Die Klimawissenschaft liefert seit vielen Jahren solide Daten zur menschengemachten Klimaerwärmung. Trotzdem wird den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern immer wieder eine Verschwörung unterstellt, wenn sie basierend auf ihren Erkenntnissen eine Klimaerwärmung prognostizieren. Ein charakteristisches Beispiel dafür, wie eine solche Verschwörungstheorie konstruiert wird, ist die sogenannte Climategate-Affäre. Sie zeigt, wie mit relativ harmlosen Daten ein Skandal kreiert wird und wie daraus ein angeblicher Beleg für eine Verschwörung entsteht.
Im Jahr 2009 wurden Mail-Server der University of East Anglia von Hackern angegriffen und der Mail-Verkehr der Climatic Research Unit im Netz publiziert. Der Datendiebstahl geschah durch einen ausgeklügelten, sorgfältig abgestimmten Angriff über das Internet. Die Mails wurden selektiv zitiert, um den Eindruck von Betrug zu erwecken.
Die Publikation geschah kurz vor der bedeutenden 15th Conference oft the Parties under the United Nations Framework Convention on Climate Change in Kopenhagen. Kurze Zeit danach wurden Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler der absichtlichen Manipulation und Täuschung bezichtigt. Klimawandelleugner verwendeten dazu das Schlagwort Climategate.
So schrieb zum Beispiel die ehemalige US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin in der Washington Post über die Emails und nahm diese zum Anlass, Präsident Barack Obama dazu aufzufordern, die Konferenz in Kopenhagen zu boykottieren. Palin geht zwar von der Existenz der Klimaerwärmung aus. Sie bezweifelt jedoch, dass dieser vom Menschen verursacht wird. Und sie wirft dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) vor, einseitig politisiert zu sein und keine neutrale Wissenschaft zu betreiben.
Doch auch in Deutschland wurden die Climategate-Mails in den Medien aufgegriffen. Zum Beispiel schrieb Sonja Margolina in der Welt, dass der Klimawandel von einem «Kartell von Forschern und Journalisten» verbreitet wird. Dieses Kartell soll alle kritischen Meinungen unterdrücken und damit eine Gefahr für die Meinungsfreiheit darstellen. Sie bestreitet auch den Konsens unter den KlimawissenschaftlerInnen und hält diesen für Wunschdenken. Die Strategie der Verbreitung von Zweifel an der menschengemachten Klimaerwärnung zeigt sich hier erfolgreich.
Climategate nur leere Luft zwecks Diffamierung
Die University of East Anglia beauftragte ein unabhängiges Gremium mit der Untersuchung der Vorkommnisse. Die Gruppe stand unter der Leitung von Lord Ronald Oxbourgh, dem ehemaligen Chef des Wissenschafts- und Technologieausschusses des britischen Oberhauses. Das siebenköpfige Gremium kommt in seinem Bericht zu folgenden Schlüssen:
☛ «Was auch immer in den Mails geschrieben wurde, die wissenschaftliche Grundlagenarbeit scheint ordentlich und genau gemacht worden zu sein».
☛ «Wir haben keine Hinweise auf absichtliches wissenschaftliches Fehlverhalten in den Arbeiten der Climatic Research Unit gefunden. Und wenn es welches gegeben hätte, dann gehen wir davon aus, dass wir es nachgewiesen hätten.»
Die angeblichen Manipulationen waren in Wirklichkeit Diskussionen der Forschenden über die statistischen Methoden beziehungsweise über die Art und Weise der statistischen Darstellung der erhobenen Daten. Es ging also nicht um die Daten an sich, die unbestritten blieben, sondern um deren Aufbereitung in den Berichten der Klimaforschenden.
Verschwörungsgläubige benutzten zum Beispiel den in einer Mail verwendeten Begriff «trick» als Beweis einer angeblichen Täuschung. In dieser Mail ging es jedoch nur um die statistischen Verfahren, um die Temperaturdaten elegant darzustellen. Auch die weiteren Mails enthielten keine Hinweise auf Fehlverhalten der Forschenden. Trotz dieser Entlastung werden diese Mails weiterhin als Beweis für angebliches Fehlverhalten eingesetzt.
Quellen:
Der menschengemachte Klimawandel – nur eine Verschwörung? Von Johannes Klaffke, in:
Zur Kritik der irrationalen Weltanschauungen, von Merlin Wolf (Hrsg.), Alibri Verlag 2015
E-Mail-Affäre: Untersuchung entlastet Klimaforscher (Spiegel online)
Artikel zum «Climategate» auf Wikipedia.
Siehe auch Artikel zur Leugnung der Klimaerwärmung in der Enzyklopädie.