«Gish-Galopp» (englisch: Gish gallop) ist die Bezeichnung für eine Debattiermethode, die von Verschwörungsgläubigen gerne genutzt wird. Dabei wird der Gegner in einer Flut aus Halbwahrheiten und ihm unterstellten falschen oder lächerlichen Annahmen ertränkt, so dass es ihm unmöglich wird, alle diese Behauptungen zu widerlegen.
Der Begriff Gish-Galopp wurde geprägt von der Humanbiologin Eugenie C. Scott und von ihr nach dem Kreationisten Duane T. Gish so benannt. Dieser pflegte seine Kontrahenden unter derart vielen Argumenten, Einwänden und Behauptungen zu begraben, dass sie nie auf alles antworten konnten. So erweckte er beim Publikum den Eindruck, das Gegenüber habe keine Antworten auf seine Postulate.
Wikipedia beschreibt den Gish-Galopp folgendermassen:
«Beim Gish-Galopp wird versucht, das Gegenüber mit einer Flut von Fragen, Halbwahrheiten und Falschaussagen einzudecken und oft von einem Punkt zum nächsten zu springen. Der „Galoppierende“ erscheint dabei als allwissend, während der Diskussionsgegner als unfähig und ständig einen Schritt hinterher erscheint. Durch die Vielzahl an vorgebrachten Argumenten steht der Gegner ständig unter Erklärungszwang und kann unmöglich alle vorgebrachten Punkte auf der Stelle entkräften. Selbst wenn es gelingt, ein Argument zu entkräften, folgt sofort der Wechsel auf eine andere Diskussionsebene oder die Erklärung wird schlicht verneint. Die dann nötige Erläuterung kostet den Gegner viel Diskussionszeit. Im Publikum soll so Zweifel an der Fähigkeit des Gegners erzeugt werden. Die Technik funktioniert besonders live vor ungeschultem Publikum, während bei aufgezeichneten Debatten die fraglichen Punkte im Nachhinein überprüft werden können.»
Fakten reichen nicht gegen Verschwörungstheorien
Da sich Verschwörungsgläubige kaum um Fakten, Belege oder gar Beweise kümmern, fällt es ihnen leicht, ein Scheinargument nach dem anderen aus dem Hut zu zaubern. Dagegen ist mit Fakten und Argumenten kaum anzukommen.
Verschwörungstheorien basieren nach Michael Butter in der Regel auf drei Elementen:
«Nichts geschieht durch Zufall. Alles ist miteinander verbunden. Nichts ist, wie es scheint.»
Vor allem die Behauptung, dass alles mit allem verbunden ist, erlaubt es den Verschwörungsgläubigen in Debatten, frei assoziierend von einem Punkt zum anderen zu springen. Durch freies Assoziieren, das auf den Wissenshorizont des Publikums abgestimmt ist, können sich Verschwörungsgläubige in Debatten als kompetenter inszenieren. Deshalb ist der «Gish-Galopp» entsprechend beliebt bei Leuten, die mit einem assoziativen Fehlschluss alles Mögliche miteinander verbinden und dadurch Gelehrsamkeit vortäuschen.
Was hilft gegen die «Gish-Galopp»-Debattiermethode?
Ein Gish-Galopp-Ritt ist nicht einfach zu stoppen. Wikipedia empfiehlt als Gegenmassnahmen:
«Bei einem bereits bekannten Diskutanten dessen Argumente vorwegnehmen und einzeln widerlegen. In einer strukturierten Debatte ist es schwerer, den Gish-Galopp einzusetzen als in einer Freiform-Debatte.»
Das reicht aber nicht als Gegenstrategie. Man darf nicht in die Falle tappen und dem Galopp-Ritt von Thema zu Thema hinterher hecheln. Eine Möglichkeit dazu ist das Wechseln auf die Metaebene:
Das heisst: wir reden darüber, wie wir hier debattieren. Man spricht den Gish-Galopp an, zum Beispiel das ständige Wechseln der Themen durch das Gegenüber. Man beharrt freundlich, aber konsequent darauf, dass bei einem Thema geblieben wird, bis es geklärt ist…..
Darüber hinaus eignen sich Vorgehensweisen, die generell bei der Diskussion mit Verschwörungstheoretikern eingesetzt werden können:
Da man mit Fakten allein bei Verschwörungsgläubigen selten landen kann, ist zuhören und nachfragen manchmal eine gute Strategie: Weshalb glaubst Du das eigentlich? Weshalb berührt dich das so emotional? Weshalb macht dir das Angst? Faktenwidrige Behauptungen klarzustellen kann allerdings wichtig sein, wenn Zuhörerinnen oder Zuhörer dabei sind.
Bewährt haben sich auch Plausibilitätschecks. Beispielsweise: Wie viele Menschen müssten an einer solchen Verschwörung beteiligt sein? Wie wahrscheinlich ist es, dass alle diese Mitverschwörer stillhalten und niemand mal auspackt? Über solche Grenzen von Verschwörungen hat sich schon Machiavelli Gedanken gemacht. Siehe dazu: Machiavelli über Verschwörungen und ihre Grenzen
Quellen:
Na logisch: Die Ad-nauseam-Argumentation (Hohe Luft Magazin)
Artikel zum Gish-Galopp auf Wikipedia
„Querdenken“-Bewegung: „Wir müssen widersprechen“ (Frankfurter Rundschau)