Die Bewirtschaftung von Feindbildern ist eine Kernkompetenz des Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Ungarn. Sein Lieblings-Feindbild George Soros hat er selbst kreiert und setzt es bis heute ein. Die «Zeit» schreibt:
«Bei seinem Auftritt im Rahmen einer Veranstaltung der von Orbán mitbegründeten Fidesz-Partei verbreitete der Politiker auch Verschwörungstheorien über die Europäische Union. So sagte er etwa, dass „Brüssel“ von einer „Heerschar“ des US-Investors George Soros geführt werde. Der gebürtige Ungar und Holocaustüberlebende Soros gilt als Feindbild der Fidesz-Partei, die seit rund 30 Jahren eine Sommerakademie in Băile Tușnad abhält.»
Quelle:
Ungarn: Viktor Orbán sieht sich im Kampf mit dem Westen (Zeit online)
Ausserdem:
Staatliche Feindbild-Produktion in Ungarn
☛ Premier Viktor Orbán hat seinen einstigen Förderer George Soros schon seit langem zum Staatsfeind Nummer Eins aufgebaut. Der Philanthrop und Milliardär ist nicht zuletzt dadurch zur Hassfigur der internationalen Rechten geworden. In Ungarn sind Verschwörungstheorien zum Instrumentarium staatlichen Handelns geworden. Es ist ausgesprochen praktisch, aber auch sehr billig, wenn man als Politiker alles, was schiefläuft oder sonst nicht passt, einem Sündenbock in die Schuhe schieben kann. Viktor Orbán praktiziert das höchst erfolgreich. Zugleich kann er damit sich selbst und das, was er als sein «Volk» definiert, als Opfer böser Mächte präsentieren. Komplexe wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Vorgänge werden dadurch extrem vereinfacht. Viktor Orbán schlägt also mit seiner staatlichen Verschwörungstheorie gleich mehrere Fliegen auf einen Streich. Als Strategie der Machterhaltung ist die Konstruktion von Feindbildern nicht nur in Ungarn sehr wirksam.
Den Weg, wie George Soros zum Staatsfeind Nummer 1 aufgebaut wurde, beschreibt dieser Text:
Wie George Soros zum Feindbild gemacht wurde
☛ Für Viktor Orbán gehören Verschwörungstheorien zum politischen Handwerk und sind in Ungarn Bestandteil der Regierungspolitik. Ohne ein passendes Feindbild kommt ein Demagoge wie Orbán nicht aus. Konsequenterweise bläht er den angeblichen Einfluss von Soros ins Unermessliche auf.
Siehe dazu:
Viktor Orbán: Verschwörungstheorien als Regierungspolitik
☛ Dass Rechtspopulisten wie Viktor Orbán Verschwörungstheorien offensiv bewirtschaften, ist keineswegs Zufall. Zwischen Populismus und Verschwörungstheorien existieren es eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten.
Siehe dazu hier:
Verschwörungstheorien und Populismus
☛ Die Entwicklung von Ungarn hin zu einer Autokratie ist besorgniserregend. Und Ungarn ist nicht allein. Am schlimmsten ist aber, dass viele Demokratinnen und Demokraten offenbar den Schuss immer noch nicht gehört haben. Wir sollten uns besser vernetzen und organisieren. Dazu ein paar Gedanken des grossen Liberalen Ralf Dahrendorf (1929 – 2009):