Die Sozialpsychologin Julia Becker forscht mit einem Team an der Universität Osnabrück zu Verschwörungsmythen und zum Umgang der Gesellschaft mit den aktuellen Corona-Maßnahmen. Sie befasst sich auch mit den Corona-Protesten auf der Strasse. Dazu sagt sie, dass ganz unterschiedliche Gruppen protestieren.
Nicht alle Personen, die derzeit protestieren, hängen Verschwörungsmythen an. Doch in Krisenzeiten sind Menschen anfälliger für Verschwörungsdenken und bei einem grossen Teil der aktuellen «Corona-Gegner» spielen offenbar Verschwörungsideologien eine Rolle.
Mit Blick auf die Gruppe, die an Verschwörungsmythen glaubt, macht Julia Becker jedoch interessante Aussagen. Auf der Grundlage ihrer Forschungen sieht sie bei diesen Menschen drei Persönlichkeitskorrelate:
Verschwörungsmythen & Sozialdarwinistische Einstellungen
Diese Personen glauben eher, dass der Stärkere sich immer durchsetzt und die Schwachen auf der Strecke bleiben. Auf die aktuelle Coronakrise bezogen bedeutet das, dass sie Risikogruppen eher nicht schützen, weil die ihrer Meinung nach in den nächsten Monaten ohnehin sterben.
Machiavellismus
Machiavellismus lässt sich zusammenfassen als „der Zweck heiligt die Mittel“. Diese Personen wollen ihre Ziele erreichen und tun das auch mit unethischem Verhalten. Das heisst, sie würden lügen, um Ziele zu erreichen. Und sie haben das Gefühl, dass sie niemandem in der Gesellschaft wirklich trauen können. Diese Menschen versuchen, keine Schwäche zu zeigen. Sie haben Angst, dass sonst ihre Schwäche ausgenutzt werden könnte.
Narzissmus
Narzissmus lässt sich zusammenfassen als das Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein. Verschwörungsmythen bieten hier einen guten Anlass. Denn bei Verschwörungsmythen ist es ja so, dass Menschen denken, sie hätten die Wahrheit begriffen, während alle anderen in der Gesellschaft noch im Dunkeln tappen. Die aktuellen Corona-Proteste bieten eine gute Plattform, ihre besonderen Ansichten darzustellen.
Quelle zum Stichwort Verschwörungsmythen & Persönlichkeitskorrelate:
Verschwörungsmythen: „Lügen, um Ziele zu erreichen“ (NDR)
Hier gibt es weitere Merkmale, die typisch sind für Verschwörungsgläubige und Verschwörungsdenken. Zum Beispiel Schwarz-Weiss-Denken, eine Opfermentalität, Faktenresistenz wegen dem Bestätigungsfehler, die «Cui bono?»-Frage:
Wodurch zeichnen sich Verschwörungstheorien aus? Merkmale, Charakteristika