Der freie Journalist und Publizist Andreas Zumach hat im Haus Gutenberg in Balzers (FL) einen Vortrag gehalten zum Thema «Verschwörungstheorien und Wahrheitsfindung», der im Sender ORF Vorarlberg nachzuhören ist. Der Experte für internationale Beziehungen und Konflikte geht in seinen Ausführungen auch auf das Internet und seine Rolle bei der rasenden Verbreitung von Verschwörungstheorien ein. Andreas Zumach stellt fest:
«Kaum einer, vor allem von den jüngeren Leuten, prüft dann mal. Dann werden solche Theorien für bare Münze genommen, ohne zu hinterfragen: „Was ist denn die Quelle?“, „Gibt es eine zweite unabhängige Quelle?“ Heute sitzen die Leute vor ihrem Ding und kommunizieren in Echokammern ohne das Schlafzimmer zu verlassen und mit Menschen aus Fleisch und Blut zu reden, sondern man redet mit irgendwelchen Unbekannten oder kriegt mit, dass eine bestimmte Behauptung bereits 150.000 Klicks und Likes hat, da muss doch was dran sein, das muss doch richtig sein. Das ist eine sich selbst bestätigende, überwiegend anonyme Masse. Von den 150.000 kenne ich vielleicht zufällig 3 oder meinetwegen auch 15, weil das meine „Freunde“ sind. So entstehen doch heute „Wahrheiten“.»
Problematisch sei auch, wie derzeit Medien rezipiert werden. Andreas Zumach sagt:
«Spätestens beginnend mit dem 11. September 2001 gibt es ein zunehmendes Misstrauen in die seitdem so bezeichneten „Mainstream-Medien“, ein Misstrauen in die analogen, die klassischen Medien wie nie zuvor.»
Quelle:
Verschwörungstheorien und Wahrheitsfindung (ORF Vorarlberg)
Anmerkungen zum Thema «Internet und Verschwörungstheorien»
Das Internet ermöglicht die kostenlose, weltweite und rasche Vernetzung von Verschwörungsgläubigen, die früher eher als isolierte Einzelfiguren oder in kleineren Gruppen aufgetreten sind.
Eine besondere Rolle spielen im Internet die Algorithmen der Sozialen Medien wie Twitter, Facebook und YouTube. Siehe dazu:
Algorithmen fördern Verschwörungstheorien und Polarisierung
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien
Im Internet und darüber hinaus ist aber auch ein zunehmendes Misstrauen gegen die «Mainstream-Medien» relevant, das von Andreas Zumach angesprochen wird.
Dazu folgendes:
☛ Wichtig wäre in diesem Zusammenhang zu unterscheiden zwischen einem gesunden Misstrauen, das in Demokratien eine wichtige Funktion erfüllt, und einem toxischen Misstrauen, das auf demokratische Gesellschaften zersetzend wirkt.
Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Zum Misstrauen gegen sogenannte «Mainstreammedien» siehe:
Mainstreammedien als Feindbild von Verschwörungstheorien
Nimmt das toxische Misstrauen gegen klassische Medien überhand, kann sich daraus die Verschwörungstheorie von der «Lügenpresse» entwickeln. Siehe dazu:
Lügenpresse als Einbildung – Medienkrise als Realität
Menschen, die stark in dieser Verschwörungstheorie gefangen sind, informieren sich oft ausschliesslich über sogenannte «Alternative Medien» im Internet. Zur Problematisch dieser «Desinformations-Angebote» siehe: