Seit Beginn der Pandemie sind zahlreiche Corona-Verschwörungstheorien im Umlauf. Verbreitet werden sie unter anderem vom Sänger Michael Wendler, vom Vegan-Koch Attila Hildmann, aber auch von verirrten Ärzten wie Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi, deren Argumente schon x-mal widerlegt wurden.
Inzwischen hat sich mit Petra Wiechel auch die Chefärztin einer Kleinklinik mit fragwürdigen Therapiemethoden als Verbreiterin von Corona-Verschwörungstheorien geoutet.
«Die virale Bedrohung ist eine politisch inszenierte Pandemie, dessen Werkzeug heute Covid-19 ist und morgen Covid-21», behauptet Wiechel. Sie ist Chefärztin der Swiss Mountain Clinic in Castaneda GR. Die einstige Paracelsus-Klinik ist, wie der Beobachter schreibt, «de facto ein Hotel, das zahlreiche Therapien anbietet.»
Petra Wiechel schreibt weiter, dass es «politisch lange geplant und gewollt» sei, viralen Erkrankungen mit Isolation zu begegnen und Hilflosigkeit, Angst und Panik zu schüren. Corona sei das grosse geplante Ablenkungsmanöver im Rahmen eines weltweiten wirtschaftlichen Umbruchs, behauptet die Ärztin weiter. Zudem bezeichnet sie den Netzwerkstandard 5G als einen auslösenden Faktor für eine Reaktivierung der Viren.
In der Szene der Schweizer «Corona Rebellen» kommen diese Äusserungen so wie andere Corona-Verschwörungstheorien naturgemäss gut an. Sie werden bejubelt und fleissig, aber unkritisch geteilt.
Einspruch gegen Corona-Verschwörungstheorien
Den Ausführungen Wiechels widerspricht Huldrych Günthard entschieden. Der Infektiologe am Universitätsspital Zürich beurteilt ihre Äusserungen kritisch: «Die Behauptung, dass die Pandemie inszeniert sein soll, ist bei den vielen kranken Menschen weltweit und den hohen Todeszahlen schlicht unhaltbar.» Keine Regierung würde einen Lockdown beschliessen, um etwas zu inszenieren, sagt Günthard. Die Aussage, dass der Netzwerkstandard 5G mit Infektionskrankheiten zu tun hat, bezeichnet er zudem klar als falsch.
Eine Pandemie mit einem Infektionserreger wie SARS-CoV-2 könne zudem nicht geplant werden: «Das geschieht einfach – so wie die Spanische Grippe oder HIV.»
Günthard weist zudem darauf hin, dass die Gesundheitssysteme in den meisten Ländern an ihre Grenzen stossen: «Ich bin seit 30 Jahren medizinisch tätig und habe noch nie so viele an der gleichen Infektionskrankheit erkrankte Menschen im Spital gesehen.»
Quellen der Zitate:
Chefärztin teilt in Klinik-Newsletter Corona-Verschwörungstheorien (20minuten)
SWISS MOUNTAIN CLINIC IN GELDNOT: Eine Klinik bettelt bei ihren Patienten (Beobachter)
Anmerkungen:
☛ Wer wie Petra Wiechel behauptet, dass die Corona-Pandemie inszeniert sei, müsste auch wissen, wer als Inszenator dahintersteckt. Zu diesem Punkt kommen aber nie Belege, sondern nur fantasiegetränkte Unterstellungen. Verschwörungstheorien brauchen Feindbilder und Sündenböcke. Als Lieblingsfeindbild wird in den Corona-Verschwörungstheorien gerade Bill Gates gehandelt. Wenn Petra Wiechel den Inszenator zu kennen glaubt, müsste sie ihn benennen, damit die Menschen sich wehren können. Wenn Petra Wiechsel den Inszenator zu kennen glaubt und Belege für ihre Anschuldigungen hat, müsste sie eine Anzeige bei der Polizei machen, denn das wäre ein Verbrechen. Aber eben, es spricht alles dafür, dass sie nur herumschwadroniert. Fakten spielen bei Corona-Verschwörungstheorien keine Rolle. Unterstellungen, wie sie Petra Wiechsel macht, müssen nicht wahr sein, sondern sich nur wahr anfühlen, dann werden sie auch von Anhängerinnen und Anhängern geglaubt und unkritisch weiterverbreitet. Es geht um Truthiness – die gefühlte Wahrheit.
☛ Wenn Petra Wiechel eine „politisch inszenierte Pandemie“ unterstellt, dann geht sie von einem dahinterstehenden Plan aus. Damit schliesst sie aus, dass Covid-19 quasi als Naturereignis durch zufälliges Überspringen von Tieren auf Menschen entstanden sein könnte. Der Ausschluss des Zufalls, die Kontingenzbewältigung / Zufalls-Verleugnung, ist ein wichtiger Bestandteil von Verschwörungstheorien.