Gefühlt alle paar Tage versprüht wieder ein neuer Promi Verschwörungstheorien. Da stellt sich die Frage, ob Showgrössen besonders Anfänglich für derartigen Unsinn sind, oder ob man ihre Äusserungen einfach wegen ihres Bekanntheitsgrades mehr hört und sieht. Jetzt also Naomi Wolf.
Die Schriftstellerin und politische Aktivistin verbreitet seit geraumer Zeit rechte Verschwörungstheorien. Naomi Wolf startete ihre Karriere in der Öffentlichkeit um 1990 als Feministin mit Bestsellern wie «Der Mythos Schönheit». Sie hat Bill Clinton sowie anschliessend auch Al Gore politisch und stilistisch beraten.
Nun kommt sie mit einer ganzen Palette von Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie. Auf «Fox News», dem Haussender US-amerikanischer Verschwörungsideologen, attackierte sie Anthony Fauci, einen der führenden Immunologen der USA. Fauci arbeite «nicht für uns» und stehe vielmehr im Sold von Bill Gates, der Pharma-Industrie und der israelischen Regierung. Denn letztere habe Fauci jüngst eine Million Dollar zukommen lassen. Das tönt nach Korruption, wenn man nicht weiss, worum es sich bei diesem Betrag handelt. Die Tel Aviv University in Israel hat Anthony Fauci mit dem «Dan David Prize» geehrt, der mit einer Million Dollar ausgestattet ist. Für Naomi Wolf reicht das offenbar schon, um festzustellen, dass Fauci «nicht für uns» arbeitet. Solche Halbwahrheiten oder Viertelwahrheiten sind häufig anzutreffen im Raum der Verschwörungstheorien.
Recherche ist keine Stärke von Naomi Wolf
In ihrem ersten Buch Der Mythos Schönheit behauptete Naomi Wolf, dass in den Vereinigten Staaten pro Jahr 150.000 Frauen an Magersucht stürben. Die Philosophin und Autorin Christina Hoff Sommers ging der Quelle nach und entdeckte, dass dort leiden gemeint war. Die Zahl der Todes-Opfer liegt hingegen bei 100–400. Eine weitere Untersuchung kam zum Schluss, dass von den 23 Statistiken in ihrem Buch 18 falsch seien.
Naomi Wolf publizierte 2019 das Buch Outrages: Sex, Censorship, and the Criminalization of Love. Darin behauptete die Autorin, dass Dutzende Männer wegen homosexueller Betätigung im England des 19. Jahrhunderts hingerichtet worden seien. In einem Radio-Interview mit dem BBC-Journalisten Matthew Sweet machte dieser Naomi Wolf darauf aufmerksam, dass sie die Gerichtssprache in den von ihr zitierten Quellen missverstanden habe und dass keiner der Verurteilten tatsächlich hingerichtet worden sei. Ebenso sei es in den betreffenden Gerichtshandlungen nicht um freiwilligen Geschlechtsverkehr zwischen Männern, sondern um Pädophilie und Sodomie gegangen.
Diese Beispiele zeigen ein Phänomen, das bei Verschwörungsgläubigen oft zu sehen ist:
Als wahr aufgefasst und weitererzählt wird, was zur eigenen Weltsicht passt. Die Fakten kommen dabei unter die Räder. Als wahr aufgefasst wird letztlich, was sich als wahr anfühlt. Sie dazu:
Truthiness – die gefühlte Wahrheit
Quellen:
Anthony Fauci soll ein Lakai Israels sein (tachles)
Beitrag zu Naomi Wolf auf Wikipedia.