Die «Wochenzeitung» (WOZ) berichtet über einen bevorstehenden Kongress im Volkshaus Zürich, auf dem auch einige Stars der Rechtsesoterik und der Verschwörungstheorie-Szene auftreten. Am bekanntesten sind dabei wohl der «Truther» und selbsternannte Friedensforscher Daniele Ganser und der Esoterikstar Christina von Dreien. Der Kongress im Volkshaus steht unter dem Motto «Manifest der Neuen Erde». Dabei handelt es sich um ein alternatives Gesellschafts- und Staatskonzept, das nach dem erwarteten Zusammenbruch der gegenwärtigen sozialen und politischen Ordnung Basis für eine ökologischere und spirituellere Form des menschlichen Zusammenlebens darstellen soll.
Im neuen Gesellschafts- und Staatskonzept kommt einem «Weisenrat» eine starte leitende Funktion zu. Ihm gehören bekannte Vertreterinnen und Vertreter von Esoterik, alternativer Spiritualität und/oder Verschwörungstheorien an wie Dieter Broers, Ruediger Dahlke, Christina von Dreien, Daniele Ganser, Nicola Good, Ricardo Leppe und Patric Pedrazzoli.
Antidemokratische Elemente im Manifest der Neuen Erde
Das «Manifest der Neuen Erde» strebt danach, alle Lebensbereiche nach esoterisch-spirtuellen Kriterien umzubauen. Es umfasst zum Beispiel Landwirtschaft, Tierschutz, Kultur, Medien, Bildung, Heilkunde, Ernährung, Energie, Verkehr, Rechtsordnung, Finanzen, Wirtschaft.
Das «Manifest der Neuen Erde» hat deshalb ein ziemlich grosses Potenzial, viele Menschen anzusprechen, die sich nach Alternativen aller Art sehnen. Ausserdem bietet es an zahlreichen Stellen Anknüpfungspunkte zu Verschwörungstheorien.
Das Staatsmodell, das im «Manifest der Neuen Erde» skizziert wird, zeigt jedoch antidemokratische Züge und könnte als eine Art Esokratur bezeichnet werden.
So ist beispielsweise die Macht der Weisenräte stark ausgeprägt und es bleibt unklar, wie sich diese konstituieren und wer sie kontrolliert.
Als Amtsträgerinnen und Amtsträger in der neuen Eso-Gesellschaft kommen nur Menschen in Frage, die bestimmte Vorbedingungen erfüllen: «Ämter werden von Menschen besetzt, die in ihrer Vergangenheit bewiesen haben, dass sie nicht nur hoch kompetent und verantwortungsvoll sind, sondern auch vernetzt denken können, das heisst über ihr eigentliches Fachgebiet hinaus, und bereits bewiesen haben, dass ihnen das Wohl und die Gesundheit allen Lebens am Herzen liegt.» Diese Bedingungen setzen eine Vorselektion der wählbaren Kandidatinnen und Kandidaten voraus. Wer diese Auswahl vornimmt, bleibt offen. Relinfo schreibt dazu:
«Weltanschaulich geleitete Vorselektion von Kandidierenden ist bekannt aus stark ideologisch geprägten Systemen, z.B. aus dem Kommunismus oder aus fundamentalistisch-religiösen Regimen wie dem Iran.»
Das «Manifest der Neuen Erde» beruht zudem sehr nachdrücklich auf weltanschaulichen esoterischen resp. alternativ-spirituellen Lehren, die als «universelle Prinzipien» in den Rang von unhinterfragbaren Dogmen erhoben werden.
Quellen:
«Manifest der Neuen Erde», Lexikon-Eintrag auf «relinfo» (dort detailliertere Informationen)
«Dubiose Veranstaltung: Wo die Scharlatane ein und aus gehen», von Renato Beck (Wochenzeitung, WOZ)
Anmerkungen:
☛ Das Volkshaus Zürich hat sich mit diesem Kongress zum «Manifest der Neuen Erde» eine ausgesprochen fragwürdige und problematische Veranstaltung ins Haus geholt. Und wie für die Esoterik-Szene nicht unüblich, werden dabei recht happige Eintrittspreise verlangt.
☛ Siehe auch:
Esoterik & Verschwörungstheorien
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