Verschwörungstheorien gehören quasi zum Werkzeugkasten der Demagogie. So haben sich zum Beispiel antisemitische Demagogen lange Zeit auf „Die Protokolle der Weisen von Zion“ bezogen, eine Verschwörungstheorie, die auf Fälschungen beruht, jedoch heute noch Verbreitung findet.
Darum ist es wichtig, im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien auch das grössere Themenfeld der Demagogie in den Blick zu nehmen.
Martin Morlock (1918 – 1983) definiert Demagogie folgendermassen:
«Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt.»
In: Hohe Schule der Verführung. Ein Handbuch der Demagogie. Econ Verlag 1977.
Demagogie ist Gift für Demokratien
Demagogie vergiftet demokratische Prozesse. Demagogische Politikerinnen und Politiker sollten deshalb keinesfalls gewählt werden. Deshalb ist es wichtig, sie zu erkennen und zu durchschauen. Die entscheidenden Merkmale kommen auch gut zum Ausdruck in der folgenden Umschreibung, die auf Wikipedia zu finden ist:
«Demagogen suchen nicht das Beste für alle, nicht Wahrheit, nicht Gerechtigkeit, sondern nur geeignete Mittel, ihr persönliches Interesse (bzw. die Interessen derer, welche sie vertreten) als das Allgemeine und ihre Entscheidungen als die einzig Richtigen darzustellen. Ihre Diskussionstaktik: skandalöse Ausfälle, Gegenangriffe, unbeweisbare Behauptungen über das Wesentliche.
Ihre Methode: alles zum eigenen Nutzen und zum Schaden des Opponenten interpretieren, bis hin zur offensichtlichen, unverfrorenen Lüge, um im Streit die eigene Position zu behaupten und nicht nachgeben zu müssen.
Ihr Ziel: nicht der konstruktive Dialog, nicht die friedliche Koexistenz, sondern eine durch permanente Provokation geschürte Feindseligkeit gegenüber allem, was anders ist, plakative Streitbarkeit als Ausdruck des Protests gegen Missstände (um diese nicht verbessern zu müssen), und propagandistisches Auftreten bei der Durchsetzung und Ausführung ihres Willens. Mit Demagogen lässt sich nur dann ein Kompromiss beschließen, wenn sie darin vor allem ihre Interessen gewahrt sehen, was sie dann als ihren Sieg präsentieren können.
Bei allem bleibt Demagogie eine eher politisch-moralische, beziehungsweise theoretische Kategorie. In der kriminellen Form der Volksverhetzung wird sie als strafrechtlicher Tatbestand angesehen.»
Hier weitere Beiträge zum Thema Demagogie:
Erich Fromm: Wie kann man eine Demokratie davor bewahren, Demagogen anheimzufallen?
Demagogie erkennen – acht Merkmale
Demagogen und ihr Modell der Machtergreifung in vier Schritten