Im gegenwärtigen, von der Corona-Pandemie geprägten Umfeld nehmen Hassreden und Intoleranz weltweit zu, auch in der Schweiz. Die Suche nach Sündenböcken, die für alle Übel verantwortlich gemacht werden, zeigt sich in einer Flut von «Fake News» und Verschwörungstheorien. Aus Anlass des Internationalen Tags zur Beseitigung der Rassendiskriminierung am 21. März hat die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus dazu aufgerufen, dieses aus Angst und Vorurteilen entstehende Phänomen zu bekämpfen.
In Zeiten, die von Ungewissheit geprägt sind, zum Beispiel während einer Pandemie, treten Stigmatisierung und Diskriminierung verstärkt auf. Sündenböcke werden gesucht.
In der Coronakrise ist dies nicht anders. Als Begleiterscheinung kommt es zu einer Welle von Hass, rassistischen Vorurteilen und diskriminierender Rhetorik, angeheizt durch immer neue Gerüchte und Desinformationen. Das zeigt sich insbesondere in den sozialen Netzwerke und an anderen Orten im Internet. Als Folge kommt es zu einer Schwächung des sozialen Zusammenhalts und unserer Demokratie.
Die Corona-Pandemie hat auch die Verbreitung vieler Verschwörungstheorien intensiviert.
Sie sind zum Teil zu absurd, um gefährlich zu werden. Andere dagegen sind beunruhigend. Dazu gehören beispielsweise die von Antisemitismus inspirierten Verschwörungstheorien.
Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungstheorien
Die Antisemitismusberichte zeigen für 2020 eine beunruhigende Zahl antisemitischer Verschwörungstheorien. Ein grosser Teil davon bezieht sich auf angebliche jüdische Verschwörungen im Zusammenhang mit der Coronas-Pandemie. Darin zeigt sich der in der Schweiz wie anderswo schwelende Antisemitismus, der bei einer Krise sehr schnell wieder aufflammt.
Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) zeigt sich besorgt über diese Feindseligkeit und Intoleranz, die in der Bevölkerung und in der Politik immer deutlicher zum Ausdruck kommen. Sie befürchtet, dass es dadurch zu Entgleisungen und zur Herabsetzung von Menschen kommen kann. Die EKR spricht sich entschieden gegen jede Form der Hassrede aus, unabhängig von deren Motiven und Zielen.
Voraussetzung für die Rassismus- und Diskriminierungsprävention sei ein klares Verständnis der Mechanismen, welche rassistische und diskriminierende Handlungen begünstigen, schreibt die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus . Sie weist auf die nächste Ausgabe der Zeitschrift Tangram der EKR hin, die im Herbst erscheinen wird. Die Publikation wird sich mit der Problematik von Verschwörungstheorien, Vorurteilen und Stereotypen befassen, sowie mit deren Botschaften im Zusammenspiel mit Rassismus.
Quelle:
Sündenböcke als Krisenphänomen (Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, Medienmitteilung)
Nach Demo: Auschwitz Komitee warnt vor Gefahr für Demokratie (T-online)
Anmerkungen:
☛ Eine antisemitische Entgleisung sind die imitierten «Judensterne» mit der Aufschrift «ungeimpft», die im Rahmen von Corona-Demonstrationen immer wieder anzutreffen sind. Siehe dazu:
Judenstern – Missbrauch durch Impfgegner
☛ In Deutschland hat das Internationale Auschwitz Komitee eine ähnliche Warnung veröffentlicht. Der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, sagte: „Gerade nach der Demonstration in Kassel wird deutlich, dass in Deutschland die Demokratie durch die Querdenkerbewegung und ihre krude Mischung aus Verschwörungstheorien und Staatsverachtung sowie durch gemeinsames Agieren mit antisemitischen und rechtsextremen Bewegungen unter Druck gerät.“
☛ Ausserdem:
Warnung vor Holocaust-Instrumentalisierung und Verschwörungstheorien
Antisemitismus: Zunehmend Auftrieb für judenfeindliche Verschwörungstheorien
Allgemein zum Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Verschwörungstheorien:
Antisemitismus und Verschwörungstheorien