Nun nimmt auch die UNO Stellung zur Welle von Desinformation rund um Covid-19.
Die Coronavirus-Pandemie löst nach Ansicht der Vereinten Nationen eine „gefährliche Epidemie der Desinformation“ aus. Obwohl gegenwärtig ein Moment der „Wissenschaft und Solidarität“ sein sollte, gebe es zahlreiche Fehlinformationen, kritisierte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Videoerklärung.
Und er findet dazu deutliche Worte: „Lügen verbreiten sich im Netz, Verschwörungstheorien infizieren das Internet“, sowie „Hass geht viral, stigmatisiert und diffamiert Menschen und Gruppen“.
Die von ihm kritisierte Situation nannte Guterres eine „Krankheit“, gegen die sich die Welt vereinen müsse. Der gemeinsame „Impfstoff“ sei Vertrauen – insbesondere in die Wissenschaft. Darüber hinaus lobte Antonio Guterres „Journalisten und diejenigen, die die Fakten in dem Berg von irreführenden Geschichten und Veröffentlichungen in Sozialen Netzwerken überprüfen“. Der UNO-Generalsekretär rief die Betreiberfirmen von großen Sozialen Netzwerken dazu auf, „mehr zu tun, um Hass und schädliche Behauptungen über Covid-19 zu beseitigen“.
Er forderte ausserdem, „gemeinsam Lügen und Unsinn abzulehnen, um eine gesündere, ausgewogenere, gerechtere und widerstandsfähigere Welt aufzubauen“. In seiner Kritik führte Guterres keine konkreten Fälle, Länder oder Medien auf.
Quelle:
UNO sieht „gefährliche Epidemie der Desinformation“ (ORF)
Die Desinformation rund um Corid-19 hat eindrückliche Ausmasse angenommen. Mit einem Appell des UNO-Generalsekretärs ist das Problem aber selbstverständlich nicht gelöst.
Es ist zwar begrüssenswert, dass Guterres das Faktchecking der Journalisten lobt. Aber Desinformation und Verschwörungstheorien verbreiten sich sehr viel schneller im Netz als die Widerlegungen der Faktchecker.
Und Vertrauen in die Wissenschaft ist zwar wünschenswert, kommt aber nicht von selbst. Dazu müsste mehr in Bildung investiert werden, damit Menschen auch verstehen, was Wissenschaft ist und wie sie zu ihren Ergebnissen kommt. Und es müssten Bedingungen geschaffen werden, damit Wissenschaft unabhängiger von Firmen und Politik forschen kann.
Zudem wäre blindes Vertrauen in die Wissenschaft auch nicht erstrebenswert und genauso fragwürdig wie blinde Wissenschaftsablehnung.
Wichtig wäre an diesem Punkt, sich die Unterschiede klar zu machen zwischen einem gesunden Zweifel, einem durchaus gesunden Misstrauen einerseits, und einem toxischen Zweifel bzw. toxischem Misstrauen.
Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
Auf der Basis dieser Unterscheidung lässt sich souveräner gegen Lügen, Unsinn und Desinformation antreten.