Der neue 5G Mobilfunkstandard ist Gegenstand verschiedener Verschwörungstheorien und Falschmeldungen. Dabei geht es um befürchtete gesundheitliche Risiken. Derartige Sorgen flammten und flammen bei jeder neuen Infrastruktur und Technologie auf. Beim Thema Mobilfunkstandard-5G (MFS5G) mischen sich diskussionswürdige Fragen und Einwände mit Falschinformationen und Verschwörungstheorien.
Faktenchecks zur Sicherheit dieser neuen Technologie gibt es hier:
– Faktenfuchs: Schadet 5G der Gesundheit? (BR)
– Correctiv Faktencheck: Droht die Apokalypse? Wie derzeit Stimmung gegen den neuen Mobilfunkstandard gemacht wird (Correctiv)
– Diskussion um mögliche Gesundheitsrisiken auf Wikipedia.
5G Mobilfunkstandard und die Corona-Pandemie
Eindeutig in die Kategorie der Verschwörungstheorien gehören Behauptungen über Zusammenhänge zwischen dem MFS5G und der Corona-Pandemie. Solche Zusammenhänge sind reine Hirngespinste, aber es ist interessant zu sehen, wie solche Konstrukte zustande kommen und sich verbreiten.
Schon Januar 2020 kam das Gerücht auf, bei Wuhan – der Stadt in China, an dem nach bisherigen Erkenntnissen das Coronavirus zum ersten Mal auf einen Menschen übergesprungen ist – sei kurz vor dem Ausbruch von Corona 5G eingeführt worden. Das habe die Verbreitung des Virus beschleunigt. Begründet wurde dies unterschiedlich. 5G soll eine Schwächung des Immunsystems bewirken oder sogar als Auslöser von Covid-19 wirken. Auf einschlägigen Websites wurde die neuartige Krankheit «5G-Syndrom» genannte. Es zeichne sich durch grippeähnliche Symptome aus, werde aber nicht durch Viren verursacht, sondern eben durch «5G-Strahlung». Dazu muss man wissen, dass die 5G-Funkwellen nicht-ionisierend sind. Das heisst: Sie schädigen die DNA im Zellinnern nicht.
Behauptet wurde auch, die Corona-Pandemie sei inszeniert worden, um gesundheitliche Schäden durch 5G-Strahlung zu vertuschen. Hier zeigt sich die Verschwörungserzählung sehr deutlich.
Wie unsinnig diese konstruierten Zusammenhänge sind, lässt sich ziemlich einfach zeigen. So war zum Beispiel Wuhan zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pandemie gerade mal zu 10% mit MFS5G ausgestattet. Drei chinesische Mobilfunkanbieter arbeiten gegenwärtig daran, das Netz dort weiter auszubauen.
Stark von Covid-19 betroffen war und ist der Iran. Dort gibt es keine MFS5G-Masten. Auch im Amazonas-Gebiet wirkt sich die Pandemie verheeren aus. Sehr unwahrscheinlich, dass dort eine hohe Abdeckung mit MFS5G vorhanden ist. Auch Japan hat kein MFS5G, aber Covid-19 sehr wohl.
MFS5G wurde zudem zuerst in Südkorea und in Teilen der USA aktiviert. Da hätte sich doch das angebliche «5G-Syndrom» in diesen Ländern zuerst zeigen müssen.
Anschläge auf Mobilfunk-Masten
Ein Zusammenhang zwischen Corona und MFS5G ist weder belegt noch plausibel, sondern an den Haaren herbeigezogen. Trotzdem gibt es seit einiger Zeit in verschiedenen Ländern Anschläge auf MFS5G-Masten und tätlich Angriffe auf Mitarbeiter*innen von Mobilfunkanbietern. Der rechtsesoterische Verschwörungsideologe David Icke, Propagandist der Reptiloiden-Verschwörung, rechtfertigte die Angriffe.
5G-Verschwörungsbehauptungen der Christina von Dreien
Auch der 18jährige Esoterikstar Christina von Dreien bewirtschaftet 5G-Verschwörungstheorien. In ihrem Newsletter nennt Christina von Dreien 5G «eine sehr ernste Gefahr für uns alle». Sie macht 5G verantwortlich für Krankheiten und Probleme wie zum Beispiel Krebs, Schlafstörungen und Schwindelanfälle. Sie behauptet, 5G zerstöre das Immunsystem der Bäume, «so dass diese alle absterben».
Es kommt aber noch krasser:
«5G hat die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Handlungen und Körperfunktionen von Menschen und Tieren zu manipulieren, so dass sich die Menschen so verhalten wie von denen gewünscht, die die Fäden ziehen auf diesem Planeten.»
Wer diese Fadenzieher sein sollen verschweigt Christina von Dreien allerdings. Als Universalgenie mit dem totalen Durchblick – so stellt sie sich jedenfalls dar – müsste sie doch auch die Fadenzieher kennen. Und sie müsste, wenn ihr an Sicherheit und Gesundheit der Menschen etwa liegen würde, diese Namen auch nennen, damit die Menschen sich wehren können. Wenn sie konkrete Hinweise hätte auf eine solche Riesenmanipulation, müsste sie damit zur Polizei. Das wäre hochgradig strafbar. Oder glaubt sie, dass Polizei und Staatsanwaltschaft mit den «Fadenziehern» unter einer Decke stecken? Das wäre dann eine globale Riesenverschwörung mit hunderttausenden Mitwissern weltweit. Wie unwahrscheinlich es ist, dass eine solch grosse «Kiste» geheim bleiben würde, hat schon Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) beschrieben.
Aber offensichtlich geht es Christina von Dreien mehr um das Schüren und Bewirtschaften von Ängsten als um reale Probleme und ihre Lösungen.
Mit vagen Andeutungen auf diejenigen, die angeblich das Sagen haben und die Fäden ziehen, fördert Christina von Dreien eine Verschwörungsmentalität, die gesellschaftlich sehr destruktive Folgen hat.
Eindrücklich ist auch, dass eine 18jährige ohne irgendwelche Ausbildung sich anmasst, derart weitreichende absolute Behauptungen in die Welt zu setzen. Trotz sanftem Auftreten zeigt sich hier eine Portion Arroganz, die für viele Verschwörungsgläubige charakteristisch ist.
Quellen:
5G und Coronavirus: Kein Zusammenhang! (Mimikama)
Weitere Beiträge und Infos zu 5G:
☛ Harald Lesch erklärt in Terra X, weshalb kein Zusammenhang zwischen 5G und der Corona-Pandemie besteht. Unter anderem argumentiert er damit, dass Südkorea seit 2019 flächendeckend 5G eingesetzt und trotzdem sehr tiefe Corona-Fallzahlen hat.
Siehe dazu diesen YouTube-Video: