Der ARD-faktenfinder hat sich mit dem Buchautor und Experten Christian Schiffer über Zusammenhänge zwischen Popkultur (z. B. Science Fiction) und Verschwörungstheorien unterhalten.
Popkultur und Verschwörungsmythen bedienen sich häufig ähnlicher Narrative, erklärt Schiffer. Manchmal verschwimme dabei, wer wen beeinflusst.
Ein Science-Fiction-Film beispielsweise enthält oftmals einen klar definierten Bösewicht, der eine finstere Verschwörung aufbaut, um ein unglaublich böses Ziel zu erreichen, das zahlreiche Menschen in Mitleidenschaft ziehen wird.
Am bekanntesten und am besten untersucht sei wohl die Wechselwirkung zwischen der Science Fiction und Begegnungen mit angeblichen Außerirdischen:
«Nehmen wir nur mal „Akte X“. Die Serie hat wohl wie kaum eine andere das Bild von Verschwörungstheorien und Theoretikern geprägt.»
„Akte X“ habe über seine Folgen hinweg immer wieder „real existierende“ Verschwörungstheorien aufgegriffen: Übertragung von Krankheiten mit Bienen, subliminale Beeinflussung, Alien-Verschwörungen, Alien-Hybride-Züchtungsprogramme, geheime Militäranlagen und so weiter.
Damit machte die Serie „Akte X“ eben jene Theorien auch populär und, zu eben der Zeit der Ausstrahlung in den 1990er-Jahren, zu einem echten beliebten Zeitvertreib. Das habe auch Konsequenzen in der realen Welt, sagt Christian Schiffer.
Science Fiction beeinflusst Verschwörungstheorien
Die Frage, ob Verschwörungstheorien in Film, Musik und Kunst aktuell einen Boom erleben, verneint der Experte. Er weist jedoch darauf hin, dass die Bewertung und Beurteilung von Verschwörungstheorien sich geändert hat:
«Es gab eine Zeit, da erschienen Verschwörungstheorien harmlos. Das ist nun nicht mehr so, sie werden als ein Instrument der Angst und Radikalisierung wahrgenommen. Verschwörungen über den Bevölkerungsaustausch, die jüdische Weltregierung sind nicht lustig und unterhaltsam, sondern gefährlich. Das sind nicht die Verschwörungen, die einst Leute verzückten und begeistert „Akte X“ schauen ließen.»
Abschliessend wird Christian Schiffer im Interview gefragt, ob sich die Künstler ihrer Verantwortung bewusst seien, wenn sie sich Verschwörungstheorien bedienen oder diese verbreiten.
Antwort:
«Gute Frage, das weiß ich nicht. Ich würde es mir zumindest wünschen. Und schön wäre natürlich, wenn auch in der Popkultur alles einfach mal so ist, wie es scheint, das wäre mal wirklich etwas Neues. Leider ist ja irgendwo da draußen meistens nicht die Wahrheit, sondern nur der Wahn. Und Künstler können natürlich einen Beitrag leisten, um dem entgegenzuwirken, etwa, in dem sie reale Probleme behandeln. Von denen gibt es wirklich genug.»
Christian Schiffer arbeitet als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk und ist Autor des Buches „Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien“.
Quelle:
Verschwörungstheorien: „Instrumente der Angst und Radikalisierung“ (ARD-faktenfinder)