Das Magazin «Vice» hat eine informative Recherche publiziert zum Thema «Verschwörungstheorien». Darin geht es auch um den Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und Rechtsextremen. Im folgenden daraus einige ausgewählte Aspekte.
Verschwörungsgläubige stehne nicht automatisch rechts – es gibt jedoch erstaunlich zahlreiche Gemeinsamkeiten mit Rechtsaußen.
Miro Dittrich von der Amadeu-Antonio-Stiftung erklärt das folgendermassen:
„Das verschwörungsideologische Weltbild sagt: Die Elite belügt dich. Traue nicht den Massenmedien. Traue nur uns. So können Menschen in eine Informationsblase gezogen werden.“
Eine ähnliche Ablehnung von Eliten und Massenmedien sei auch zu finden unter Rechtspopulisten und Rechtsextremen. Diese Gruppen hätten untereinander wenig Berührungsängste.
In den Äußerungen von Rechtspopulisten und Rechtsextremen tauchen regelmässig Verschwörungsmythen auf.
Der populärste Verschwörungsmythos ist derjenige vom „Großen Austausch„. Er malt den drohenden Untergang der Weißen Bevölkerung an die Wand, wahlweise gesteuert von der Bundesregierung oder geheimen Eliten. Sowohl bei der AfD als auch bei Pegida und der sogenannten Identitären Bewegung sind immer wieder Bezüge auf diesen Mythos zu finden.
Auch der Sänger Xavier Naidoo entwickelt sich zur Ikone der Rechtspopulisten: Seit er im März wegen eines verschwörungsgläubigen Videos massiv in der Kritik steht, erreichen ihn jede Menge Solidaritätsbekundungen von rechts, unter anderem von AfD-Politikerinnen und Rechtsaußen-Influencern.
Zur Funktion der engen Beziehung zwischen Verschwörungsglauben und Rechtsaußen sagt Pia Lamberty: „Verschwörungserzählungen lassen sich gezielt als Werkzeug nutzen, um Menschen zu mobilisieren und zu radikalisieren.“
Lamberty forscht als Psychologin zur Frage, ob sich Menschen durch Verschwörungsmythen radikalisieren lassen.
Zur Strategie von Rechtsextremen gehört es schon lange, neue Anhängerinnen und Anhänger mit harmlosen Themen wie Tierschutz oder Kindeswohl zu ködern. Auch Verschwörungsmythen eignen sich dazu ausgezeichnet.
Es sei jedoch immer schwer zu sagen, ob Menschen eine Verschwörungserzählung nur ausnutzen, oder ob sie wirklich daran glauben, erklärt Lamberty.
Dadurch ändert sich auch das Verständnis von Rechtsterrorismus.
Das zeigt ein Blick auf den Attentäter von Hanau. Er Attentäter erfüllt durch seinen offenbar chaotischen und wahnhaften Verschwörungsglauben eher nicht die Erwartungen an einen typischen Neonazi. Trotzdem ist seine Tat als rechtsextrem und rassistisch einzuordnen, wie auch das BKA inzwischen bestätigt hat. Wer die Gewalt verstehen will, muss Verschwörungsmythen als eine neue Basis für rechtsextreme Radikalisierung verstehen – auch wenn die Mythen auf den ersten Blick lächerlich erscheinen mögen.
Quelle:
VICE-Recherche: So radikalisiert Xavier Naidoo seine Fans mit Verschwörungstheorien (Vice)
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