Der Fraktionsvorsitzende im US-Senat Mitch McConnell kritisiert Anhänger abstruser Verschwörungstheorien in seiner Partei scharf. Seine Parteikollegin Marjorie Taylor Greene fühlt sich offenbar angesprochen und antwortet prompt.
Senator Mitch McConnell hat lange geschwiegen zu den Verschwörungstheorien vom angeblichen Wahlbetrug, die Ex-Präsident Donald Trump und seine Gefolgschaft kontinuierlich verbreiten. Erst spät hat er den Wahlsieg von Joe Biden als korrekt anerkannt.
Im Richtungsstreit der US-Republikaner hat er nun allerdings Anhänger von Verschwörungstheorien scharf kritisiert. Im Visier hatte er dabei seine Parteikollegin Marjorie Taylor Greene aus dem Bundesstaat Georgia. Die 46-Jährige sitzt seit wenigen Wochen im US-Repräsentantenhaus, ist eine glühende Verehrerin von Ex-Präsident Donald Trump und Sprachrohr für rechte Ideologien. Ausserdem ist sie eine Anhängerin der QAnon-Verschwörungstheorie.
Verschwörungstheorien als Krebsgeschwür
„Verrückte Lügen und Verschwörungstheorien sind ein Krebsgeschwür für die Republikanische Partei und unser Land“, sagte Mitch McConnell dem US-amerikanischen Onlinemedium «The Hill». Er nannte seine Parteikollegin Marjorie Taylor Greene zwar nicht beim Namen, ließ jedoch wenig Zweifel daran, dass er sich auf sie bezog.
Jemand, der unter anderem suggeriere, dass womöglich kein Flugzeug das Pentagon am 11. September 2001 getroffen habe und dass tödliche Schüsse an Schulen inszeniert worden seien, lebe nicht in der Realität, führte der Senator weiter aus. Und er fügte hinzu: „Das hat nichts mit den Herausforderungen zu tun, vor denen amerikanische Familien stehen, oder mit den robusten inhaltlichen Debatten, die unsere Partei stärken können.“
Eine derartige Behauptung, dass das Schulmassaker in Parkland 2018 inszeniert worden sei, hatte Marjorie Taylor Greene Medienberichten zufolge mit „Genau!“ kommentiert. Sie unterstellte damit eine «False-Flag-Operation». In den USA wurde vor allem das «Sandy-Hook-Schulmassaker» von Verschwörungstheoretikern als inszeniert dargestellt, und die Opfer und ihre Eltern als Krisenschauspieler diffamiert und bedroht.
Marjorie Taylor Greene fühlte sich von Mitch McConnell sofort angesprochen und schrieb auf Twitter: „Der wahre Krebs für die Republikanische Partei sind schwache Republikaner, die nur wissen, wie man mit Anmut verliert. Deshalb verlieren wir unser Land.“
Mitch McConnell verteidigt Liz Cheney
Mit der Abwahl Donald Trumps ist unter den Republikanern ein Streit über die zukünftige Ausrichtung der Partei ausgebrochen. Nach dem Sturm auf das Kapitols am 6. Januar hatten zunächst auch republikanische Senatoren und Kongressabgeordnete offene Kritik an Trump geäussert. Diese ist inzwischen jedoch deutlich zurückhaltender geworden.
In einer separaten Mitteilung stellte sich Mitch McConnell nun vor eine prominente parteiinterne Kritikerin, die Kongressabgeordnete Liz Cheney. Sie zählte zu den zehn Republikanern, die im Repräsentantenhaus mit den Demokraten für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump stimmten. „Liz Cheney ist eine Führungspersönlichkeit mit tiefen Überzeugungen und dem Mut, nach diesen zu handeln“, erklärte der Fraktionsvorsitzende.
Quelle:
McConnell spricht von „Krebs“Top-Republikaner gegen Lügen à la Trump (n-tv)
„EIN KREBSGESCHWÜR“: McConnell kritisiert Verschwörungstheorien in eigener Partei (FAZ)
QAnon-Anhängerin: Senatschef der Republikaner distanziert sich von Abgeordneter Greene (Zeit online)
Anmerkungen:
Mehr zu Marjorie Taylor Greene hier:
Propagiert Feindbilder: QAnon-Anhängerin Marjorie Taylor Greene
Mehr zur Verschwörungstheorie vom Wahlbetrug:
Wahlbetrug / Wahlmanipulation als Unterstellung und Verschwörungstheorie