Bei einem Amoklauf an einer Schule in Parkland (Florida) kamen im Jahr 2018 17 Menschen ums Leben. Manche Verschwörungstheoretiker halten das Parkland-Massaker für inszeniert – auch dann, wenn ihre eigenen Kinder betroffen waren. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie weit Menschen durch Verschwörungstheorien in die Irre geführt werden können.
Am 14. Februar 2018 stürmte ein junger bewaffneter Mann die Stoneman Douglas High School in der US-amerikanischen Stadt Parkland. Er tötete bei seinem Amoklauf insgesamt 17 Menschen – 14 Schülerinnen und Schüler sowie drei Angestellte der Schule. Weitere 17 Personen erlitten Verletzungen. Von den Überlebenden des Amoklaufs sind viele schwer traumatisiert.
Zu den Schülern, die das Parkland-Massaker überlebt haben, zählt auch ein junger Mann, der sich kürzlich auf der Social-Media-Plattform Reddit zu Wort gemeldet hat und sich dort Bill nennt. Er schreibt, dass sein Vater glaubt, der Amoklauf habe nie stattgefunden. In den vergangenen Monaten sei sein Vater zum QAnon-Anhänger geworden. In der QAnon-Szene wird die Verschwörungstheorie verbreitet, dass der Täter von Parkland in Wirklichkeit ein Schauspieler gewesen sei.
Vater hält Parkland-Massaker für eine Inszenierung
Dass sein Sohn von Glück reden kann, noch am Leben zu sein, scheint den Vater von Bill kaum zu interessieren. Er ist davon überzeugt, dass sein Sohn ebenso wie seine Mitschüler für ihre Behauptungen bezahlt wurden.
Dabei ist auch Bill, wie zahlreiche andere Überlebende des Massakers, schwer traumatisiert. Er leidet noch heute unter den Folgen. Er kann immer noch nicht über den Täter sprechen und verlässt den Raum, wenn das Gespräch darauf kommt. Und er fühlt sich unwohl, wenn er irgendwo ein burgunderfarbenes T-Shirt erblickt, wie es der Attentäter trug. Sein Vater habe kein Verständnis dafür, schreibt Bill. Vor allem, wenn er betrunken sei, werfe er ihm böse Worte an den Kopf, schreibt der Parkland-Überlebende und zitiert: „Du bist echt ein Prachtstück, hier rumzusitzen und so zu tun, als wäre nichts passiert, als wäre das nicht alles eine Lüge. Schäm dich, dass du ein Teil davon bist und das deiner Familie antust.“
Das Magazin «Vice» hat die Geschichte von «Bill» überprüft und berichtete darüber.
Das Parkland-Massaker steht schon lange im Zentrum von populären Verschwörungstheorien. Verschwörungskulte unterstellen, hinter dem Attentat bzw. der Inszenierung stecke eine nicht näher bekannte dunkle Macht. Manche Verschwörungsgläubige behaupten, der Milliardär George Soros oder die Antifa hätten das Massaker inszeniert. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, die Überlebenden mit schweren Vorwürfen einzudecken. Im Netz erhalten viele von ihnen Hassnachrichten oder sogar Morddrohungen. Marjorie Taylor Greene, eine QAnon nahestehende, spätere republikanische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, erregte großes Aufsehen in den Medien, als zu Beginn des Jahres ein Video davon auftauchte, wie sie einen Überlebenden des Parkland-Massakers öffentlich verbal attackiert hatte.
PARKLAND-MASSAKER: Er überlebte einen Amoklauf – doch sein eigener Vater glaubt ihm das nicht (Stern)
Ergänzend:
☛ Die unsägliche Verschwörungstheorie vom Massaker, das mit Hilfe von «Krisenschauspielern» inszeniert wurde, wurde schon beim Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School (2012) in die Welt gesetzt. Als Demagoge tat sich dort vor allem der Hassprediger und Verschwörungsideologe Alex Jones hervor.
☛ Die beiden Amokläufe von Portland und Newton sind polizeilich und juristisch sehr genau untersucht worden. Dass solche Amokläufe als Inszenierung abgetan werden können, zeigt die massive Verblendung der Verschwörungsgläubigen. Und dass dann noch Opfer und ihre Angehörigen als Krisenschauspieler attackiert werden, verdeutlicht, dass dabei alle moralischen Grenzen überschritten werden.