Verschwörungstheorien haben seit einiger Zeit Hochkonjunktur. Nicht alle Verschwörungstheorien haben gleichermassen problematische Folgen. Doch je stärker sie mit Feindbildern und Sündenböcken operieren, desto einschneidender können die Folgen für Demokratie und Sicherheit sein.
Folgen für die Demokratie
Verschwörungstheorien schüren das Misstrauen in gesellschaftliche Institutionen, beispielsweise in politische Organe, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen oder Medien. Der Glaube an Verschwörungstheorien kann deshalb Auswirkungen auf die politische Aktivität, das Informationsverhalten und die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse haben.
Studien in Großbritannien und den USA haben zum Beispiel gezeigt, dass Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretiker weniger bereit sind, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren , ihre Kinder impfen zu lassen oder Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu befolgen als Menschen, die nicht an Verschwörungstheorien glauben.
Verschwörungstheorien können darüber hinaus auch gesellschaftliche Diskurse verhindern.
Denn Informationen, die einer Verschwörungstheorie widersprechen, können von Verschwörungsgläubigen pauschal als Manipulationsversuche seitens der vermeintlichen Verschwörer/-innen abgelehnt werden.
Da Verschwörungsgläubige ihren politischen Gegnerinnen und Gegnern geheime bösartige Absichten unterstellen oder alle gesellschaftlichen Vorgänge nur für eine inszenierte Show halten, sehen sie wenig Sinn darin, sich in demokratischen Prozessen zu engagieren.
Solche Einflüsse können lähmende Folgen auf Demokratien nach sich ziehen.
Folgen für die Sicherheit
Verschwörungstheorien können den Eindruck erwecken, dass demokratische Prozesse ungenügend sind zur Abwehr einer realen oder phantasierten Krise, und dass stattdessen radikalere Massnahmen notwendig sind. Das kann ernsthafte Folgen für die Sicherheit haben.
Der Glaube an Verschwörungstheorien macht Menschen zwar nicht automatisch zu Gewalttäterinnen oder Gewalttätern. Doch steigt damit tendenziell die Bereitschaft, politische Ziele mit illegalen Mitteln zu verfolgen. Verschwörungstheorien bilden deshalb ein charakteristisches Element im Gedankengut extremistischer Gruppen.
Die Geschichte liefert viele Beispiele dafür, wie Verschwörungstheorien den Nährboden für Pogrome und Terrorattacken bereiteten, indem sie die Gewalt gegenüber den vermeintlichen Verschwörerinnen und Verschwörern als Notwehr legitimierten. So beispielsweise veröffentlichten die Attentäter von Hanau und Halle im Internet Manifeste, in denen sie ihr verschwörungstheoretisches Weltbild präsentierten, das die Basis für ihr Morden bildete.
Quelle zu «Welche Folgen haben Verschwörungstheorien?»:
WARUM GLAUBEN MENSCHEN AN VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN? UND WAS SIND DIE FOLGEN?
(Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)
Anmerkungen:
Weitere Texte zu den Folgen von Verschwörungstheorien:
☛ Folgen für die Demokratie:
Warum sind Verschwörungstheorien eine Gefahr für demokratische Gesellschaften?
Bedrohung der Demokratie durch Verschwörungstheorien und Digitalgiganten
Demokratie: Warum Verschwörungstheorien für sie gefährlich sind
Wann werden Verschwörungstheorien demokratiefeindlich und gefährlich?
Zu den Folgen von Verschwörungstheorien gehört auch wie im Text erwähnt die Förderung von Misstrauen gesellschaftliche Institutionen, beispielsweise in politische Organe, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen oder Medien. Dazu ist festzuhalten, dass ein gewisses Mass an Misstrauen durchaus gesund und nötig sein kann. Es ist an diesem Punkt wichtig, zu unterscheiden zwischen gesundem und toxischem Misstrauen. Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Folgen für die Sicherheit:
Verschwörungstheorien als Katalysatoren von Gewalt
Widerstandsnarrative steigern Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien