Seit dem Beginn der Coronakrise sind Verschwörungstheorien nicht nur häufiger. Sie werden auch zunehmend extremer und irrationaler. Diesen Befund schilderte Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen in Österreich auf einer Pressekonferenz. Immer häufiger würden angebliche Gefahren für Kinder in den Vordergrund gestellt, weil die behaupteten Gefahren damit noch schrecklicher wirkten. Ulrike Schiesser lieferte auch wissenswerte Tipps zum Umgang mit Corona-Verschwörungstheorien.
Zum Unterschied zwischen Kritik an Corona-Massnahmen und Corona-Verschwörungstheorien
Schiesser legte Wert darauf, dass Kritik an Corona-Massnahmen oder Sorge wegen bestimmter Impfstoffe nicht gleichzusetzen ist mit dem Leugnen von Corona und der Verbreitung von Verschwörungstheorien. Wie lässt sich der Unterschied erkennen? Die Expertin erklärt es so:
„Die Verschwörungstheorie sieht hinter allem eine Macht, die alles steuert. Es gibt keine Zufälle, alles ist geplant. Etwa so: Die Impfung ‚ist nur entwickelt worden, um alle Menschen zu töten‘ oder die ‚Pandemie ist nur eine Erfindung der Pharmaindustrie, um damit Geld zu verdienen‘. Wenn ein Gegenargument kommt, wird sofort abgelenkt, ein anderes Argument genannt. Da ist kein Dialog möglich. Kritik hingegen lässt sich immer fachlich begründen, nennt das Argument, hört das Gegenargument, nennt die Person, der man vertraut bzw. von der man seine Meinung hat.“
Was tun gegen Corona-Verschwörungstheorien im Freundeskreis?
Es sind hauptsächlich verzweifelte Freunde und Angehörige, die sich an die Sektenstelle wenden. Welche Empfehlung gibt man ihnen, wie geht man um mit vertrauten Menschen, die man nicht mehr versteht?
Schiesser rät, die Person von den Theorien trennen. Wichtig ist der respektvolle Umgang mit der Person, auch wenn die Verschwörungstheorie problematisch ist: „Verlangen Sie vom Gegenüber, dass es den Mindestanstand wahrt, da muss man dann aber auch selber offen sein: zuhören, Position beziehen, den Schwarz-Weiß-Schablonen entgegenwirken. Grenzen setzen und aufzeigen, aber nicht zurückweisen.“
Es handle sich bei den Verschwörungstheorien um ein pseudo-religiöses Weltbild, das durch Argumente nicht angreifbar sei. Das mache den Umgang mit ihren schwierig, so Schiesser.
Quelle:
Verschwörungstheorien: Chip im Hirn, unfruchtbar: Wer ist nur kritisch, wer Corona-Leugner? (Kleine Zeitung)
Anmerkung:
Die Expertin bringt den Unterschied zwischen Kritik und Verschwörungstheorien gut auf den Punkt. Verschwörungsgläubige sind oft irrtümlich überzeugt davon, sie seinen kritisch. Wodurch sich Kritik auszeichnet, ist hier genauer beschrieben: Lob der Kritik
Siehe auch:
Wenn Verwandte an Corona-Verschwörungstheorien glauben – Tipps von Experten
Verschwörungstheorien in der Familie – warum Gegenrede wichtig ist
Verschwörungstheorien & Jugendliche – was Lehrpersonen und Eltern tun können
Was tun, wenn Familienmitglieder in Verschwörungstheorien versinken?
Grosseltern verstrickt im Netz von Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien in der Familie – vier Tipps
Ausserdem: