Bei der Theorie der hohlen Erde handelt es sich um eine veraltete wissenschaftliche Theorie, die annahm, dass das Erdinnere größtenteils hohl ist. Um die Hohlerde-Theorie herum ranken sich viele Legenden und Verschwörungsmythen. Das Thema führte auch zu literarischen Werken (Jule Verne).
In rechtsesoterischen Kreisen besteht die Vorstellung, dass das hohe Erdinnere von Menschen bewohnt ist, gerne auch von Nazis. Hier gibt es Verbindungen zur Neuschwabenland-Verschwörungstheorie.
Zum Ursprung der Hohlerde-Theorie
Die erste Hohlerde-Theorie auf wissenschaftlicher Basis wurde von Edmond Halley 1692 vorgeschlagen. Der englische Astronom, Mathematiker, Kartograph, Geophysiker und Meteorologe hatte wenige Jahre zuvor dem Physiker Isaac Newton die Publikation von dessen Gravitationstheorie finanziert. Auf der Basis dieser Theorie hatte Newton die Massen von Erde und Mond abgeschätzt, war dabei allerdings von falschen Annahmen ausgegangen. Edmond Halley hielt einen Fehler Newtons für ausgeschlossen und kam so zum Schluss, dass die Erde hohl sein müsse. Er war zeitlebens von der Idee der hohlen Erde überzeugt, doch mit seinem Tod 1742 schien diese Theorie passé zu sein.
Im Jahr 1818 liess der Amerikaner John Cleves Symmes sie wieder aufleben. Zu dieser Zeit war die Idee jedoch schon so fragwürdig, dass sie von kaum jemandem mehr ernst genommen wurde. Allerdings konnte der Hauptmann der US-Armee den Kongress der USA dafür gewinnen, eine Expedition an den Südpol zu finanzieren, wo sich seiner Überlegung nach eine Öffnung ins Innere der Erde befinden sollte. Die Expedition startete zwar, scheiterte jedoch unterwegs an Meutereien.
So abwegig die Hohlerde-Theorie des John Cleves Symmes damals auch gewesen ist – sie hat zumindest einige Autoren zu literarischen Werken inspiriert. In Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (1864) steigt eine Expedition ins hell erleuchtete Innere unseres Planeten hinunter – und in Arno Schmidts Satire „Tina oder Über die Unsterblichkeit“ (1956) existieren die Toten im Innern der Erde weiter, solange sich an der Oberfläche jemand an sie erinnert.
Literarisch wurde der Vorstellung von einer hohlen Erde damit faszinierende Denkmäler gesetzt – doch wissenschaftlich war diese Idee ein Irrtum.
Wissenschaftlich schon lange widerlegt
Die Massivität der Erde ist durch zahlreiche geophysikalische Daten belegt. Im Gegensatz dazu gibt es keine Daten aus dem Bereich der Geophysik, die auch nur in die Nähe kommen, für eine hohle Erde zu sprechen.
Wikipedia fasst zusammen:
«Schon im 19. Jahrhundert ergaben sich, ebenfalls durch Dichtebetrachtungen, erste begründete Zweifel an der Hohlerdetheorie. Es wurde beobachtet, dass die mittlere Dichte der Erde mit 5,52 g/cm3 wesentlich größer ist als die Dichte von Gesteinen an der Erdoberfläche, die normalerweise zwischen 2 und 3 g/cm3beträgt. Aus dieser Erkenntnis folgt im Widerspruch zur Theorie, dass die Dichte mit zunehmender Tiefe anwachsen muss. 1906 veröffentlichte der britische Geologe Oldham erste seismologische Hinweise auf einen Erdkern. 1936 wies die dänische Seismologin Inge Lehmann die Existenz eines inneren Erdkerns nach, für den später ein Radius von rund 3.500 km bestimmt wurde. Spätestens damit war die Theorie der hohlen Erde widerlegt. Heute ist der Innere Aufbau der Erde mit wesentlich mehr Details, einschließlich des Dichteverlaufs, des Magnetfelds und der thermischen Bilanz bekannt und nichts davon deutet auf einen großen Hohlraum hin.»
In bestimmten esoterischen Kreisen ist diese Vorstellung aber noch präsent. Dabei wird oft davon ausgegangen, dass die Hohlräume im Inneren der Erde bewohnt sind.
Diese hypothetische Bevölkerung im Inneren der hohlen Erde wird dann von einer herkömmlichen so genannten „Oberflächenbevölkerung“ unterschieden. Zugänge zu dieser Unterwelt sollen in der Arktis und Antarktis zu finden sein, aber beispielsweise auch in Tibet.
Die Hohlerde-Erzählung rechtsesoterisch gewendet
Der Hohlerde-Mythos ist auch in bestimmten rechtsorientierten Verschwörungstheorien beliebt und wird mit UFO-Sichtungen in Verbindung gebracht, sowie mit der angeblichen unterirdischen Nazi-Basis Neuschwabenland in der Antarktis. In manchen Erzählungen sollen die Bewohner des Erdinneren die technisch hoch entwickelten Hyperboreaner sein, die ursprünglich aus dem Sternensystem Aldebaran im Sternbild Stier stammen und als groß, weiß, blond und blauäugig beschrieben werden.
Die Vorstellung eines bewohnten Erdinneren ist nur schwer mit der Gravitationstheorie vereinbar, da die Schwerkraft innerhalb einer homogenen Hohlkugel gleich Null ist.
Die historische Hohlerde-Theorie ist noch keine Verschwörungstheorie. Wer heute solche Hohle-Erde-Erzählungen ernsthaft vertritt, muss aber davon ausgehen, dass eine sehr grosse Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern uns über den hohlen Charakter der Erde täuscht. Da kommt ein verschwörungstheoretischer Aspekt hinzu. Vollends klar wird der verschwörungstheoretische Charakter, wenn Hitler und Konsorten im Inneren der hohlen Erde Zuflucht gefunden haben solle, wie es Neuschwabenland-Erzählungen zum Teil nahelegen.
Die Hohle-Erde-Vorstellungen werden heute zum Teil auch von den Anhängerinnen und Anhängern anderer Verschwörungstheorien als skurril belächelt. Insbesondere mit den «Flacherdlern» bestehen zudem fundamentale Widersprüche. Allerdings ist es ein gut belegtes Phänomen, dass Verschwörungsgläubige durchaus gleichzeitig sich ausschliessenden Verschwörungstheorien anhängen können.
Unabhängig von allen geophysikalischen Daten müssten an der Vertuschung der «hohlen Erde» so viele Forscherinnen und Forscher beteiligt sein, dass eine Täuschung längst aufgeflogen wäre.
Schon der italienische Staatsmann Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) schrieb:
«Vor der Entdeckung einer Verschwörung kann man sich nicht schützen, wenn die Anzahl der Mitwisser drei oder vier übersteigt.“
Quellen:
Beitrag „Theorie der hohlen Erde“ auf Wikipedia
Beitrag „Hohlerde“ auf Psiram
Wissenschaft auf Abwegen: „Die Erde ist hohl und im Innern bewohnbar“ (Deutschlandfunk Kultur)
Weitere Infos und Anmerkungen:
☛ Von der Hohlerde schwadroniert auch Christina von Dreien, Esoterikstar und Verschwörungsraunerin aus der Schweiz.