Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro ist wie sein Kompagnon Donald Trump ein Meister in der Bewirtschaftung von Verschwörungstheorien. Das hat zur Folge, dass viele seiner Anhängerinnen und Anhänger in einer Parallelwelt leben.
Dieses Thema kam unter anderem zur Sprache in einem Interview des Magazins «Watson» mit Oliver da Costa Stuenkel. Der Politikwissenschaftler und Professor für Internationale Beziehungen an der Fundação Getulio Vargas (FGV) lebt in São Paulo.
Im Interview wird Stuenkel gefragt, wer die treuen Bolsonaro-Fans sind, die ihm trotz aller den Problemen treu bleiben.
Antwort:
«Das sind Menschen, die von der Demokratie die Nase voll haben. Die das toll finden, wenn Bolsonaro von der Zeit der Militärdiktatur schwärmt, weil sie vielleicht auch keine Ahnung davon haben, was da zwischen 1964 und 1985 passiert ist. Viele davon sind auch offene Rechtsextreme. Die werden Bolsonaro unterstützen, egal, was er tut. Diese Leute leben auch teilweise in einer Art Paralleluniversum.»
Von «Watson» aufgefordert, dieses Paralleluniversum genauer zu erläutern, sagt Stuenkel:
«Wir machen regelmässig wissenschaftliche Interviews mit Bolsonaro-Anhängern. Und viele davon sind völlig abgekapselt von etablierten Medien und holen sich ihre Informationen nur aus irgendwelchen Propagandakanälen auf sozialen Netzwerken oder Messengerdiensten. Und die glauben dann eben, dass die Pandemie nur eine Erfindung ist, um Bolsonaro oder seinem Freund Donald Trump in den USA zu schaden. Es gab auch schon Fälle von Bolsonaro-Anhängern, die in Krankenhäuser eingedrungen sind, weil sie zeigen wollten, dass die Kranken dort nur Schauspieler sind.»
Quelle:
Brasilien-Experte: «Bolsonaro hat einen Plan» (Watson)
Dass Bolsonaro-Anhänger in Krankenhäuser eindringen, weil sie zeigen wollen, dass die Kranken dort nur Schauspieler sind, erinnert an die Verschwörungstheorien rund um den Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School am 14. Dezember 2012 in Newton (USA).
Dort kam es zu Drohungen gegen Eltern von Sandy Hook Opfern auf dem Hintergrund von Behauptungen, dass es sich bei den Opfern um «Krisenschauspieler» handle.
Siehe dazu:
Sandy Hook Verschwörungsideologien
Rechtspopulisten, Rechtsextreme und andere Verschwörungsgläubige scheinen eine Neigung zu haben, politisch unbequeme Ereignisse als inszeniert aufzufassen.
In Brasilien füttert nicht nur Bolsonaro Verschwörungstheorien. Sein Aussenminister Ernesto Araújo zum Beispiel steht dem Präsidenten kaum nach:
Dass sich auf dem Boden von Verschwörungstheorien keine seriöse Politik betreiben lässt, zeigt sich inzwischen deutlich:
Siehe auch: