Der Koch Attila Hildmann verbreitet als nächster Prominenter abstruse Verschwörungstheorien zur Coronakrise. Er schreibt sogar vom Einsatz von Waffengewalt.
Sein erster öffentlicher Ausraster ist das nicht. Doch derart außer sich wirkte er bisher jedoch noch nie. In den vergangenen Tagen hatte schon Xavier Naidoo absurde Verschwörungstheorien zur Coronakrise verbreitet und unter anderem einen mehrfach verurteilten Reichsbürger zum „wahren Helden“ erklärt. Nun kommt also Attila Hildmann.
Er verkündet auf seiner Facebookseite, ab sofort „im Untergrund“ leben zu wollen. Als Grund gibt er an, dass man versuche, ihn zu ermorden.
Hildmann ist überzeugt, in Kürze werde in Deutschland die Demokratie abgeschafft und von bösen, geheimen Kräften eine „Neue Weltordnung“ eingerichtet.
Er kündigte an, dagegen wolle er sich mit Waffengewalt wehren. Unter anderem schrieb er: „Gehe ich im Kampf für unsere Freiheit drauf, dann nur mit Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes.“ Lieber werde er sterben, als „ein Leben lang Sklave zu sein!“
Die „Neuen Weltordnung“ ist eine verbreitete Verschwörungstheorie in rechtsextremen Kreisen und häufig mit Antisemitismus verknüpft. Diese wirre Idee kursiert auch auf den samstäglichen sogenannten „Hygienedemos“ am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Dort treffen sich unter anderem Holocaustleugner, Esoteriker und Funktionäre rechtsextremer Parteien.
Ein Konglomerat von Verschwörungsmythen
In Attila Hildmann wirrer Gedankenwelt handelt es sich bei Lothar Wieler, dem Chef des Robert-Koch-Instituts, um einen „hochrangigen Freimaurer“. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn sei Teil der Verschwörung: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er seine Maske absetzt.“ Die Angst vor Corona hält Hildmann für benutzt, „um uns zu impfen und damit zu chippen“.
Der Koch veröffentlichte allein im Laufe des Sonntags über 170 Mitteilungen. Darin kündigte er unter anderem an, im Untergrund, falls nötig, eine Armee aufzubauen. Und er kündigte an: „Sie werden versuchen, mich zu ermorden – das hat Geschichte bei ihnen! Kommen sie mir zu nahe, nehme ich ein paar mit“. Er glaubt, dann einen ehrenwerten Tod zu sterben „wie ein Samurai im Krieg“.
Zudem behauptete er am Wochenende auch, „Beweise“ für seine Theorien zu haben und diese bald vorzulegen. Das tat er allerdings nicht.
Emotionale Ausbrüche und Gewaltfantasien traten bei Attila Hildmann bereits mehrfach auf. Im Jahr 2017 regte sich der Koch über eine Restaurant-Kolumne im Tagesspiegel so stark auf, dass er in einem Facebook-Post schrieb, er wolle der Journalistin „am liebsten Pommes in die Visage stopfen“. Auf einem Foto posierte Hildmann mit Pumpgun. Ein Jahr darauf geriet er in Streit mit Polizisten, was eine Strafanzeige wegen Widerstands und Beleidigung zur Folge hatte.
Auch Xavier Naidoo irrlichtert weiter
Der Irrlaube, einer großen Verschwörung auf der Spur zu sein, verwirrt auch weiterhin Xavier Naidoo. Auf Telegram postete der Sänger neue Hinweise auf den Standort der versunkenen Stadt Atlantis. Ausserdem forderte er lebenslange Haftstrafen für Markus Söder und Christian Drosten. Er liefert darüber hinaus eine skurrile Geschichte: Die Achsneigung der Erde liege bei 23,4 Grad – und wenn man das von 90 subtrahiere, ergebe das 66,6 – wobei Verschwörungstheoretiker und religiöse Fundamentalisten die 666 als Zahl des Teufels fürchten. Im Kommentar zu dieser Entdeckung schreibt Naidoo: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber es denkt ja keiner, oder?“
Quelle: Attila Hildmann zieht bewaffnet „in den Untergrund“ (Tagesspiegel)
Dass Krisensituationen Menschen psychisch destabilisieren können, ist nicht überraschend. Es spricht sehr viel dafür, dass das bei Attila Hildmann und Xavier Naidoo der Fall ist. Die bekanntgewordenen Äusserungen sind so absurd, dass niemand, der bei klarem Verstand ist, sie ernst nehmen kann. Nur schon, wenn jemand an einem einzigen Tag 170 Mitteilungen verschickt, ist das zumindestens ein starker Hinweis darauf, dass bei dieser Person etwas nicht im Lot ist.
Eigentlich ist in solchen Fällen vor allem Mitgefühl nötig und das engere Umfeld müsste eine angemessene Betreuung organisieren.
Andererseits müssen Personen wie Naidoo und Hildmann, sofern kein psychiatrisches Gutachten Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt, für ihre Äusserungen auch Verantwortung übernehmen. Insbesondere Xavier Naidoo äussert sich seit langem hoch problematisch.
Gesellschaftlich und politisch gefährlich werden solche durchgeknallten Äusserungen, wenn sie über reichweitenstarke Accounts von Promis verbreitet werden. Hier besteht Ansteckungsgefahr, die durchaus mit Viren vergleichbar ist. Eine Strategie, wie damit gesellschaftlich und politisch umzugehen ist, müsste noch entwickelt werden.
Verbreiten sich solche Verschwörungserzählungen in der Gesellschaft, begünstigt das die Entwicklung einer Verschwörungsmentalität. und das wiederum ist eine Gefahr für demokratische Gesellschaften.
Siehe auch:
Xavier Naidoo predigt nun Verschwörungstheorien im Internet
Sänger Xavier Naidoo streut krude Verschwörungstheorie um Kindermorde wegen «Adrenochrom»
Verschwörungstheorien zum Coronavirus auf YouTube: Bushido weist Lovelock zurecht
Xavier Naidoo agiert mit Verschwörungstheorien gegen Fridays for Future
(Hier wendet Naidoo seine 666 = der Teufel Rechnerei auf Fridays for Future an)