Yanik Meisberger vom Adolf-Bender-Zentrum berichtete im Interview mit den «St. Wendeler Land Nachrichten» über seine Eindrücke von Corona-Demonstationen, Dabei geht es um Verschwörungserzählungen und Meinungsfreiheit:
Auf der Bühne der Demo «…redeten verschiedene Personen …..von dunklen Plänen einer Elite eines tiefen Staates, von Chemtrails und Pädophilen- Netzwerken, die Kinder entführten um an deren Blut zu gelangen, das durch dessen Adrenochrom eine verjüngende Wirkung habe. So verrückt das erstmal klingen mag, so gefährlich ist das leider auch. Denn sie erzählen so die Ritualmordlegenden aus dem Mittelalter neu, die seit Jahrhunderten zu Gewalt und Morden gegen Minderheiten, zumeist Juden, aufgerufen haben. Damit haben die Verschwörungserzählungen mancher Corona-Leugner*innen einen antisemitischen Einschlag.»
Die Redebeiträge fand er teilweise gespickt mit grenzwertigen Inhalten. So seien auch die jetzigen Einschränkungen mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust verglichen worden, was eine unsägliche Relativierung der Verbrechen des „Dritten Reiches“ darstelle.
Meinungsfreiheit schützt nicht vor Gegenrede
Meisberger weist auch darauf hin, dass im Verlauf der Demoveranstaltungen zwar Meinungsfreiheit und Diskurs gefordert wurden. Auf Kritik an manchen Inhalten reagierten die Teilnehmenden durchaus mit aggressiver Arroganz. Er bringt diesen Widerspruch folgendermassen auf den Punkt:
«Wer hinter jeder Gegenrede eine Einschränkung der eigenen Rechte wittert, sollte das eigene Verständnis von Meinungsfreiheit und Demokratie überdenken.»
Auf sachliche Kritik der Gegenseite und der regionalen Presse bezeichneten die Veranstalter*innen diese als Gegner*innen der Meinungs- und Pressefreiheit oder unterstellten ihnen gar faschistische Methoden. «Das irritiert und wirkt mindestens unreflektiert angesichts der auf der eigenen Homepage getätigten Selbstbeschreibung der Gruppe, die für sich in Anspruch nimmt, für demokratische Grundrechte und gegen Denunziation und Spaltung zu kämpfen», sagt Meisberger. Zudem seien die vermeintlichen Ängste um die Meinungsfreiheit unberechtigt, wenn man sich die Menschenmenge der Demo ansehe, die in jedem Moment auf einem öffentlichen Platz und von einer Bühne herunter jederzeit alles sagen konnte, was sie wollte.
Quelle:
Verschwörungstheorien und ihre Gefahren – Ein Interview mit Yannick Meisberger vom Adolf-Bender-Zentrum (St. Wendeler Land Nachrichten)
Anmerkungen:
☛ Yanik Meisberger spricht hier ein wichtiges Thema an. Vor allem Verschwörungsgläubige und Populisten verstehen Meinungsfreiheit häufig offensichtlich falsch. Werden sie kritisiert, beklagen sie sich über fehlende Meinungsfreiheit. Offenbar bedeutet für sie Meinungsfreiheit: «Ich darf sagen, was ich will, ohne dass mit jemand zu widersprechen hat.» Damit bestreiten sie aber geradewegs die Meinungsfreiheit ihrer Gegner. Es gehört ja auch zur Meinungsfreiheit, dass man Aussagen in Frage stellen darf.
Siehe dazu: Meinungsfreiheit & Verschwörungstheorien
☛ Yanik Meisberger kritisiert sehr zu Recht die unakzeptable Gleichsetzung von Corona-Massnahmen mit Unterdrückungsmassnahmen im «Dritten Reich». Wer diese Gleichsetzung macht, hat ganz offensichtlich die Massstäbe verloren. Leider scheinen solche Verirrungen auf Corona-Demos gerade Konjunktur zu haben. In die gleiche Kategorie fällt es, wenn Demo-Teilnehmer*innen sich als Impfgegner präsentieren mit einem aufgenähten gelben «Judenstern» und dem darin eingeprägten Wort «ungeimpft». Siehe dazu:
Judenstern – Missbrauch durch Impfgegner
☛ Wer ernsthaft für Meinungsfreiheit demonstrieren möchte, könnte das zur Zeit gerade in Belarus tun.