Died Suddenly (dt. plötzlich verstorben) ist ein Propaganda- und Desinformationsvideo des amerikanischen Verschwörungstheoretikers Stew Peters, der seit dem 21. November 2022 verbreitet wird und innerhalb weniger Tage millionenfach angesehen wurde. Dem Film geht es darum, Angst einzujagen. Dafür greift er auf Verdrehungen, Auslassungen, Dramatisierungen und Falschinformationen zurück.
Died Suddenly ist etwas mehr als eine Stunde lang und versucht mit demagogischen Mitteln beim Zuschauer den Eindruck zu erzeugen, dass Corona-Schutzimpfungen zu einer hohen Übersterblichkeit unter den Geimpften führten. Auslöser dafür seien impfbedingte Blutgerinnsel. Das Video enthält bei genauerer Betrachtung viele Irreführungen und Falschbehauptungen.
Der Film startet gleich mit einem eklatanten Widerspruch, denn ganz anders als im vom gleichen Filmemacher produzierten Film „watch the water“ wird nun im Film „Dies Suddely“ kommentarlos von der Existenz des neuen Coronavirus ausgegangen. Im ersten Film dagegen wurde die Bedeutung des Coronavirus geleugnet. Zwischen beiden Filmen liegen etwa sieben Monate. Einen Grund für den Sinneswandel nennt Stew Peters nicht.
Viele Falschbehauptungen in Died Suddenly
Dem Filmemacher wurden schon in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Falschaussagen und Irreführungen nachgewiesen:
☛ Viele der gezeigten Toten sind nicht tot
Der Film blendet in atemloser Frequenz angsteinflössende Sequenzen ein, die wahllos Menschen zeigen, die plötzlich bewusstlos zusammenbrechen. Die englische BBC und andere fanden heraus, dass es für einige der überprüfbaren, und im Film genannten plötzlichen Bewusstlosigkeiten oder Todesfälle völlig plausible Erklärungen gibt, die nichts mit einer Impfung zu tun haben. «Died Suddenly» deklariert diese Fälle fälschlich alle als Todesfälle und bringt sie mit einer Impfung zeitlich in Verbindung. Tatsächlich jedoch ist ein rein zeitliches Zusammenfallen noch in keiner Weise ein Beleg für einen ursächlichen Zusammenhang.
Der Film zeigt Unfallopfer, die das Ereignis überlebten. Ein Zusammenhang mit der Impfung existierte nicht. Eine weitere Einspielung zeigt den Basketballspieler Keyontae Johnson der Mannschaft Florida Gators, der während eines Spiels zusammenbricht. Der gut dokumentierte Vorfall geschah am 12. Dezember 2020, zu einer Zeit also, als es die Corona-Impfstoffe noch gar nicht gab. Dies wird dem Zuschauer dieses Film jedoch nicht mitgeteilt. Keyontae Johnson verstarb auch nicht. Er war nur kurze Zeit bewusstlos nach einem Zusammenstoss mit einem anderen Spieler. Der Film stellt auch wird die Krankenschwester Tiffany Dover als vermeintlich verstorbenes Beispiel für einen „died suddenly“ vor. Dover war in Tennessee Sekunden nach einer Impfung ohnmächtig geworden, erwachte jedoch kurz danach wieder. Sie verstarb also nicht und hätte auch gar nicht innert Sekunden Blutgerinnsel bilden können. Ein betrauerter Sohn starb bei einem Autounfall.
Es gibt zwar selten ernstere Nebenwirkungen der Corona-Impfungen und sehr selten auch Todesfälle. Die Filmemacher jedoch präsentieren dazu Fiktionen, während sie ihr Werk gleichzeitig im Stil einer Dokumentation bewerben und versprechen, sie hätten „jetzt eine vernichtende Präsentation über die Wahrheit zum größten anhaltenden Massenvölkermord in der Geschichte der Menschheit“ geliefert.
☛ Behauptung von Blutgerinnseln durch Covid-Impfung ohne Beweis
Der Film «Died Suddenly» zeigt über lange Sequenzen verstörende Bilder von Blutgefäßen, die aus Körpern gezogen werden oder Gerinnseln, die dem Zuschauer in Gläschen vorgehalten werden. Die weißen, faserigen Strukturen sollen glauben machen, dass Covid-Impfstoffe alarmierende Auswirkungen haben. Die Bilder liefern dafür nicht den kleinsten Beweis, auch wenn sie mit Aussagen von Einbalsamierern und Bestattungsunternehmern kombiniert sind, denen das nötige medizinische Wissen zu einer Beurteilung fehlt.
Der US-Kardiologe Frank Han hat gegenüber „BBC“ erklärt, die Darstellung sei „unzureichend, um festzustellen, warum die Blutgerinnsel da sind“. Blutgerinnsel seien oft in Leichen zu finden und würden durch eine Reihe von Dingen verursacht, von Rauchen über Bettlägerigkeit bis hin zu Covid-19.
☛ Behauptung von Totgeburten durch Covid-Impfung nicht belegt
Die Filmemacher behaupten zudem einen Anstieg der Totgeburten durch Covid-Impfstoffe. Eine Grafik soll zeigen, wie sie um das Jahr 2021 herum in die Höhe schnellen. Soll aussagen: Covid-Impfstoffe verursachen Fehlgeburten. Eine korrekte Quellenangabe dazu fehlt.
Eine Stimme aus dem Off erklärt, dass die Daten aus Waterloo, Kanada, stammen. Laut Victoria Male, Reproduktionsimmunologin am Imperial College London, zeigen allerdings echte Daten aus Ontario, der Provinz, zu der Waterloo gehört, keine Zunahme von Totgeburten. Das erklärt die Wissenschaftlerin gegenüber der „BBC“.
Allfällige Auswirkungen von Covid-Impfungen auf Früh- oder Fehlgeburten wurden in Studien immer wieder untersucht. Resultat: Die Impfungen steigern die Zahl der Totgeburten nicht. Zu diesem Ergebnis kam eine im „British Medical Journal“ publizierte Arbeit für Ontario für den Zeitraum von Mai bis Dezember 2021. Ähnliches zeigt die in „Nature“ veröffentlichte Meta-Analyse. Das Risiko für eine Fehlgeburt in der Kohorte der Geimpften lag vielmehr um 15 Prozent tiefer.
Quellen:
Pseudo-Doku im Faktencheck: Das sind die drei größten Irrtümer von „Died Suddenly“ (Focus online)
Beitrag über «Died Suddenly» auf Psiram.
Kommentar & Ergänzung:
☛ Angst einjagen ist eine zentrale Strategie von Demagogen aller Art. Verschwörungstheorien sind dazu ein bestens geeignetes Mittel. Siehe dazu:
Demagogie & Verschwörungstheorien
☛ Erschreckend ist, dass ein derartiges Machwerk innert einer Woche 10 Millionen Aufrufe erreicht. Das gelingt, wenn man Ängste weckt und wenn man das erzählt, was die Leute hören wollen. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Leider sind Menschen, die auf derartige Demagogie hereinfallen, auch mit Faktenchecks kaum mehr zu erreichen.
☛ Der Internist Janos Hegedüs hat den Film «Died Suddenly» in seinem YouTube-Kanal auseinandergenommen. Sehenswert: