Der Verfassungsschutz in Brandenburg hat die sogenannte Anastasia-Bewegung als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft. Das bestätigte Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller im Innenausschuss des Landtags auf Anfrage einer Linken-Abgeordneten.
Die Anastasia-Bewegung spricht ein esoterisch-ökologisches Milieu an und vertritt dabei auch rassistische sowie antisemitische Ideologien und Verschwörungstheorien.
Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte:“Teile der Anastasia-Buchreihe weisen verfassungsschutzrelevante Elemente auf, die mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar sind.“
So enthalte die Buchreihe, auf der die Anastasia-Bewegung basiert, eine in Teilen völkische, rassistische und antisemitische Ideologie.
Durch die Einstufung als Verdachtsfall bekommt der Verfassungsschutz die Möglichkeit, nachrichtendienstlicher Mittel einzusetzen. Dazu gehören unter anderem die Observation und das Einholen von Auskünften über Informanten aus der jeweiligen Szene.
Esoterische und antisemitische Ideologie der Anastasia-Bewegung
Die Anastasia-Bewegung beruft sich auf die Romangestalt Anastasia des russischen Gegenwartsautors Wladimir Megre. Anastasia-Anhänger haben sich einer esoterisch begründeten Rückbesinnung auf die Natur verschrieben, verbunden unter anderem mit einem reaktionären Gesellschaftsverständnis. Die Anhänger gründen „Familienlandsitze“ und verschreiben sich dem Grundsatz der Selbstversorgung.
Ein Kernelement in Megres Büchern ist auch die antisemitische Erzählung einer jüdischen Weltverschwörung.
In Brandenburg gibt es mehrere Siedlungsprojekte der Anastasia-Bewegung.
Der brandenburgische Verfassungsschutz rechnet zurzeit fünf „Familienlandsitze“ dieser Szene zu. Die Anastasia-Bücher sprechen esoterisch-ökologisch geprägte Milieus an, weshalb der Landesverfassungsschutz die Gefahr sieht, dass die Ideologie dazu geeignet ist, „auch Personen zu radikalisieren, die zuvor nicht in extremistischen Zusammenschlüssen aktiv gewesen sind“.
Verbindungen in die „Reichsbürger“-Szene
Eine mögliche Gefahr durch die Anastasia-Bewegung besteht nach Einschätzung des Verfassungsschutzes in den Anknüpfungspunkten und dem daraus entstehenden Rekrutierungspotenzial „nicht nur ins rechtsextremistische Spektrum“. Der Sprecher nannte als Beispiele die Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes gibt es bereits Belege für Verbindungen der Bewegung zu Akteuren des Rechtsextremismus, der Holocaustleugner-Szene und der Reichsbürger und Selbstverwalter. „Es liegen beispielsweise konkrete Erkenntnisse zu Überschneidungen mit der Reichsbürgergruppierung ‚Königreich Deutschland‘ vor“, erklärte der Sprecher.
Quelle:
Anastasia-Bewegung als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft (Tagesschau)
Siehe auch:
☛ Beitrag zur Anastasia-Bewegung in der Enzyklopädie auf dieser Website.
☛ Antisemitismus und Verschwörungstheorien
☛ Esoterik & Verschwörungstheorien
☛ Beitrag zur Reichsbürger-Bewegung in der Enzyklopädie auf dieser Website.
☛ Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien – ein enger Zusammenhang