Verschwörungsideologien fördern die Radikalisierung insbesondere von rechtsextremen Personen und Gruppen. Sie tun das auf dreierlei Weise:
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Sie verstärken Gut-Böse-Schemata und Gruppengrenzen.
Verschwörungsideologien besitzen wegen ihrer identitätsstiftenden Funktion die Kraft, Gruppenkonformität zusätzlich zu verstärken. Sie intensivieren nämlich das Freund-Feind-Bild und führen zu einer stärkeren Verschmelzung mit der eigenen Gruppe. Wer überzeugt ist, dass die Regierungen uns mit Impfstoffen vergiften oder dass ein Bevölkerungsaustausch stattfinden soll, folgt oft auch simplifizierten Schuldzuweisungen und pauschalen Feindbildkonstruktionen. Einer selbst konstruierten »Wir«-Gruppe als das Gute stehen die »anderen« als Bedrohung entgegen.
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Immunisierung verstärkt Radikalisierung.
Verschwörungsideologien tragen stark zur Identität von Verschwörungsgläubigen bei. Darum wehren diese Kritik mit einer Reihe von Immunisierungsstrategien ab. Wer Kritik an der Verschwörungsideologie äussert, wird als Teil der Verschwörung betrachtet, oder als eine Marionette der Verschwörer, die die Wahrheit nicht sehen will. In einem solchen Klima können keine Diskussionen und keine demokratischen Auseinandersetzungen stattfinden.
Wer eine andere Meinung vertritt als die Verschwörungsideologie, wird herabgesetzt, delegitimiert oder gar bedroht.
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Radikalisierung bis zur Legitimierung von Gewalt
Wer von Verschwörungstheorien überzeugt ist, sieht sich gern auf der guten Seite, die gegen ein scheinbar übermächtiges Böses kämpft. Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungstheorien werden in ihrer Einbildung damit automatisch zu Opfern, die von der Elite betrogen werden (Siehe dazu auch: Opfermentalität / Selbst-Viktimisierung).
In dieser Weltsicht wird jede Handlung der «Verschwörer» automatisch als Beleg für dessen vermeintliche Niedertracht aufgefasst. Wenn zum Beispiel der US-Milliardär George Soros den grössten Teil seines Besitzes für wohltätige Zwecke einsetzt, ist das in der Weltsicht der Verschwörungsgläubigen keine Philanthropie, sondern nur ein weiterer Beweis für die bösen Absichten des jüdischen Investors.
Im Umkehrschluss sehen Verschwörungsgläubige die eigenen Handlungen stets als legitim und durch die boshaften Taten der Gegenseite gerechtfertigt.
Deshalb können Verschwörungsideologien als Antreiber für gewalttätige Handlungen wirken. Sie sind Brandbeschleuniger
Wer glaubt, dass die ganze Welt im Hintergrund von bösartigen Verschwörern gelenkt wird, die vor gar nichts zurückschrecken, sieht Gewalt als letzte Möglichkeit, um sich gegen die angebliche Verschwörung zu wehren. Rechtsextremisten nutzen dieses Potenzial von Verschwörungsideologien gezielt zur Mobilisierung und Radikalisierung.
Den vollständigen Text zu diesem Thema finden Sie hier:
Die Radikalisierung von Extremisten durch Verschwörungsideologien
Zum Thema Radikalisierung hat die Extremismusforscherin Julia Ebner ein informatives Buch geschrieben: