QAnon-Fans und andere Verschwörungsgläubige diffamieren politische Gegner faktenfrei mit der Unterstellung, sie würden Kindesmissbrauch betreiben. Dabei handelt es sich um Manöver politischer Propaganda. Das neuste Beispiel stammt aus Texas. Dort musste das Butterfly Center vorübergehend schliessen, weil QAnon-Anhänger und Trump-Fans im Internet faktenfrei behaupteten, dass dort Sex- und Menschenhandel stattfinde. Eine derartige Verleumdung ist leicht und kostenlos ins Netz zu stellen. Für die Mitarbeiterinnen des Schmetterlingszentrums hatte das zu Folge, dass sie bedroht wurden.
Belege für ihre Verleumdungen haben die QAnon-Anhänger und Trump-Fans nicht präsentiert. Sie kommen auch nicht auf die Idee, Anzeige bei der Justizorganen zu erstatten. Damit unterlaufen sie den Rechtsstaat.
Siehe dazu: Verschwörungstheorien unterminieren den Rechtsstaat
Dieses Vorgehen hat eine Reihe von Vorläufern.
Das klassische Beispiel ist die Pizzagate-Verleumdungskampagne. Unter dem Schlagwort Pizzagate wurden im Jahr 2016 Falschmeldungen auf 4chan und Reddit zum US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf verbreitet. Darin wurde behauptet, dass in der Pizzeria Comet Ping Pong in Washington ein Kinderpornoring tätig sei, bei dem auch die Kandidatin Hillary Clinton mitwirke.
Auch der Kochbuchautor und Hassprediger Attila Hildmann bewirtschaftet dieses Thema. Er behauptete, dass «100 000 US-Soldaten in den Bunkern unter Europa» kämpfen, «um die Kinder aus den Händen der Pädophielen zu befreien». Mehr dazu hier.
Diese demagogischen Schmierenkampagnen sind nicht nur fundamental antidemokratisch. Sie lenken auch ab vom realen Kampf gegen Kindesmissbrauch. Das zeigt sich sehr deutlich, wenn man die phantasierten Missbrauchs-Unterstellungen der QAnon-Anhänger und Trump-Fans mit der konkreten Ermittlungsarbeit der Justiz-Organe vergleicht.
So sieht Realität aus:
Panama / Costa Rica: Verwandte wegen Kindesmissbrauch verhaftet
Die Behörden in Panama und Costa Rica haben einen Sexhandelsring zerschlagen und dabei zehn Kinder gerettet. „Die Opfer in diesem Fall sind zwischen vier und 16 Jahre alt“, erklärte der leitende Staatsanwalt Emeldo Márquez. Drei Verdächtige seien verhaftet worden. Dabei handle es sich um enge Verwandte der Kinder. Der Staatsanwalt wirft den Verdächtigen vor, den Transport der Kinder von der Stadt Barú rund 530 Kilometer südwestlich von Panama-Stadt bis an die costaricanische Grenze ermöglicht zu haben. Nach Erkenntnissen der Behörden sollen die Kinder dort sexuell ausgebeutet worden sein. Die panamaische Polizei in Barú und die costaricanischen Behörden in den Grenzstädten Barrio San Jorge und Laurel arbeiteten bei der Aufdeckung dieses Falles zusammen. Laut Staatsanwalt Márquez drohen den Verdächtigen Haftstrafen zwischen 20 und 30 Jahren.
Quellen:
Warum QAnon und Trump-Fans das Butterfly Center bedrohen (euronews)
Panama und Costa Rica: Polizei zerschlägt Sexhandelsring und rettet zehn Kinder (n-tv)
Anmerkungen:
☛ Der geschilderte Fall aus Panama / Costa Rica zeigt etwas, das für Kindesmissbrauch typisch ist. In den meisten Fällen geht der Missbrauch vom näheren Umfeld der Kinder aus (z. B. Familie, Sportverein). Von diesem wichtigen Umstand lenken die fantasierten Missbrauchs-Unterstellungen der Verschwörungsgläubigen ab, die damit politische Gegner diffamieren wollen.
☛ Siehe auch:
Kinderschutzorganisationen wehren sich gegen QAnon-Verschwörungsideologie
Satanismus / Satanic Panic als Verschwörungstheorie
Reportage zu Satanismus-Verschwörungstheorien in der Schweiz
☛ Dass Kindesmissbrauch entschieden bekämpft werden muss, ist vollkommen klar. Dieses ernste Thema für politische Schlammschlachten zu missbrauchen ist jedoch absolut verwerflich.