Feindbilder spielen in Verschwörungstheorien eine grosse Rolle. Sie sind geprägt von einem stereotypen Freund- Feind-Denken. Weil für Verschwörungstheoretiker nichts so ist, wie es scheint, können vermeintliche Freunde geheime Feinde und vermeintliche Feinde Freunde sein.
Ganz unterschiedliche Feinde lassen sich zu einer einheitlichen Feindgruppe zusammen denken. Gegen sie können dann die „Aufgewachten“ mit einer Art Gegenverschwörung vorgehen.
Das Ziel kann die absolute Macht der Gegenverschwörer und die Vernichtung der angeblichen Verschwörung und ihrer Unterstützer sein.
Viele Menschen lassen sich durch diese Feindbilder von der Notwendigkeit einer starken Hand gegen die übermächtigen Verschwörer überzeugen.
Argumentiert wird zwar im Namen von Gerechtigkeit und manchmal sogar der Demokratie. Der Weg zum jeweiligen Ziel ist jedoch oft ein autoritärer.
Quelle:
Sie sind hinter dir her – Verschwörungstheorien – eine Checkliste
Verschwörungstheorien vermischen Fakten mit erfundenen Behauptungen und bauen auf stereotypen Feindbildern auf. Sie richten dabei oft ein übersteigertes, irrationales Misstrauen gegen eine bestimmte Gruppe.
Verschwörungstheorien personalisieren oft ihre Feindbilder
Häufig werden die Feinde personalisiert: Bill Gates, Angela Merkel oder George Soros avanchieren dann zur zentralen Hassfigur. Damit ist in der Regel eine sehr unterkomplexe Auffassung von modernen Gesellschaften verbunden. Die Vorstellung, dass George Soros heimlich die Migration steuert und Flüchtlingsströme leitet, ist hochgradig realitätsfremd. Die sehr komplexen, vielschichtigen Ursachen der Migration werden radikal reduziert und ausgeblendet.
Oft steckt hinter diesen personalisierten Feinden in der Vorstellungswelt der Verschwörungsgläubigen noch eine grössere, nur vage umschriebene Verschwörung wie die «Neue Weltordnung» (NWO) oder der «Deep State» (Tiefer Staat).
Dass mit Verschwörungstheorien ein Verlangen nach der starken Hand gefördert werden kann, die den übermächtigen Verschwörern Einhalt gebietet, lässt sich am Beispiel des Nationalsozialismus zeigen. Nachdem den Menschen über viele Jahre die abstruse Vorstellung einer «jüdischen Weltverschwörung» eingehämmert wurde, konnte sich Adolf Hitler als die starke Hand präsentieren, die mit gnadenloser Härte aufräumt. Hier zeigt sich, wohin Verschwörungstheorien führen können.
Aber natürlich sind nicht alle Verschwörungstheorien so krass durch Feindbilder geprägt. Wer an die inszenierte Mondlandung glaubt oder ein «Flacherdler» ist, wird in der Regel weniger mit Hass aufgeladen sein als die Anhänger politischerer Verschwörungstheorien. Allerdings können auch solche auf den ersten Blick harmlose Verschwörungstheorien dazu führen, dass Menschen zum Schluss kommen, dass nichts so ist, wie es scheint. Von diesem Punkt ist es nur noch ein kleiner Schritt in die Verschwörungsmentalität.
Wer zum Beispiel wie die „Flacherdler“ an der Überzeugung festhält, dass die Rede von der Kugelgestalt der Erde eine Lüge ist, muss die gesamte Naturwissenschaft für eine Verschwörung halten, um die „Tatsache“ zu verheimlichen, dass die Erde eine Scheibe ist. Das kann nur fundamentales umfassendes Misstrauen gegen alle Wissenschaft zu Folge haben.
Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
Siehe auch als verwandtes Thema:
Sündenböcke als Kernelement von Verschwörungstheorien
Weitere Beitrag zum Thema:
Verschwörungstheorien spiegeln die Feindbilder ihrer Anhänger