Der Sänger Xavier Naidoo steht in der Kritik, weil er in einem Video rechte Verschwörungstheorien und fremdenfeindliche Ressentiments verbreitet hat.
Update 20. April 2022: Xavier Naidoo hat sich von Verschwörungstheorien distanziert und um Entschuldigung gebeten!
Das Online-Magazin Watson hat mit dem Autor Tobias Ginsburg gesprochen.
Er ist Experte für Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien. Ginsburg hat neun Monate undercover in der Reichsbürgerszene recherchiert und darüber ein Buch publiziert. Es trägt den Titel: „Die Reise ins Reich: Unter Reichsbürgern“.
Ginsburg erläutert, wie die Äußerungen Naidoos im Video zu deuten sind – und welche rechten Verschwörungstheorien der Sänger damit streut.
Er verbreite nun mal denselben gefährlichen Schrott, der im Zentrum der sogenannten Reichsbürgerbewegung steht»:
«Er bezeichnete schon 2011 die BRD als „besetztes Land“, das weder Friedensvertrag noch Verfassung habe, singt von quasi allmächtigen Strippenziehern und Weltregenten, besuchte einer Veranstaltung der vollkommen bekloppten Reichsbürgergruppe….., benutzt immer wieder rechtsextreme Schlagworte und Chiffren und verbreitet zutiefst rassistische und antisemitische Verschwörungsfantasien. Der einzige Unterschied von Naidoo zu anderen rechtsradikalen Verschwörungstheoretikern und Eso-Nazis ist, dass Naidoo den Müll in der Regel mit schnulziger Instrumentierung unterlegt. Was Naidoo von sich gibt, sind die zentralen und konstituierenden Verschwörungsmythen der extremen Rechten. Im Zentrum der Reichsideologie steht der Glaube an eine finstere Weltverschwörung, die das Volk unterjochen und ihm sein Land genommen hat. Das ist eine Gruselgeschichte, die sich Nazis seit 1945 durchgängig erzählen, denn die wollten nur ungern von ihrem Reich lassen. Naidoo reiht sich da nahtlos ein, trällert in Liedern wie „Marionetten“ oder „Baron Totschild“ mit antisemitischen Codes von der großen Verschwörung, den geheimen Hintermännern, die es zu bekämpfen gilt.»
Naidoo’s antisemitische Anspielungen
Am bedrückendsten sei in dieser Hinsicht der Song „Wo sind sie jetzt“, den Naidoo mit dem Rapper Kool Savas 2012 herausbrachte:
«In dem Song knüpfen die beiden völlig ungehemmt an die antisemitische Blutmordlegende an: Sie raunen von geheimen Eliten, die sich unerkannt unter uns bewegen und in düsteren Ritualen deutsche Kinder schänden und töten um damit Macht zu generieren.»
Xavier sehne sich dann im Refrain nach „starken Führern“, die dem ein Ende bereiten:
«Klar, das Wort „Jude“ lassen die beiden nicht fallen, aber dieser düstere Fiebertraum ist ein Grundnarrativ des Judenhasses.»
Tobias Ginsburg betont:
«Wir müssen endlich verstehen lernen, wie unauflösbar Verschwörungsdenken und Rechtsextremismus miteinander verknüpft sind!»
Quelle:
Rechtsextremismus-Experte zu Naidoo: „Bestärkt Menschen in ihrem Hass“
Siehe auch:
Sänger Xavier Naidoo streut krude Verschwörungstheorie um Kindermorde wegen «Adrenochrom»
Xavier Naidoo agiert mit Verschwörungstheorien gegen Fridays for Future
Wenn Prominente so wie Xavier Naidoo immer wieder von eingebildeten Verschwörungen raunen, ist das sehr destruktiv. Es fördert eine Verschwörungsmentalität und schwächt dadurch demokratische Institutionen und Prozesse.
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