US-Präsident Donald Trump setzt Verschwörungstheorien skrupellos als Mittel zur Machtgewinnung ein. Dabei handelt es sich zum Teil um handfeste Verschwörungstheorien oder Verschwörungsgerüchte. Trump versteht es aber auch bestens, Verschwörungstheorien nur mit Andeutungen in die Welt zu setzen und zu verbreiten. Das ist genauso wirksam, lässt ihm aber immer eine Hintertür offen.
Dabei ist es allerdings wichtig, Falschmeldungen von Verschwörungstheorien zu unterscheiden. Donald Trump verbreitet Falschmeldungen und Lügen am laufenden Band. Das sind aber noch keine Verschwörungstheorien. Zu einer Verschwörungstheorie gehört die Vorstellung, dass im Hintergrund geheime Mächte böse Intrigen schmieden. Trump fördert mit seinem permanenten Verschwörungsgeraune eine gefährliche Verschwörungsmentalität. Damit untergräbt er das bereits angeschlagene demokratische System.
Eine vollständige Zusammenstellung aller Trump’schen Verschwörungstheorien würde jeden Rahmen sprengen. Hier deshalb eine Auswahl:
Donald Trump und seine Verschwörungstheorien
☛ Donald Trump war sei 2011 eine zentrale Figur in der sogenannten «Birther-Bewegung». Er behauptete, dass Barak Obama als Sohn eines Kenianers auch dort zur Welt kam. Weil die US-Verfassung bestimmt, der Präsident müsse „ein in den USA geborener Bürger“ sein, halten Birther die Präsidentschaft Obamas für illegal. Die reine Behauptung, dass Obama nicht in den USA geboren sei, ist noch keine Verschwörungstheorie, sondern eine Lüge. An diese Lüge schliessen sich jedoch verschiedene Verschwörungstheorien an. So soll Obama zum Beispiel durch eine kommunistisch-islamisch-afrikanischen Verschwörung als Ausländer ins Präsidentenamt gekommen sein. Oder es werden verschiedene Vertuschungsmanöver unterstellt, wie beispielsweise die Fälschung der Geburtsurkunde. Die «Birther-Bewegung» versuchte die Präsidentschaft Obamas zu delegitimieren. Trump’s Flirt mit der «Birther-Bewegung» trug wesentlich zu seinem politischen Aufstieg bei.
Trump hat in der Zwischenzeit nichts gelernt. Er befeuert nun eine «Birther-Kampagne» gegen Kamala Harris, die Vize-Präsidentschaftskandidatin seines Kontrahenten Joe Biden.
☛ Donald Trump erklärte schon 2011, dass die globale Erwärmung ein Betrug sei und eine Erfindung der Chinesen, um die USA zu ruinieren. Mit dieser Verschwörungstheorie begründet er bis heute, weshalb die USA aus dem Klima-Abkommen von Paris ausgestiegen sind.
☛ Als 2018 ein Flüchtlingstreck aus Mittelamerika in Richtung US-Grenze wanderte, streut Trump das Gerücht, es handle sich um eine gesteuerte Bewegung und dass sie von George Soros organisiert sein könnte. Das ist eine klarer Verschwörungstheorie. Sie unterstellt die Existenz korrumpierter Leute in Hinterzimmern, die einen perfiden Plan verfolgen. (Quelle: 1)
☛ Donald Trump ermutigt und lobt die gefährlichen QAnon-Verschwörungsideologen. Das ist nicht weiter erstaunlich: QAnon steht in Feindschaft zu den politischen Gegnern Trump’s und sieht den US-Präsidenten als Retterfigur. Für einen hochgradigen Narzissten wie Trump gehören Leute, die ihn derart verehren, fraglos zu den Guten.
Siehe dazu:
Donald Trump ermutigt QAnon-Verschwörungsideologen
Trump sucht immer offensiver den Schulterschluss mit QAnon.
