Auf mehreren Protestaktionen gegen die Corona-Maßnahmen haben Teilnehmende einen gelben Stern mit der Aufschrift „nicht geimpft“ getragen. Dieser gelbe Stern ist dem «Judenstern» nachempfunden. So hiess in der NS-Propagandasprache der gelbe Stern, den die im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Juden ab dem 19. September 1941 als Kennzeichnung tragen mussten. Der «Judenstern» bestand aus zwei überlagerten, schwarzumrandeten gelben Dreiecken, die einen handtellergroßen sechszackigen Stern nach Art eines Davidsterns bildeten. Darin befand sich die schwarze Aufschrift „Jude“ in geschwungenen Buchstaben, was die hebräische Schrift verhöhnt sollte.
Für die Träger bedeutete diese Kennzeichnung soziale Isolation und Stigmatisierung. Diskriminierung, Entrechtung und Ausgrenzung erfuhren dadurch eine weitere Steigerung. Die Einführung des gelben Davidsterns, in der NS-Propaganda „Judenstern“ genannt, war eine der letzten Maßnahmen der Nationalsozialisten vor Beginn der Deportation.
Der Judenstern als Mittel zur Selbsviktimisierung von Impfgegnern
Impfgegner setzen sich selbst durch das Tragen eines solchen gelben Sterns mit den im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Juden gleich. Sie stilisieren sich damit zu einer von einem verbrecherischen Staat bedrohten Minderheit – und damit indirekt zu Opfern einer Verschwörung. Die Demonstrationen verharmlosen durch das Tragen des gelben Sterns die Judenverfolgung und damit letztendlich auch den Holocaust. Das ist widerlich – und keineswegs ein zufälliger Fauxpas bei der Wahl eines eingängigen Demo-Symbols: denn auf denselben Protestaktionen werden Verschwörungsmythen geäußert, die im Kern antisemitisch sind. Dazu muss man die Geschichte dieses diffamierenden Symbols kennen.
Die Nationalsozialisten griffen bei seiner Einführung auf die jahrhundertealte Geschichte des Antisemitismus zurück. Schon im Mittelalter wurden Juden beinahe überall im christlichen Europa gezwungen, bestimmte Abzeichen zu tragen. Abhängig von Land oder Gebiet mussten Juden meist gelbe Flecken, Sterne oder Ringe an der Kleidung tragen oder den sogenannten Judenhut aufsetzen.
Quellen:
Der „Judenstern“: Zeichen der Verfolgung (NDR)
Was die derzeit gängigen Verschwörungsmythen bedeuten (Der Tagesspiegel)
Wikipedia zum Stichwort «Judenstern»
Die Selbstviktimisierung ist ein Phänomen, das im Rahmen von Verschwörungstheorien nicht selten auftaucht. Die Opfermentalität findet sich verbreitet bei Verschwörungsgläubigen, aber auch bei Rechtspopulisten und Linkspopulisten sowie bei Extremisten aller Art (Rechteextremisten, Linksextremisten, Dschihadisten). Die Opfermentalität verschafft diesen Gruppen eine ganze Reihe von Vorteilen.
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