Jetzt das auch noch: Nach der Amtsübergabe im Weissen Haus von Donald Trump zu Joe Biden ist in Teilen der QAnon-Bewegung eine Glaubenskrise ausgebrochen. Die Prophezeiung des grossen Umsturzes, durch den Donald Trump an der Macht bleiben sollte, ist nicht eingetroffen. Und nun ist ein Walliser Start-up dem ominösen Stichwortgeber Q auf der Spur. Die Frage steht im Raum: Wer ist Q?
Q verbreitet anonyme Nachrichten auf obskuren Internetplattformen und die Anhängerinnen und Anhänger bemühen sich darum, die Informationsschnipsel zu verstehen und zu interpretieren. Q gibt vor, eine einzige Person zu sein mit sogenannter Q-Clearance der US-Regierung, wodurch sie Zugang habe zu geheimen Informationen.
Wer ist Q
Eine interessante Frage ist nun, wer dieser «Q» ist – der geheime Kopf hinter der QAnon-Verschwörungsideologie. Zur Auflösung dieser Frage hat gerade das Walliser Start-up Orphanalytics mit Sitz in Verbier beigetragen.
Die Kernkompetenz des Start-ups mit einem knappen Dutzend Mitarbeitern besteht darin, grosse Textvolumen automatisiert zu analysieren und Regelmässigkeiten bei Satzbau oder Wortkombinationen festzustellen. Das ist mögliche, weil jeder Mensch sich drückt bewusst oder unbewusst immer ähnlich ausdrückt, was eine datengeleitete Beweisführung gestattet.
Das ursprüngliche Ziel dieser Textanalysen war, Universitäten beim Überführen von Tricksern zu helfen, die ihre Arbeiten durch Ghostwriter schreiben lassen. Orphanalytics unterstützt aber auch Ermittler in Fällen von Tötungsdelikten und Wirtschaftskriminalität.
Und nun hat sich Orphanalytics also mit QAnon befasst. Die Walliser säuberten knapp 5000 auf den Internetforen veröffentlichten Nachrichten von allem, was nicht autorenspezifisch ist, beispielsweise Grussformeln oder Zitate von Drittpersonen. Den Rest fütterten sie ihrer Software.
Sie spuckte ein klares Ergebnis aus. «Es ist ziemlich sicher, dass hinter Q mindestens zwei Autoren stehen», sagt CEO Claude-Alain Roten. Zudem liessen sich diese beiden Autoren verschiedenen Zeiträumen und Onlineforen zuordnen: Die frühen Beiträge auf 4chan stammen von einer anderen Person als jene auf 8chan und 8kun.
Claude-Alain Roten blickt schon weiter in die Zukunft:
«Der nächste Schritt ist jetzt, die Autoren der beiden Schreibstile zu finden, indem wir diese mit jenen der üblichen Verdächtigen vergleichen.»
Zu diesen «üblichen Verdächtigen» gehört der Amerikaner Jim Watkins, der Besitzer von 8chan, aber auch andere Figuren, die vom Erfolg der Verschwörungstheorie wirtschaftlich profitieren.
Roten sagt: «Wenn man wüsste, wer hinter QAnon steht, könnte man verstehen, wie eine unfundierte, haarsträubende Theorie, die ursprünglich nur an ein paar isolierte Hacker gerichtet war, so grossen Einfluss in Gesellschaft und Politik gewinnen könnte.» sagt Roten.
Quelle:
Walliser Start-up kommt QAnon-Verschwörungstheoretikern auf die Schliche (Tages-Anzeiger, Abo)
Anmerkung zu Q und QAnon:
Falls es gelingt, die Identität dieser zwei Personen zu lüften, die als Q auftreten, wird es interessant sein die Reaktionen der QAnon-Szene zu beobachten.
Hier mehr zu QAnon.
Ausserdem zur „Glaubenskrise“ in der QAnon-Bewegung: