In Kontext von Corona-Verschwörungstheorien gibt es viele skurrile Vorstellungen. Eine davon ist das sogenannte «Shedding».
Glaubt man der Shedding-Legende, stossen Geimpfte das Spike-Protein des Coronavirus aus und geben es an Ungeimpfte weiter. Die Übertragung soll durch Husten, Hautkontakt oder Geschlechtsverkehr geschehen, behaupten Impfgegner. Angebliche Opfer berichten von Juckreiz, Ausschlägen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Zyklusveränderungen sowie Symptomen, die denen einer Covid-19-Erkrankung ähneln. Solche Schilderungen finden sich auf Telegram-Kanälen der Impfgegner.
Diese Vorstellungen der Impfgegner entbehren jeder Grundlage. Der Begriff „Shedding“ ist allerdings in der Virologie gebräuchlich. Er bedeutet dort allerdings etwas anderes. In der Virologie versteht man darunter nämlich die Freisetzung der Viren aus der Wirtszelle nach erfolgreicher Replikation. Der Ausdruck kann sich auf eine einzelne Zelle, aber auch auf den gesamten Körper beziehen. Letzteres wird auch Virusausscheidung genannt. Mit der Corona-Impfung hat das aber nichts zu tun.
Zwar gibt es ein Vaccine Shedding. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es sich um einen Lebendimpfstoff handelt. Dieser enthält abgeschwächte Versionen eines Krankheitserregers, die die Erkrankung selbst nicht mehr auslösen können.
Dabei kann es zum erwähnten Vaccine Shedding kommen, wobei der Körper Viruspartikel aus einem Impfstoff freisetzt. Hypothetisch besteht damit ein Infektionsrisiko für andere Menschen, das aber äusserst gering sein soll. In Deutschland wird zum Beispiel bei Masern, Mumps und Windpocken auf Lebendimpfstoffe gesetzt.
Bei den Corona-Impfstoffen handelt es sich jedoch nicht um Lebendimpfstoffe.
Die Shedding-Legende spiegelt die Ängste der Impfgegner
Es spricht sehr viel dafür, dass die geschilderten Beschwerden die Ängste der Impfgegner spiegeln.
Eindrücklich ist dabei, wie stark sich die Shedding-Legende auf das Verhalten der Impfgegner auswirkt. So gibt es in den Telegram-Kanälen Ratschläge, wie man sich als Ungeimpfter gegen das Shedding der Geimpften schützen kann («Kein Sex mit Geimpften!»).
Aus dem Kanton Thurgau berichtet ein Vater, dass seine siebenjährige geimpfte Tochter von Impfgegner-Kindern gemobbt und ausgeschlossen wurde. Auf die Vorhaltung der Kinder: «Du bist geimpft, du wirst sterben», hat die Tochter aber offenbar souverän reagiert. Sie erwiderte: «Nein, ich bin jetzt geschützt.»
Diese Geschichte wurde von einigen Medien in Deutschland aufgegriffen.
Quellen:
Ansteckung, Langzeitfolgen, Allergien: Corona-Impfmythen im Faktencheck (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
Impfstoff-Shedding: Die Angst vor den Geimpften (Stuttgarter Nachrichten)
Coronavirus: Mädchen nach Impfung von Skeptiker-Kindern gemobbt (Nau)
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