☛ Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2020 bewirtschaftet Donald Trump kontinuierlich eine Verschwörungstheorie vom angeblichen Wahlbetrug. Damit untergräbt er das Vertrauen in das Wahlsystem. Die Schach-Legende Gary Kasparow hat einmal gesagt: «Eine faire Wahl als gefälscht zu bezeichnen, ist so kriminell wie eine gefälschte Wahl fair zu nennen».
☛ Donald Trump bedient sich der Verschwörungstheorie vom «Tiefen Staat» (Deep state). Sie unterstellt, dass ein «Staat im Staat» aus Bürokraten und Geheimagenten alles tue, um Präsident Donald Trump kaltzustellen. Die Strippen soll Ex-Präsident Obama ziehen. Zum «Deep State» gehören für Trump zum Beispiel Beamte, die im Impeachment-Verfahren gegen ihn aussagten, und damit die Treue zur Verfassung über die Loyalität zum Präsidenten stellten. Trump beschuldigt auch Vertreter des «tiefen Staates, oder wer auch immer», die Entwicklung von Corona-Medikamenten und Impfstoffen zu erschweren:
«US-Präsident Donald Trump macht bei der Entwicklung und Zulassung eines Corona-Impfstoffs Druck auf die zuständige Bundesbehörde. Bei der Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) erschwerten ihm feindlich gesinnte Beamte die Entwicklung von Corona-Medikamenten und Impfstoffen, damit es vor der Wahl am 3. November keine Erfolgsmeldung geben könne, behauptete Trump am Samstag auf Twitter. Die Vertreter des „tiefen Staates, oder wer auch immer“, machten es den Pharmaunternehmen schwer, Probanden für Medikamente und Impfstoffe zu bekommen, schrieb er weiter.» (Quelle: 2).
Die FDA, die bei der Zulassung von Medikamenten wissenschaftliche Standards einhalten will, wird von Trump mit dieser Anschuldigung unter Druck gesetzt. Die Verschwörungstheorie von «Tiefen Staat» eignet sich für Trump ausgezeichnet, um von eigenem Versagen abzulenken.
☛ Im Wahlkampf 2020 behauptete Trump, sein Kontrahent Joe Biden würde von “dunklen Mächten” kontrolliert. Beweise für diese Unterstellung blieb er wie üblich schuldig. Trump schwadronierte, es seien Menschen im dunklen Schatten, die niemand kenne und die Biden kontrollierten. Derart obskure, schwammige Behauptungen sind bestens geeignet, um den Boden für allerlei Verschwörungstheorien zu bereiten. (Quelle: 3)
☛ Donald Trump bewirtschaftet bei einer Wahlkampfveranstaltung einen im Internet herumgeisternden Verschwörungsmythos: «Unsere Ärzte bekommen mehr Geld, wenn jemand an Covid stirbt». Er unterstellt damit den Medizinern, ein Interesse an der Ausweisung von Corona-Todesfällen zu haben. Fachleute weisen darauf hin, dass diese Aussage nicht stimmt, aber das spielt für Trump keine Rolle. (Quelle: 4)
☛ Während der Präsidentschaftswahl 2020 äussert Donald Trump Verschwörungstheorien am Laufenden Band. Überall, wo er im Rückstand liegt, geht er von Wahlbetrug aus.
Donald Trumps Spiel mit den Verschwörungstheorien ist gefährlich Es untergräbt das Vertrauen in Politik und Demokratie und vertieft die bestehenden gesellschaftlichen Gräben weiter.
Siehe auch:
Welche politischen Interessen stehen hinter Verschwörungstheorien?
Quellen:
(1) VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN:
„Trump geht viel strategischer vor als seine Gegner glauben“ (WirtschaftsWoche)
(2) Trump greift Behörde an: „Tiefer Staat“ verhindere Zulassung von Impfstoff (gmx)
(3) Trumps Spiel auf der Klaviatur der Verschwörungstheorien: Von Obamas Geburtsurkunde bis QAnon (Yahoo)
(4) Donald Trump unterstellt Ärzten Interesse an hohen Todeszahlen (Zeit online)
Vortrag von Michael Butter: Verschwörungstheorien nach Trump