Die Corona-Pandemie bringt viele Hausärztinnen und Hausärzte an ihre Belastungsgrenze. Im Oberallgäu hat ein Hausarzt nun Konsequenzen gezogen und behandelt keine Ungeimpften mehr.
Dr. Paul Offenberger arbeitet schon lange als Arzt und hat viel miterlebt. Als junger Mediziner war er in Malawi in Afrika im Einsatz, erkrankte selbst an Hepatitis und hat Kinder an Masern sterben sehen. Diese Erfahrungen haben den fast 70-Jährigen zum überzeugten Impf-Befürworter werden lassen, wie er selbst erklärt. Die Corona-Impfung ist für ihn darum das einzige, sichere Mittel, die Pandemie zu überstehen.
Für diejenigen, die eine derartige Impfung nach wie vor ablehnen, hat der Hausarzt deshalb inzwischen kein Verständnis mehr. Er sagt darum:
„Ich will mir diese Diskussion nicht mehr anhören und mich belehren lassen von Quacksalbern, von Ahnungslosen, die Verschwörungstheorien, einem Aberglauben, einer Pseudoreligion anhängen. Das sollen andere machen, ich habe jetzt die Reißleine gezogen.“
Ungeimpfte dürfen deshalb nicht mehr in seine Praxis im Oberallgäu kommen.
Offenberger möchte so auch sein Praxispersonal und andere zum Teil schwerkranke Patienten vor dem Corona-Virus schützen. In einem Schreiben an Impfunwillige erklärt der Mediziner:
„Die Blockierung der Intensivstationen durch überwiegend ungeimpfte Covid-19-Patienten zwingt mich zu dieser bedauerlichen Maßnahme, aber alle vernünftigen Patienten, deren Operationen verschoben werden müssen oder die Angst vor einem Unfall mit mangelnder Versorgungsmöglichkeit haben, werden es mir danken.“
Im Schreiben weist der Hausarzt auch darauf hin, dass bereits Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen kommen, nicht lebensnotwendige Behandlungen verschoben und Patienten verlegt werden müssen.
Notfälle behandelt Hausarzt Offenberger weiterhin
Seiner ärztlichen Behandlungspflicht will der Mediziner aber trotzdem weiter nachkommen. Im Notfall behandelt er deshalb weiterhin auch ungeimpfte Personen.
Bei allen anderen impfunwilligen Patienten allerdings argumentiert der Hausarzt mit einem zerrütteten Arzt-Patienten-Verhältnis: „Da sind Patienten dabei, die ich seit fast 35 Jahren betreue, ganz liebe Leute, die aber in diesem entscheidend vitalen Punkt mir das Vertrauen nicht mehr geben. Und dann kann ich die Arzt-Patienten-Beziehung nicht mehr aufrechterhalten, weil die zerrüttet ist.“
Quelle:
„Reißleine gezogen“: Arzt behandelt keine Ungeimpften mehr (Bayerischer Rundfunk)
Ausserdem:
☛ Damit wird sich der Hausarzt bei Impfgegnern nicht gerade beliebt machen. Sein Frust ist aber nachvollziehbar. Insbesondere wenn Verschwörungstheorien im Spiel sind, zeigen Impfskeptiker und Impfgegner eine hochgradige Resistenz gegen Argumente und Fakten. Und es kommt oft eine gehörige Portion Arroganz dazu, wenn medizinische Laien einem gestandenen Mediziner die Pandemie und die Impfung erklären wollen.
Dabei spielt wohl nicht selten auch der Dunning-Kruger-Effekt eine Rolle: Anfängerinnen und Anfänger in einem bestimmten Bereiche neigen stark dazu, ihre diesbezügliche Kompetenz zu überschätzen. Im Kontext von Verschwörungstheorien ist der Dunning-Kruger-Effekt nicht selten zu beobachten.
☛ Siehe auch: