Der Wiener Erzbischof und Kardinal Christoph Schönborn hat in einem Weihnachtsinterview ungewöhnlich deutlich zu Vertrauen in Wissenschaft und Medizin aufgerufen. Zudem ermutigte er einmal mehr zur Covid-Impfung: „Nicht, dass ich glaube, dass dieser Impfstoff nicht auch Risiken enthält. Aber das hat man bei jeder Impfung“, sagte Schönborn. Skeptischen Menschen sage er deshalb immer wieder: „Glauben Sie ernsthaft, dass Wissenschaftler in Österreich und die Politiker, die sie beraten, ein Interesse daran haben, die gesamte österreichische Bevölkerung mit einem Hochrisiko-Impfstoff zu impfen auf die Gefahr hin, dass die gesamte österreichische Bevölkerung schwerste Schäden erleidet?“
In dem Interview bittet Schönborn zugleich um Vertrauen in die seriöse Arbeit der Wissenschaft: „Mich beunruhigt schon sehr, dass sich eine Wissenschaftsskepsis breitmacht. Und eine Ahnungslosigkeit, wie Wissenschaft funktioniert“, sagte der Kardinal. Er wies zudem Verschwörungstheorien aller Art vehement zurück und sieht sie letztlich im Zusammenhang damit, „dass wir uns nicht zugestehen, dass wir in einer unsicheren Zeit leben“.
Es seien nun bereits über sechs Millionen Menschen in Österreich geimpft. „Welche Regierung könnte ein Interesse daran haben, die ganze eigene Bevölkerung einer verantwortungslosen Gefährdung auszusetzen?“, erklärte Schönborn. Diese Überlegungen seien für ihn ein ausreichender Grund zu sagen: „Ja, bitte vertrauen wir den Wissenschaftlern, den Ärzten, die die Regierung beraten, und der Regierung, die die schwere Verantwortung auf sich genommen hat, Entscheidungen zu treffen.“
Quelle:
Schönborn: „Vertrauen wir den Wissenschaftlern und der Regierung“ (Kathpress)
Wissenschaft & Religion – ein komplexes Verhältnis
☛ Wissenschaft und Religion haben seit langer Zeit ein komplexes Verhältnis, vor allem wenn man auch auf die Vergangenheit blickt. Umso erfreulicher ist das klare Statement von Kardinals Schönborn zugunsten von Wissenschaft und gegen Verschwörungstheorien.
Der Kardinal fordert zu Vertrauen in Wissenschaft, Medizin und Regierung auf. Dazu wäre eine Differenzierung sinnvoll. Es gibt durchaus Er spricht sich frein gesundes Misstrauen, das auch in einer Demokratie seine Berechtigung hat. Destruktiv ist insbesondere das toxische Misstrauen, wie es unter anderem in Verschwörungstheorien bewirtschaftet wird.
Hier sind die Unterschiede detaillierter beschrieben:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Vor allem am rechten Rand der Katholischen Kirche gibt es auch eine ganze Reihe von Verbreitern von Verschwörungstheorien. Insbesondere gekommen ist diesbezüglich der ehemalige Bischof von Regensburg, Kardinal Müller:
Kardinal Müller verbreitet absurde Corona-Verschwörungstheorien
Breite Kritik am Verschwörungsmythen von Kardinal Müller
In Italien profiliert sich das erzkatholische Radio Maria als Superspreader von Verschwörungstheorien:
Radio Maria: Unsere tägliche Ration Verschwörungstheorie gib uns heute….