Nun also auch Robbie Williams: Das Pop-Idol schockiert seine Fans in gleich mehreren Interviews mit abstrusen Aussagen: Der 46-jährige Brite outet sich darin als Anhänger von verschiedenen Verschwörungstheorien.
In den sozialen Medien werden diese Aussagen lebhaft diskutiert: „Wir haben ihn verloren“, sagen Fans des Sängers Robbie Williams. Oder sie witzeln einfach nur über ein Szenario wie dieses: „Demnächst singt Robbie Williams mit Xavier Naidoo, Detlef D. Soost gibt den Tänzer, und Attila Hildmann macht das Catering.“
Die Nachricht ist für zahlrieche Anhängerinnen und Anhänger nichtsdestotrotz ein Schock: Nun ist also auch der Mann, der von seinen Fans nur „Robbie“ genannt wird, der nicht nur eine Boyband namens Take That, sondern auch jahrelange Drogenexzesse überlebt hat, und nun offenbar glücklich mit Frau und vier Kindern in England wohnt, ein Anhänger verschiedener Verschwörungstheorien?
Völlig überraschend ist diese Entwicklung allerdings nicht: Robbie Williams trägt schließlich bereits seit Jahren eine gepflegte Durchgeknalltheit zur Schau. Der Sänger glaubte bekanntlich lange an UFOs und Aliens, zeigte seinen Fans bei Auftritten immer wieder mal den Mittelfinger, und manchmal vergisst er auf der Bühne die eigenen Texte.
Robbie Williams redet sich in Interviews um Kopf und Kragen
Im Mai gab er dann einem britischen YouTuber ein mehrstündiges Interview. In dem zum Teil ziemlich wirr anmutenden Gespräch tauchten bereits die Verschwörungstheorien auf, für die der Brite nun kritisiert wird. Der Beitrag stand unter der schon ziemlich fragwürdigen Überschrift „Das große Erwachen“. Weil der YouTube-Kanal nur knapp 18 000 Abonnenten hat, wurden die brisanten Äusserungen zunächst kaum einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Im Verlauf des Gesprächs zeigt Robbie Williams unter anderem Sympathien für David Icke, einen der bekanntesten britischen Verschwörungstheoretiker.
David Icke schreibt bereits seit Jahrzehnten über eine angebliche Weltverschwörung, deren Ziel die Versklavung der Menschheit sei.
In der Coronakrise haben diese Verschwörungserzählungen vor allem im Internet eine weite Verbreitung gefunden, auch weil Icke selbst immer wieder behauptet, dass die von der „Politik ausgerufene“, „angebliche“ Pandemie nur diesem Zwecke dienen würde. Auf David Icke steckt auch hinter der Verschwörungserzählung der sogenannten „Reptiloiden“. So bezeichnet er eine intelligente menschenähnliche Lebensform, die von Außerirdischen abstamme und in mehreren Ländern angeblich Einfluss auf die Politik nehme.
Robbie Williams zu David Icke’s Reptiloiden-Verschwörung
Laut David Icke zählen unter anderem das britische Königshaus, Bill und Hillary Clinton sowie Barack Obama zu den Reptiloiden. Konkrete Belege für seine skurrilen Behauptungen blieb er bisher schuldig. Das scheint seine Anhänger jedoch nicht zu stören.
Im Interview erklärt Robbie Williams nun mit Blick auf Icke: „Ich habe David ziemlich oft getroffen. Ich mag ihn wirklich. Ich mag seine Botschaft. Ich mag, was er zu sagen hat.“
Der Interviewer spricht Williams auch auf die «Pizzagate»-Verschwörung an, mit der sich der Sänger beschäftigt.
Diese Verschwörungstheorie kursiert seit 2016 im Internet. „Pizzagate“-Anhänger unterstellen faktenfrei, dass eine bestimmte Pizzeria in Washington die Zentrale eines Kinderpornorings war. Hochrangige Politiker wie der frühere US-Präsident Barack Obama oder die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sollen involviert sein. Die angebliche Existenz eines Kinderschänder- und Porno-Netzwerks, in das bekannte Persönlichkeiten und Politiker verwickelt sind, ist auch Bestandteil der sogenannten QAnon-Bewegung.
Pizzagate: faktenfreie Verschwörungstheorie
In Deutschland kursieren diese Verschwörungserzählungen gegenwärtig unter anderem über die Social-Media-Kanäle von Xavier Naidoo und Attila Hildmann. Die Polizei von Washington sieht keine Anhaltspunkte für die Existenz eines solchen Ringes, aber das beeindruckt Verschwörungsgläubige nicht. Vielleicht steckt die Polizei ja mit den Betreibern unter einer Decke? Verschwörungsgläubige müssen für ihre Diffamierungen nie Belege liefern.
Inzwischen gilt „Pizzagate“ als Versuch der Einflussnahme interessierter Kreise, um die US-Präsidentschaftskandidatur von Hillary Clinton zu beschädigen.
In einem weiteren Interview auf YouTube, das weitere Verbreitung fand, verteidigt Robbie Williams seine Beschäftigung mit der „Pizzagate“-Erzählung. Er wirbt dafür, offen an das Thema heranzugehen: „Die Tatsache, dass wir es nicht genau wissen, bedeutet auch, dass bisher einfach nur nichts Konkretes entlarvt wurde.“ Es gebe aus seiner Sicht noch viele offene Fragen und seltsame Details gebe.
Quelle:
Robbie Williams schockt mit Verschwörungstheorien: Pizzagate & Co. (Welt)
Wer Behauptungen aufstellt, muss Belege liefern
Robbie Williams fordert, mit der „Pizzagate“-Erzählung offen umzugehen. Offenheit fordern, das tönt ja auf den ersten Blick oft sehr gut. Das befreit aber nicht von der Pflicht, für Behauptungen auch Belege zu liefern. Niemand muss die Nicht-Existenz dieses behaupteten Kinderpornorings belegen. Wer eine Behauptung aufstellt, steht in der Pflicht, Belege zu liefern.
Und ein offener Umgang mit den Verdächtigungen, wie ihn Robbie Williams fordert, würde auch umfassen, dass Einwände dagegen ebenfalls erwogen werden. Dieses Offenheit mimende Raunen über angebliche Verschwörungen ist nicht ungefährlich:
Am 4. Dezember 2016 drang ein mit einer Waffe vom Typ AR-15 ausgerüsteter Mann in die Pizzeria ein, um die angeblich dort festgehaltenen und missbrauchten Kinder im Keller zu befreien. Er gab dabei zwei Schüsse auf ein Türschloss und einen Computer ab. Nachdem der Angreifer nichts gefunden und festgestellt hatte, dass in dem Lokal kein Keller existiert, ließ er sich widerstandslos verhaften.
Promis wie Robbie Williams, Attila Hildmann und Xavier Naidoo tragen eine grosse Verantwortung, wenn sie derartige Verschwörungsgeschichten weiterverbreiten.
„Ich gehe ins Internet, um Dinge über Dinge zu finden“, sagt Robbie Williams im YouTube-Interview. Ja, im Internet kann man viele Dinge finden. Aber man müsste auch in der Lage sein zu prüfen, was davon Hand und Fuss hat und was nicht.