Reichsbürger bestreiten die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer und souveräner Staat und lehnen deren Rechtsordnung ab. Zu den von ihnen vertretenen Ideologien zählen häufig die Ablehnung der Demokratie, Ideologieelemente des Rechtsextremismus, Geschichtsrevisionismus und teilweise Antisemitismus oder die Leugnung des Holocausts. Reichsbürger teilen eine Haltung der Ablehnung einer offenen und pluralistischen Gesellschaft und weigern sich, unter anderem Steuern und Bußgelder zu zahlen oder Gerichtsbeschlüsse und Verwaltungsentscheidungen zu befolgen. „Klassische“ Reichsbürger bestehen dabei darauf, dass ihrer Meinung nach das Deutsche Reich statt der Bundesrepublik weiterhin fortbestehe, entsprechend ihrer Ideologie entweder in den Grenzen des Deutschen Kaiserreichs oder in denen von 1937.
(Quelle: Wikipedia)
Reichsbürgerideologie: Skurril und gefährlich
Die Reichbürger fallen oft durch Verhaltensweisen auf, die auf den ersten Blick skurril wirken: Sie stellen beispielsweise eigene Ausweise und Führerscheine aus oder gründen Fantasiekönigreiche. Da die Reichsbürger aus der angeblich nicht existierenden Bundesrepublik aussteigen wollen, gründen sie nicht selten Selbstversorgerprojekte, befassen sich mit Biolandbau, pflegen vielleicht eine Affinität zu Alternativmedizin. Aktivitäten, die auf den ersten Blick für viele Menschen sympathisch daher kommen.
Hinter der Fassade aus Verschwörungsdenken, Esoterik und Regierungsspielchen steckt allerdings eine handfeste rechtsextreme, antidemokratische und menschenfeindliche Ideologie.
Deshalb plädieren mache Fachleute dafür, die Selbstbezeichnung »Reichsbürger/in« durch den Begriff „Reichsideolog/in“. Damit soll auf das geschlossene Weltbild dieser Personen hingewiesen werden. Reichsideolog/innen neigen nicht selten dazu, für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele Gewalt anzuwenden. Gegenüber Behörden und Polizei rechtfertigen sie Gewaltanwendung, indem sie diesen Organen die Legitimität absprechen.
Die heterogene Reichsbürgerszene wandelt sich laufend. Sie besteht aus einer Vielzahl von Kleinstgruppierungen, die teilweise miteinander kooperieren, sich zum Teil jedoch auch stark voneinander abgrenzen.
Idealtypisch lassen sich Reichsbürger in drei Gruppen unterteilen:
- Verschwörungstheoretiker
- Rechtsextremisten
- Menschen, die sich vor allem finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Staat entziehen möchten.
Darunter gibt es auch Personen in psychischen oder existenziellen Ausnahmesituationen, Querulanten und anderweitig verhaltensauffällige Personen.
Weitere Informationsquellen zu den Reichsbürgern:
☛ Das Märchen von der „BRD-Lüge“ (RP online)
☛ „Reichsbürger“ – Verschwörungsideologie mit deutscher Spezifik
Ein informativer Beitrag von Jan Rathje.
(Institut für Demokratie und Zivielgesellschaft Jena)
Der Beitrag gibt einen einleitenden Überblick über das reichsideologische Milieu und seine Grenzbereiche. Dabei werden ideologische Grundannahmen dieser Bewegung dargestellt und es wird eine Typologie der vielfältigen reichsideologischen Gruppierungen vorgestellt. Schwerpunktmäßig werden dann unterstützende Fakten präsentiert gegen die üblichen Argumentationen von „Reichsbürgern“ sowie einige zivilgesellschaftliche Handlungsoptionen, die in der Auseinandersetzung mit der Anhängerschaft dieser Ideologie nützlich sein können.
☛ Verschwörungstheorien: 5 Thesen der Reichsbürger im Faktencheck
(Bayerischer Rundfunk Puls)
☛ Reichsbürger gegen den Staat – Eine Gefahr für die Demokratie
(Arte Dokumentation)
☛ »Wir sind wieder da«:Die »Reichsbürger«: Überzeugungen, Gefahren und Handlungsstrategien
(Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung, 29 Seiten)
☛ Politikwissenschaftler über „Reichsbürger“:
„Dieses Milieu wurde viel zu lange ignoriert“
Jan Rathje im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke
(Podcast / Text Deutschland Kultur)
☛ Buchtipp: Die Reise ins Reich – Unter Reichsbürgern, von Tobias Ginsburg
☛ Reichsbürgerbewegung (Übersichtsartikel auf Psiram)
☛ Der Denkfehler der ‚Reichsbürger‘
(Spektrum der Wissenschaft)