Unter dem Titel «Kinderblut zum Advent» berichtet die «Wochenzeitung» (WOZ) über eine Reportage des Schweizer Fernsehens (SRF) mit dem Titel Dokumentation «Der Teufel mitten unter uns».
Das Jahr habe begonnen mit durchgedrehten Trump-Fans im US-Kapitol – nun ende es mit dem Beleg, dass irrwitzige Verschwörungstheorien auch in der Schweiz unerwartet verbreitet sind. Die ausgestrahlte SRF-Dokumentation «Der Teufel mitten unter uns» sei ein veritabler Gruselfilm: «Es geht um satanistische Netzwerke, die Kinder rituell missbrauchen und töten, um ihr Blut zu trinken. Klingt so haarsträubend, wie es ist. Umso erschütternder, dass Personen in nicht ganz irrelevanten Positionen diese Geschichten glauben.»
Im SRF-Film tritt ein Ehepaar aus dem Baselbiet auf. Die beiden Lehrpersonen stecken offenbar tief in Satanismus-Verschwörungstheorien. Sie behaupten zum Beispiel, Kinder würden durch systematische Schwängerung von Frauen «gezüchtet» und dann rituell geopfert. Ein Oberarzt der Psychiatrischen Klinik Littenheid im Kanton Thurgau faselt von einer «Parallelwelt, die sich extrem gut zu schützen weiss» und in der «alle Grausamkeiten, die Menschen ersinnen können», verübt würden.
Und ein ranghoher Zürcher Stadtpolizist, der die Abteilung Kinderschutz der Stadtpolizei leitet, erzählt freimütig, dass es für ihn «keinen Grund» zur Annahme gebe, dass an diesen Berichten nichts dran sei. Er gibt aber auch zu, dass es bislang keine Belege für solche satanisch-rituelle Verbrechen gebe.
Satanismus-Verschwörungstheorien dringen in Fachkreise ein
Die SRF-Reportage zeigt eindrücklich, dass Satanismus-Verschwörungstheorien in Pädagogik, in Psychotherapie und die Arbeit von Ermittlungsbehörden eindringen.
Dass es Kindesmissbrauch gibt, ist vollkommen klar. Auch für organisierten Kindesmissbrauch gibt es Belege, wie zum Beispiel der Fall Epstein zeigt. Für satanistisch-rituellen Kindesmissbrauch dagegen fehlen solche Belege.
Daniel Hackbarth, der Autor des Artikels in der WOZ, weist deshalb sehr zu Recht auf einen wichtigen Grundsatz hin, der auch in Bezug auf Satanismus-Verschwörungstheorien gilt:
«Wer wilde Thesen aufstellt, ist beweispflichtig – und nicht die anderen. Das gilt erst recht, wenn es um obskure Machenschaften geht, die sich per se schlecht widerlegen lassen. Im Gegensatz zum Teufel ist vom Verschwörungsglauben nämlich bestens belegt, welchen Schaden er anrichtet.»
Quelle:
Kinderblut zum Advent (Wochenzeitung, Aboartikel)
Ausserdem:
Im Beitrag «Satanismus / Satanic Panic» in der Enzyklopädie auf dieser Website gibt es weitere Informationen zu diesem Phänomen. Unter anderem wird die Welle von «Satanic Panic» in den USA der 19809er- und 1990er-Jahre beschrieben. Dort ist auch die YouTube-Version der SRF-Reportage «Der Teufel mitten unter uns» zu sehen:
Satanismus / Satanic Panic als Verschwörungstheorie
Weitere Beiträge mit Bezug zu Satanismus-Verschwörungstheorien:
Kinderschutzorganisationen wehren sich gegen QAnon-Verschwörungsideologie
Kinderblut – ein absurdes Element in Verschwörungstheorien