Der Polit- und Kommunikationswissenschaftler Marko Kovic hat sich in einem Interview für das Magazin «Nau» zur QAnon-Verschwörungstheorie geäussert.
Hier daraus einige Kernaussagen:
☛ Welche Inhalte hat QAnon?
Diese Verschwörungstheorie sei «ziemlich absurd», sagt Kovic: «In die Foren werden lediglich kryptische, Haiku-mässige kurze Texte und Fragen gestellt, welche die Anhänger selbst interpretieren müssen.»
Unter anderem geht es um eine geheime, kindermordende Elite, die im Untergrund die Fäden ziehen soll und damit allerlei Böses anrichtet.
☛ QAnon reduziert die Komplexität
Marko Kovic weist darauf hin, dass QAnon einen einfachen Sündenbock biete: Die Reichen und Mächtigen. Eigentlich könne man sagen, der Kapitalismus schaffe tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Probleme. Doch das sei komplex. QAnon bietet die einfachere Erklärung.
☛ Woher kommt die Anziehungskraft?
Die Erfinder dieser Verschwörungstheorie machen sich vielleicht nur einen Spass. Jedenfalls geben sie nur ein Gerüst vor, die eigentliche Arbeit wird ausgelagert an die Anhänger. Die Leute suchen in diesen veröffentlichten Internet-Schnipseln nach einem Denkanstoss, nach Beweisen, nach einer Erklärung.»
Dadurch können sie sich immer weiter in die Recherche stürzen und die Verschwörungstheorien weiterspinnen. Das Gefühl, aktiv an der Entwicklung beteiligt zu sein, macht wohl einen Teil der Anziehung aus.
☛ Wie gefährlich ist QAnon?
Bereits im Mai 2019 wurde die QAnonbewegung in den USA vom FBI als mögliches Terrorrisiko eingestuft. Zahlreiche extremistische Verschwörungstheoretiker sehen keinen anderen Ausweg mehr, als selbst Hand anzulegen. Wenn angeblich Kinder in Gefahr sind, verstärkt das die Idee, dass auch Gewalt im Sinne einer Verteidigung legitimiert sei.
In den USA und in Deutschland kam es bereits zu einigen gefährlichen Attentaten im Zusammenhang mit QAnon. Ein Beispiel dafür ist der Attentäter von Hanau, welcher zehn Menschen ermordete. Er verbreitete Verschwörungstheorien, die sich mit denjenigen von «QAnon» deckten.
Die Bewegung zeigt zudem Parallelen zu uralten antisemitischen Verschwörungstheorien auf. Schon in der Vergangenheit glaubte man, dass Juden an allem schuld seien und beispielsweise auch Kinder ermorden würden (Ritualmordlegende).
Kovic befürchtet, dass die Verschwörungstheorien der «QAnon»-Bewegung sehr gefährlich werden können. Dies, weil sie keine ersichtlichen Grenzen haben, weil jeder und jede durch eigene Interpretationen die Verschwörungserzählung weiter entwickeln kann. Dadurch wird es auch schwieriger, wieder auszusteigen.
Quelle:
Experte erklärt: Darum ist «QAnon» so bedenklich (Nau)