Die Schulen sind geschlossen wegen der Corona-Pandemie. Das hat zur Folge, dass Jugendliche nun mit viel Zeit zu Hause sitzen. Ihre Kolleginen und Kollegen sind ihnen in dieser Lebensphase wichtiger als die Eltern daheim. Doch sie dürfen nun nicht raus zu ihrer Clique und können damit der familiären Hierarchie nicht entfliehen. Die Chance ist gross, dass sie im Internet versinken. Und auch für die Jugendlichen ist das neuartige Coronavirus das alles beherrschende Thema. Sie recherchieren im Netz und suchen in den verschiedensten Quellen nach Informationen.
Dabei verlieren sie sich online manchmal in Verschwörungstheorien – auch zum Thema Coronavirus.
Mansur Seddiqzai hat auf «Zeit online» einen informativen Beitrag dazu veröffentlicht, was Lehrpersonen aus der Ferne tun können. Das könnte auch Eltern interessieren. Hier aus diesem lesenswerten Text zusammengefasst einige Punkte:
Jugendliche informieren sich oft nicht bei seriösen Medien oder zum Beispiel bei den Pressekonferenzen des Robert Koch-Instituts (RKI). Sie landen stattdessen bei Erklärvideos auf YouTube und schauen sich Rapper oder Sharepics auf Instagram oder TikTok-Videos von Influencern an. Manche Aspekte werden auch dort recht anschaulich und gut erklärt. Aber die jugendliche stolpern eben auch über die Videos mit Verschwörungstheorien. Die Eltern haben nur selten einen guten Einblick in den Medienkonsum ihrer Kinder.
Aber wenn doch ein solches Video auf den Tisch kommt, sollten Lehrpersonen und Eltern in der Lage sein, sich damit auseinanderzusetzen.
Das Video einfach als Fake News abzutun, wäre ein Fehler.
Viele Jugendliche sind anfällig für Weltbilder, in denen „die da oben“ alles entscheiden, schreibt Seddiqzai. Und „die da oben“, das seien nicht nur Politiker, sondern generell die Erwachsenen – und damit auch die Lehrpersonen.
Fragen zur Analyse von Videos
Mansur Seddiqzai empfiehlt ausserdem zusammen den klassischen Analysefragen nachzugehen:
«Wer hat das Video hergestellt? Mit welcher Intention? Wer ist der Adressat? Was die Kernaussagen? Wovon soll ich überzeugt werden? Wo sind die Widersprüche in der Argumentation? Beweise für die These? Wo finden sich Behauptungen und Spekulationen? Gibt es andere Meinungen dazu?»
So lassen sich vielleicht die falschen und konspirativen Aspekte herausarbeiten.
Und Seddiqzai rät, nach seriösen Quellen zu suchen, um sie den Jugendlichen in den darauffolgenden Stunden mitzugeben.
Vielleicht gelingt es so, den Jugendliche zu vermitteln, warum solche verschwörungstheoretischen Videos niemandem helfen werden, die Krise zu verstehen und welche gefährlichen Botschaften darin verborgen liegen.
Mansur Seddiqzai schreibt:
«Eigentlich wäre das klassischer Unterricht in Sozialwissenschaften, es geht um kritisches Denken….
Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram sollten uns dabei helfen, damit sich die hochgefährlichen Verschwörungstheorien gar nicht verbreiten. Aber darauf allein sollten wir uns nicht zurückziehen. Kritisches Denken zu lehren, ist Aufgabe der Schule. Vielleicht macht das Virus aber nun deutlich, dass die „Laberfächer“ wie Philosophie oder Sozialwissenschaften mehr Raum brauchen.»
Quelle:
Verschwörungstheorien: Alles „von oben“ so gewollt
(Zeit online)
In der Coronakrise haben allerdings auch Erwachsene in grossem Ausmass hemmungslos Videos mit krassen Falschinformationen und Verschwörungstheorien geteilt und zustimmend kommentiert. Sich die erwähnten Analysefragen zur Überprüfung von Videos ab und zu in Erinnerung zu rufen, dürfte daher auch für Erwachsene empfehlenswert sein. Medienbildung und Medienkompetenz brauchen nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene. Nur so können sie davon auch als Eltern Kindern und Jugendlichen etwas weitergeben.
Siehe auch:
Medienkompetenz für die Schule: Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien widerlegen….geht das? Und wenn ja wie?