei der Verschwörungstheorie vom angeblichen Wahlbetrug bei den US-Präsidentschaftswahlen oder bei den Verschwörungstheorien um George Soros, die von der Regierung in Ungarn bewirtschaftet werden. Mit Verschwörungstheorien werden jedoch auch Geschäfte gemacht.
Neben politischen gibt es also auch wirtschaftliche Interessen im Kontext mit Verschwörungstheorien. David Riegler hat dazu einen Beitrag veröffentlicht auf fm4.orf.
Eine Variante, wie mit Verschwörungstheorien Geschäfte gemacht werden kann, besteht darin, den Menschen ein Problem einzureden, um ihnen dann eine Lösung zu verkaufen.
Dabei werde gezielt mit der Verunsicherung von Menschen gearbeitet, erklärt Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen: „Verschwörungstheorien leben immer davon, dass Angst erzeugt wird und dann ist es natürlich praktisch, wenn man Produkte anbieten kann, die man gleich gegen diese Angst verkaufen kann.“
Dafür gibt es viele Beispiele, von Stickern, die gegen angeblich schädliche 5G-Strahlung helfen, bis zu teuren Elektrogeräten, die schlechte Energien abhalten sollen.
Influencer machen Geschäfte mit Verschwörungstheorien
Inzwischen gibt es allerdings längst auch modernere Methoden in der Szene, um Produkte zu vermarkten. Bekannte Figuren wie der Kochbuchautor Attila Hildmann sind regelrechte Influencer der Verschwörungsszene und preisen gezielt Produkte unter ihren Fans an. In Hildmanns Telegram-Gruppe, die über 100.000 Follower umfasst, werden nicht nur Hassbotschaften und Corona-Skepsis verbreitet, sondern auch Werbung für seine veganen Produkte. Wie das ein echter Influencer halt so macht, haben alle Telegram-Follower einen 5-Euro Gutschein für die erste Bestellung erhalten. Bei seinen öffentlichkeitswirksamen Medienauftritten, beispielsweise im Gespräch mit dem Comedian Oliver Pocher, öffnet Hildmann sich gerne einen Energydrink aus seiner eigenen Produktreihe und trägt einen Pullover mit dem Logo des Getränks. Allerdings leiden Hildmanns Geschäfte wohl auch unter seinem extremistischen Auftreten, weil viele Läden seine Produkte aus den Regalen entfernt haben.
Spenden statt Geschäfte
Auf einfachere Art als mit Geschäften lässt sich mittels Verschwörungstheorien Geld verdienen durch Aufrufe zum Spenden.
Spendenaufrufe gibt es entweder online, oder immer öfters auf den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen.
Zahlreiche verschiedene Gruppen und zum Teil auch Einzelpersonen verdienen auf unterschiedlichste Weise an Verschwörungstheorien und Falschinformationen. Wieviel Geld genau hinter diesem Wirtschaftszweig steckt, ist allerdings schwer zu fassen. Ulrike Schiesser erklärt dazu: „In diesem Bereich basiert ganz viel auf dem sogenannten Energieausgleich. Was nobel klingt, heißt einfach, dass man keine Rechnung bekommt. Viel passiert in Schwarzarbeit.“ Vieles lässt sich auch über schwer nachvollziehbare Kryptowährungen lösen oder über sogenannte „Schenkungen“, mit denen sich Steuern vermeiden lassen.
Gefährliche Geschäfte
Zwar kann jeder Mensch kann mit seinem eigenen Geld natürlich machen was er will. Ulrike Schiesser führt jedoch zwei Punkte auf, an denen die Geschäftemacherei für einzelne zum Problem werden kann. Das ist erstens der Fall, wenn es darum geht, sich schwer zu verschulden, denn einige esoterische Geräte können zehntausende Euro kosten und versprechen dafür eine massive Verbesserung der Lebensqualität. Manche Menschen verschulden sich sogar, weil sie hoffen, das Gerät würde ihren Leidensdruck reduzieren oder Schutz bieten.
Der zweite Punkt, an dem es lebensgefährlich werden kann, ist dann erreicht, wenn Menschen eine notwendige medizinische Behandlung verweigern, weil ihnen eingeredet wird, dass ein Produkt aus Alternativmedizin, Esoterikoder Pseudowissenschaft viel besser gegen eine Krankheit hilft, zum Beispiel bei einer Krebsdiagnose.
Hier stellt sich die Frage, ob die Vertreiber solcher Produkte selbst auch an die Wirkung glauben, oder rein aus Gewinnsucht handeln. Oft behaupten sie, dass sie nicht aus finanziellem Interesse handeln, sondern für größere Ziele, wie zum Beispiel die Aufdeckung der vermeintlichen Wahrheit.
Ulrike Schiesser sieht vor allem auf der Seite der Konsumentinnen und Konsumenten sehr viele Menschen, die aus Überzeugung an die Ideologien glauben: „Die Mehrheit macht es sozusagen ehrenamtlich, sie tun es nicht, um Geld damit zu verdienen. Aber speziell Personen, die viel Content produzieren und das Ganze auch immer wieder anfeuern, haben absolut finanzielle Interessen.“
Es sind genau solche finanziellen Geschäfte, die neben den politischen Interessen, der wohl wichtigste Antreiber hinter den vielen Verschwörungstheorien und Falschinformationen sind, die jeden Tag verbreitet werden und letztendlich auf WhatsApp in meiner Familiengruppe landen.
Quelle:
Verschwörungstheorien: Das Millionengeschäft mit der Angst (orf)
Anmerkungen:
Beste Geschäfte mit Verschwörungstheorien macht in den USA der Verschwörungsideologe Alex Jones.
Siehe auch zum Thema „Geschäfte mit Verschwörungstheorien“:
Verschwörungstheorien als Business-Modell